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Süden und das grüne Haar des Todes

Süden und das grüne Haar des Todes

Titel: Süden und das grüne Haar des Todes
Autoren: Friedrich Ani
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    »Wieso?«
    Sie streckte auch das andere Bein aus, lehnte sich zurück, beugte sich wieder vor und schlug die Beine übereinander. Es sah aus, als sitze sie plötzlich nicht mehr bequem oder als fühle sie sich unangenehm beobachtet .
    Ich ließ sie nicht aus den Augen.
    »Deine Freundin antwortet dir nicht«, sagte ich .
    »Sie hätten ja sagen können, dass ich damit aufhören soll!« Ihre Erwiderung sollte trotzig wirken. Sie klang aber eher ungelenk.
    »Außerdem …«, sagte sie und blickte angestrengt zur Tür .
    »Ich langweil mich nicht, das ist interessant, mit Ihnen zu sprechen.«
    »Ich meine nicht, dass du dich im Moment langweilst«, sagte ich. »Ich meine, im Allgemeinen langweilst du dich.«
    Sie senkte den Kopf, hob ihn aber sofort wieder und bemühte sich um einen stolzen Blick. Ich richtete mich auf.
    »Sie sehen gar nicht aus wie ein Polizist«, sagte sie .
    Ich sagte: »Das höre ich öfter.«
    »Wenn meine Mum Sie sehen würd, würd sie bestimmt gleich was über Sie schreiben wollen.«
    »Was denn?«
    »Was?«
    Im Flur schlug eine Tür. Verona zuckte zusammen. Kurz darauf erschien Martin im Türrahmen. Er trat nicht ins Zimmer.
    »Bist du so weit?«, sagte er, ohne das Mädchen anzusehen. Sein bleiches Gesicht war nass vom Regen, auch seine Jacke, und ich hatte den Eindruck, er wankte .
    »Noch nicht«, sagte ich.
    Er stöhnte und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Wenn ich nicht vom Gegenteil überzeugt gewesen wäre, hätte ich angenommen, er habe in der Zwischenzeit etwas getrunken. Dann dachte ich, vielleicht blieb er nicht wegen seiner nassen Kleidung im Flur, sondern weil er fürchtete, man könne seine Fahne riechen .
    Das war ein abwegiger Gedanke. Und ich sagte: »Du solltest mit der Mutter sprechen.«
    »Gute Idee«, sagte er und war so rasch verschwunden, dass ich mich zwingen musste, nicht weiter darüber nachzudenken.
    »Aber sie kennt Frau Halmar kaum«, sagte Verona .
    »Hast du Frau Halmar nur das eine Mal am Bahnhof telefonieren sehen?«, sagte ich.
    Während sie überlegte, verschränkte sie wieder die Arme, ließ sie sinken, verschränkte sie erneut und holte tief Luft.
    »Du hast ihr hinterherspioniert«, sagte ich .
    »Nein«, antwortete sie und schüttelte den Kopf .
    »Die Geschichte mit dem Untertauchen hast du dir ausgedacht«, sagte ich. »Du hast dir ausgemalt, wie es wäre, wenn die alte Dame ein Doppelleben führen würde.«
    Sie schürzte die Lippen und erwiderte nichts .
    »Trotzdem glaube ich, dass du eine gute Zeugin bist.«
    Sie legte den Kopf schief, sie traute mir nicht .
    »Wie gut kennst du Konstantin Gabelsberger, Verona?«
    Mit einem Satz sprang sie von der Couch und ging zum Tisch, auf dem eine Flasche Mineralwasser und ein Glas standen. Im Stehen wirkte das Mädchen noch dünner .
    Bei der Begrüßung waren mir als Erstes ihre eckigen Schultern und ihre hervorstehenden Wangenknochen aufgefallen. Gierig trank sie ein paar Schlucke, sah mich an und schenkte sich mit hektischen Bewegungen ein zweites und drittes Mal ein .
    »Schmieriger Kerl«, sagte sie.
    Als ich mich zu ihr umdrehte, hörte ich ihren Magen knurren.
    »Sorry«, sagte sie.
    »Ihr mögt euch beide nicht«, sagte ich .
    »Wenn er nicht so ein alter Knacker wär, würd ich sagen, er ist hinter Frau Halmar her, der Typ. Widerlich ist der . Haben Sie gewusst, dass er vorbestraft ist?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Wegen sexueller Belästigung«, sagte Verona. »Er ist in Wohnungen eingedrungen und hat Frauen angemacht .
    Er war Hausmeister und hatte einen Schlüssel zu allen Wohnungen. So einer ist das. Und jetzt ist er hinter dem Geld von Frau Halmar her.«
    »Ist sie reich?«
    »Ist doch egal, er ist trotzdem hinter ihrem Geld her.«
    »Ich werde ihn fragen«, sagte ich .
    »Wie meinen Sie das?«
    »Seit einem Monat oder zwei hat sich etwas bei Frau Halmar verändert«, sagte ich. »Du hast dich bestimmt nicht getäuscht.«
    Nach einem skeptischen Blick auf mich und einem fahrigen Griff zum Handtuch auf ihrem Kopf lehnte sie sich an die Tischkante. »Sie hat ihn sogar einmal weggeschickt, den Gabelsberger, er hat überhaupt nicht kapiert, was los ist. Er war total verdattert, der Depp. Als er weg war, hat sie zu mir gesagt, er tät ihr Leid, aber sie hätt jetzt so viele andere Dinge im Kopf.«
    »Aus Höflichkeit hast du nicht gefragt, welche Dinge sie meint«, sagte ich.
    »Nein. Aber ich weiß trotzdem was.«
    Ich schwieg.
    »Sie hat was geschrieben«, sagte Verona .
    Ich
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