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Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Titel: Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
Autoren: Mead Richelle
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Versuch.
    «Watergate», sagte Carter ohne Umschweife.
    Hugh drehte sich zu mir um und sah mich ungläubig an. «Warum hast du nicht einfach ein Tor gemalt?»
    Simone kam nach mir dran und ich hoffte, dass sie «Kubakrise» oder «Das Bohr’sche Atommodell» kriegen würde. Der Timer startete und sie malte einen Kreis mit Linien, die daraus hervorkamen.
    «Sonne», sagte Peter sofort.
    «Richtig!», sagte sie.
    Ich sah Carter böse an. «Ihr. Mogelt. Total.»
    «Und du bist ein schlechter Verlierer», setzte er dagegen.
    Wir spielten noch eine Stunde lang weiter, aber nachdem mein Team «Onkologie», «Der Teufel und Daniel Webster» und «Der Krieg von 1812», das andere Team dagegen «Herz», «Blume» und «Lächeln» gezogen hatte, beschloss ich, nach Hause zu gehen. An der Tür hörte ich ein wehmütiges Seufzen an meinem Ohr.
    «Jetzt bist du auf dich gestellt», grummelte ich Roman leise zu.
    Ich ging unter Protestgeschrei und Anschuldigungen, ich wäre ein schlechter Kamerad – und war heilfroh, denn ich hörte, wie Carter sagte, dass sie als Nächstes Jenga spielen würden.
    Zu dieser späten Stunde verlief die Fahrt zurück in den Westen von Seattle ruhig. Ich parkte vor meinem Haus und freute ich mich darüber, dass die für diese Jahreszeit untypische Hitze immer noch in der Luft hing. So nah am Wasser war es etwas kühler, und so war die abendliche Temperatur sehr angenehm. Einem Impuls folgend, überquerte ich die Straße und ging zum Strand, der eigentlich eher ein Park war: Überall wuchs Gras und der Sandstreifen war nur etwa einen Meter breit. In Seattle gab es auch kaum eine Stelle, wo er breiter war.
    Doch ich liebte das Wasser und das leise Geräusch der Wellen, die gegen das Ufer schwappten. Eine leichte Brise fuhr durch mein Haar und in der Ferne schimmerte die aufwändige Stadtbeleuchtung. Zum einen war ich hier heraus gezogen, um von Queen Anne und der damit verbundenen unmittelbaren Nähe zu Seth wegzukommen, zum anderen aber auch, weil der Ozean immer Erinnerungen an meine Jugend als Sterbliche zurückbrachte. Der Puget Sound war zwar nichts im Vergleich zu den warmen, mediterranen Gewässern, an denen ich aufgewachsen war, aber dennoch brachte er mich zur Ruhe. Diese Behaglichkeit war natürlich bittersüß, doch Sterbliche wie auch Unsterbliche haben diesen unglücklichen Hang dazu, sich von Dingen anziehen zu lassen, von denen sie genau wissen, dass sie Schmerz bedeuten.
    Es war zauberhaft, wie das Wasser im Licht des Mondes und der Straßenlaterne glitzerte. Ich sah zu einer beleuchteten Fähre hinaus, die sich auf Bainbridge Island zubewegte, und ließ dann meinen Blick wieder zu den schlagenden Wellen vor mir wandern. Sie schienen nach einer Choreografie zu tanzen, einem verlockenden Muster, das mich dazu drängte, mit einzufallen. Ich konnte vielleicht nicht zeichnen, doch der Tanz war eine Kunst, die ich noch aus meiner Zeit als Sterbliche beherrschte. Das Wasser lockte mich zu sich heran und ich konnte beinahe die Musik hören, zu der es tanzte. Sie war berauschend, erfüllt von Wärme und Liebe und der Verheißung, dass sie diesen andauernden, dumpfen Schmerz in meiner Brust, den ich mit mir herumschleppte, seit ich Seth verloren hatte, lindern würde …
    Erst als ich bis zu den Waden im Wasser stand, begriff ich, was ich getan hatte. Meine Absätze sanken im Sand ein, und auch wenn es ein warmer Tag gewesen war, so war das Wasser immer noch ziemlich kalt und leckte mit eisiger Berührung an meiner Haut. War die Welt um mich herum gerade noch träumerisch und verschwommen erschienen, so wurden ihre Konturen nun abrupt wieder scharf und kein einladender Tanz war mehr da, der Behaglichkeit und Genuss versprach.
    Angst brachte mein Herz zum Rasen und ich wich hastig zurück, was nicht so einfach war, denn der Sand umfing meine hohen Schuhe. Schließlich schlüpfte ich aus ihnen heraus, zog sie aus dem Wasser und lief dann barfuß zurück ans Ufer. Für einige Augenblicke starrte ich auf den Sund hinaus und war erschrocken darüber, welche Angst er mir nun einflößte. Wie weit wäre ich wohl hineingewatet? Ich wusste es nicht und ich wollte auch nicht allzu genau darüber nachdenken.
    Ich drehte mich um und eilte zurück zu meiner Wohnung. Ich bemerkte den rauen Asphalt unter meinen Füßen überhaupt nicht. Erst nachdem ich wohlbehalten in meinem Wohnzimmer angekommen war – und nachdem ich die Tür hinter mir abgeschlossen hatte – fühlte ich mich zu einem gewissen Maß in
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