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Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Titel: Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
Autoren: Mead Richelle
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ins Telefon, sie sollten einen Krankenwagen schicken, und presste dann den dünnen Stoff des Trenchcoats auf seinen Bauch. Meine Bemühungen waren nutzlos. Auf dem Stoff breitete sich augenblicklich ein roter Fleck aus.
    «Nicht sprechen», flehte ich, als ich sah, wie sich seine Lippen bewegten. Sie waren bläulich. «Sie kommen schon. Alles wird gut.»
    Ich wollte ihm hunderte Fragen stellen, wissen, was geschehen war, wer es getan hatte. Keine war von Bedeutung. Ihn zu retten war das Einzige, was zählte – und außerdem war das Szenario leider ziemlich eindeutig. Ein Einbruch, den er anscheinend gestört hatte. Zwei Einschusslöcher in der Wand gaben darüber Aufschluss, was mit seinem Bauch passiert war. Der dritte Schuss hatte getroffen.
    «Miss Kincaid …» Seine Stimme war so schwach, kaum mehr als ein Krächzen.
    «Schscht. Wir reden später darüber, wenn der Notarzt da ist. Sparen Sie Ihre Kräfte.»
    «Es wird kein Später geben», keuchte er. Ich könnte schwören, er versuchte zu lächeln. «Nicht … für … mich.»
    «Sie sind bestimmt in fünf Minuten da», widersprach ich.
    «Egal. Zu schwach. Zu viel Blut.»
    «Nein», entgegnete ich verzweifelt. « Nein .» Während ich ihn noch mit wachsender Hysterie anflehte, wusste ich, dass er Recht hatte. Er hatte zu viel Blut verloren. Er war nur noch am Leben, weil eine Wunde wie diese langsam tötet. Selbst wenn die Sanitäter in diesem Augenblick zur Tür hereingekommen wären, hätten sie ihn nicht mehr rechtzeitig wegbringen können, um sein Leben zu retten. In seinem Alter und nach seiner Krankheit würde er das nicht überleben. Aber ich weigerte mich immer noch, es zu glauben.
    «Sie kommen wieder in Ordnung. Hören Sie zu –»
    «Sie hören zu.» Er hatte den Befehl nicht mit Nachdruck ausgesprochen, aber ich hielt sofort meinen Mund. Eine seiner Hände umklammerte mich. «Es ist nicht … Ihr Vertrag.»
    Mein Verstand war noch mit seinem Zustand und dem des Geschäfts beschäftigt, und ich war etwas konfus. Dann begriff ich den Zusammenhang. «Lassen Sie das mit dem Vertrag gut sein. Darüber machen wir uns später Gedanken.»
    Sein Griff wurde fester. «Es muss noch einen geben. Zwei Verträge.»
    «Es muss … was? Nein. So funktioniert das nicht. Das weiß ich sicher. Pro Seele ein Vertrag. Ich habe einen unterzeichnet. Und jetzt, bitte, sprechen Sie nicht mehr.
    «Finden Sie ihn.» Er hustete. An seinen Lippen war Blut. «Finden … Sie ihn.»
    «Das werde ich, das werde ich.» Ich hätte allem zugestimmt, auch wenn das, wovon er sprach, keinen Sinn ergab. Meine Worte schienen ihn zu beruhigen Er entspannte sich ein wenig. Trotzdem litt er zweifellos Höllenqualen. Ich sah zur Vordertür und wollte unbedingt Sirenen hören. «Sie kommen gleich», sagte ich.
    «Zu … spät. Sie … Sie können die Schmerzen aufhören lassen.»
    Er war jetzt so schwer zu verstehen, dass ich mich tief zu ihm herunterbeugen musste. Und selbst dann begriff ich die Bedeutung seiner Worte nicht gleich. «Ich versuche es.» Ich verschob den Mantel ein wenig, aber das stellte sich als vollkommen unwirksam heraus.»
    «Ein Kuss … nur ein Kuss …»
    «Ich …» Ich riss die Augen auf. «Nein. Nein. Das wird Sie umbringen …» Noch während ich es sagte, ging mir auf, wie dumm das war. Die Schusswunde brachte ihn schon um. Er würde sterben. Ein Kuss . Er wollte einen Kuss, damit er schneller starb, genau wie Luc. Seit damals hatte ich so etwas nicht mehr getan und ich hatte es auch nicht gewollt. Es war vielleicht ein Akt der Gnade gewesen, aber ich war mir wie ein Mörder vorgekommen. Und doch wusste ich, genau wie damals, dass es sein Hinscheiden erleichtern würde …
    Ich schüttelte meinen Kopf. «Nein.»
    «Nyx … sie hat es mir gezeigt. Meinen Tod gezeigt: Sie.»
    Er hustete wieder und konnte nicht mehr sprechen. Doch er hing mit schmerzverzerrter Miene und flehenden Augen weiter am Leben.
    Nyx? Nyx hatte ihm seinen Tod gezeigt …
    In meinem Hinterkopf blitzte eine Erinnerung auf, wie ich ihn eines Tages angetroffen hatte, nachdem Nyx ihn aufgesucht und ihm eine Vision gezeigt hatte. Damals war er zuerst vor mir zurückgeschreckt, hatte es aber später als simple Nachwirkung eines Albtraums abgetan. Jetzt begriff ich. Er hatte seinen Tod gesehen – und mich, wie ich ihn verursachte. Damals hatte er Angst vor mir gehabt. Mein Mann in meinem Traum war eine Lüge gewesen, doch alle anderen Visionen, die sie den Menschen gezeigt hatte,
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