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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption
Autoren: Patrick Graham
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Helliwells Miene verändert sich.
    »Wie hast du mich gefunden? Hat’s dir die Schlampe Marcellus gesteckt? Er hat versucht, mich umzubringen, weißt du das? Wochenlang ist er mir nachgeschlichen, und eines Tages wollte er mich in einer Seitengasse erstechen. Ich spürte die Klinge im Rücken, aber als ich mich umgedreht habe, war mir klar, dass es dein Kumpel sowieso nicht schafft, wirklich zuzustechen.«
    Peter tritt Helliwell mit Wucht in den Bauch. Der Schläger krümmt sich und erbricht. Dann stöhnt er und richtet sich mühsam wieder auf.
    »Dass du und deine Bande euch seelenruhig in eurem bescheuerten Versteck treffen konntet, habt ihr nur dieser Schwuchtel zu verdanken. Hat er euch das nie gesagt?«
    »Nein. Los, rede.«
    »Wir sind natürlich sehr schnell hinter eure Spielchen gekommen. Das Gepfeife vor und hinter dem Gestrüpp und eure Schwanzlutschertreffen. Marlow, Burton und ich, wir haben Marcellus eines Tages zu uns bestellt und ihm gesagt, dass der Reverend diesen Quatsch nicht länger duldet. Weiß wie die Wand wurde er. Ohne seine Bande überlebt er nicht, sagt er. Also erklärt ihm Marlow, dass es vielleicht eine Lösung gibt, und Marcellus will natürlich wissen, welche. Marlow sagt: ›Weißt du doch, alte Schwuchtel‹ und öffnet seinen Hosenschlitz. Danach haben Burton und ich es ihm von hinten gemacht, und von da an war dein Kumpel unsere Nutte.«
    Peters Atem geht pfeifend. Weiß vor Wut drückt er Helliwell den Lauf an die Lippen und zwingt ihn, den Mund zu öffnen.
    »Mein Gott, Peter, siehst du nicht, dass er dich provoziert, damit du abdrückst? Seine Frau hat uns gesehen. Die Bullen sind sicher schon unterwegs. Er könnte eine ganze Weile im Knast sitzen, und das willst du ihm ersparen?«
    Peter wischt sich die Augen. Das Atmen fällt ihm zunehmend schwer.
    »Tut mir leid, Wendy.«
    »Diesmal ohne mich.«
    Wendy geht davon. Mit raschen Schritten, immer geradeaus. Nach fünfzig Metern aber bleibt sie stehen und hebt das Gesicht zum Himmel. Sie blickt in den Regen. Als der Schuss knallt, entfährt ihr ein Schrei, den sie mit beiden Händen erstickt.
    Die Wucht des Einschlags hat Helliwell nach hinten fallen lassen. Fassungslos starrt er die dicken Blutstropfen auf den Farnblättern an. Er begreift nicht sofort, dass ihm die Kugel nur die Wange zerfetzt hat. Eine Polizeisirene nähert sich, durch die Bäume leuchtet das Blaulicht. Peter hat seine Waffe in den Farn geworfen. Er schließt zu Wendy auf. Sie nimmt ihn bei der Hand. Gemeinsam gehen sie davon.

X
    Rückkehr nach Redemption
127
    Bevor sie Meadville wieder verließen, übernachteten Peter und Wendy in einem Motel. Sie schliefen miteinander. Zum Frühstück vertilgte Wendy einen Stapel Pfannkuchen mit Sirup und sagte: »Komisch eigentlich – wenn ich einen Orgasmus hatte, hab ich immer das Gefühl, dass man es mir nachher am Gesicht ansieht.«
    »Magst du noch mehr Pfannkuchen?«
    Daraufhin machten sie sich wieder auf den Weg nach Süden. Peter schaltet das Autoradio ein und legt eine CD ein, die er in einer Raststätte erstanden hat. Miles’ Trompete erfüllt den Wagen. Peter horcht in sich hinein, wartet auf den Schmerz. Er ist da, tief unten, wie eine Brandwunde. Ein Hauch von Barbaras Parfum mischt sich in den kühlen Luftstrom aus der Klimaanlage. Auf der Rückbank erscheinen die Silhouetten der Zwillinge. Meredith knabbert an ihrem Schmusetier, Monica haucht einen Dunstkreis an die Scheibe. Mit gerundeten Lippen. »Papa«, sagt sie.
    Wendy raucht und klopft auf ihrem Knie einen synkopischen Rhythmus zum Solo der sich in die Höhe schraubenden Trompete. Die Silhouetten der Zwillinge verschwimmen.
    »Wie heißt der Typ gleich wieder?«
    »Das darf nicht wahr sein, Baby – hast du nie von Miles Davis gehört?«
    »Doch, natürlich.«
    »Na also. Das ist er.«
    »Vom Trompetenspielen versteht er immerhin was.«
    Peter schüttelt den Kopf und rümpft die Nase.
    »Was ist? Was hab ich gesagt?«
    »Im Ernst, muchacha , bei einem wie Miles Davis kannst du doch nicht sagen, er versteht was vom Trompetenspielen.«
    »Wieso nicht?«
    Peter winkt ab. »Du hast echt keine Ahnung«, sagt er.
    Wendy zuckt die Achseln. Ihr Handy summt.
    »Scheiße, das ist Truman.«
    »Sag ihm, er soll nicht anrufen, wenn wir grad Miles Davis hören.«
    »Hallo, mein Schatz. Wie geht’s?«
    Peter wirft ihr einen verstohlenen Blick zu.
    »Ich weiß nicht. Ich bin mit meinem Freund Peter im Süden unterwegs.«
    Sie hält das Telefon ein Stück vom Ohr
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