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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption
Autoren: Patrick Graham
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zwischen den Feldern entlang. Aus dem üppigen Grün ringsum stechen die ziegelgedeckten Scheunen wie Schiffe hervor. In der Ferne ragt eine Reihe Weiden in den Himmel. Unter den Reifen knirscht der Ziegelschutt, mit dem die Bauern die von den Traktoren gegrabenen Furchen füllen. Peter parkt den Wagen und schaltet den Motor aus. Wo einst die Zäune waren, ist jetzt nur noch dorniges Gestrüpp, aus dem hier und dort verrosteter Stacheldraht sprießt. Die Tore sind eingestürzt und liegen, von Brennnesseln und Schlingpflanzen überwuchert, auf dem Boden.
    Eine jähe Bö lässt den Wagen erbeben. Peter öffnet das Fenster und atmet die Gerüche nach Moos und Erde ein. Sie steigen aus. Gemeinsam gehen sie auf den Eingang zu. Wie das Schild eines Immobilienmaklers aus Jackson verkündet, steht das Anwesen zum Verkauf. Ein zweites Schild frohlockt, wiederum vor dem Hintergrund lächelnder, blauäugiger Gesichter: »Schon hunderttausend Dollar gesammelt! Mit Ihren Spenden wird hier bald der Tempel der Letzten Tage von Hastings erstehen.« Peter wählt die Nummer des Immobilienmaklers. Am anderen Ende wird abgehoben.
    »Ich interessiere mich für das Grundstück außerhalb von Hastings, das Sie zum Verkauf anbieten. Was soll es denn kosten?«
    »Hundertfünfundzwanzigtausend Dollar.«
    »Haben Sie schon einen Interessenten?«
    »Ja. Einen Grundstücksmakler aus Hastings.«
    »Ich biete Ihnen zweihunderttausend.«
    »Moment bitte, ich werde mich sofort mit den Kollegen in Verbindung setzen.«
    Am anderen Ende der Leitung raschelt es, der Makler hebt einen zweiten Telefonhörer ab. Peter zieht unterdessen sein Zweithandy heraus und ruft seinen Partner in San Francisco an.
    »Grant, hier Shepard. Tust du mir bitte einen Gefallen und tätigst eine Überweisung von meinem Konto auf den Kaimaninseln auf das einer Immobilienagentur in Jackson, Mississippi?«
    »Willst du etwa dort hinziehen?«
    »Ich denke darüber nach, ja. – Moment, bitte.«
    Peter hält sich wieder das erste Handy ans Ohr. »Und?«
    »Sie bieten zweihundertfünfzigtausend Dollar.«
    »Ich erhöhe auf das Doppelte.«
    Der Agent wechselt ein paar Worte mit seinem anderen Gesprächspartner. Dann sagt er zu Peter: »Mein Kunde wüsste gern, wer Sie sind.«
    »Ich vertrete einen Großinvestor aus San Francisco.«
    Der Agent gibt die Auskunft weiter und raschelt mit seinen Papieren. »Sie bieten fünfzigtausend mehr«, sagt er dann.
    »Denen ist das Grundstück wohl sehr wichtig, wie?«
    »Ja.«
    »Sagen Sie Ihrer Kundschaft, dass das Angebot soeben auf eine Million erhöht wurde.«
    Am anderen Ende tritt eine Pause ein.
    »Eine Million, sagten Sie?«, fragt der Makler vorsichtig.
    »Die eine Hälfte wird sofort auf ein Anderkonto überwiesen. Die zweite bei Unterzeichnung des Kaufvertrags, den Ihnen mein Mandant innerhalb der nächsten halben Stunde zukommen lassen wird.«
    Der Makler verhandelt mit seinem anderen Kunden, der ihm offenbar Schwierigkeiten macht. Sein Tonfall klingt erst zornig, dann resolut. Sein Geschäftssinn hat gesiegt. »Das Grundstück gehört Ihnen«, sagt er zu Peter.
    »Ich gebe jetzt die Zahlung in Auftrag. Bereiten Sie die Papiere vor. Die Überweisung kommt.«
    Peter hält sich wieder sein zweites Handy ans Ohr.
    »Grant?«
    »Ja, ich hab’s gehört. Das muss ja ein fantastisches Grundstück sein. Was willst du damit anfangen?«
    Peter beobachtet zwei herumtollende Amseln im Dickicht.
    »Einen Parkplatz anlegen lassen.«
    Er beendet das Gespräch und legt Wendy den Arm um die Schultern.
    Den Innenhof hat der Efeu mit seinen Tentakeln in Besitz genommen, der Druck seiner Wurzeln hat das Pflaster und die Treppenstufen gesprengt. Im Inneren der Gebäude sind die Wände mit Graffiti übersät, die Holzdielen wurden herausgerissen, sodass auf weiten Teilen der nackte Beton bloß liegt. Ein paar Ratten huschen die Stromkabel entlang und verschwinden unter einem Haufen alter Matratzen, die anscheinend von Obdachlosen hier zurückgelassen wurden. Wendy und Peter atmen die feuchtigkeitsschwere Luft, Glasscherben knirschen unter ihren Füßen. Sie betreten den Gebetsraum, wo die restlichen wurmstichigen Bänke unter einer Plane vor sich hin modern. Durch die zerbrochenen Scheiben weht ein warmer Luftzug und fegt die dürren Blätter auf dem Boden durcheinander. Der eindringende Regen hat Rinnen in den Putz gegraben, und dazwischen hat ein Übernachtungsgast, der im Besitz einer Spraydose war, in riesigen Buchstaben geschrieben: » REDEMPSCHN
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