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Styling deluxe / Roman

Styling deluxe / Roman

Titel: Styling deluxe / Roman
Autoren: Carmen Reid
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sich immer noch kneifen, um es glauben zu können.
    Nach zweimaligem Casting und einer Probeaufnahme hatte sie schließlich den Anruf erhalten. Und jetzt sollten Annie und ihre lachhaft reiche frühere Kundin und jetzige Bekannte Svetlana Wisneski die Styling-Gurus in einer neuen Show auf Channel Five werden,
Wonder Women.
    Hm, ja, ehrlich gesagt war Annie auch nicht gerade restlos begeistert vom Namen der Serie, aber vielleicht war ja noch Zeit zum Umdenken.
    Die Einkaufstüten in der Ecke von Dr. Yasmins Praxis enthielten das Rahmenkonzept für eine Moderatorinnen-Garderobe, das Annie an diesem Tag in einer sechsstündigen Nonstop-Einkaufsorgie zusammengestellt hatte.
    In diesen Tüten – zwei von
The Store,
eine von
Prada
und eine von
H&M
 – befand sich die Quintessenz von neun Jahren Shopping-Kompetenz.
    In Erwartung der Summen, die sie nun verdienen würde, hatte Annie sich gestattet, diverse erstaunliche Schätze zu erstehen, wie zum Beispiel die komplizierten Stiefeletten vom besten Schuhmacher in London und die mit Edelsteinen besetzten Römersandalen aus Leder von der unnachahmlichen Miu Miu.
    Hinzu kamen noch ein paar eher praktische Sächelchen: Tops mit U-Ausschnitt, Ketten und Armbänder von
H&M,
ein paar leuchtende Stretchkleider von ihrem amerikanischen Lieblingsdesigner und zwei architektonisch taillierte (sprich’s nicht aus:
Westwood-
)Jacken.
    Außerdem hatte sie sich für rote Slingback-Pumps entschieden, für flotte Märsche von Geschäft zu Geschäft mit den Frauen, die sie transformieren würde, und für eine extravagante, leuchtend blaue, sahneweiche Seidenbluse von Chloé.
    Doch die wunderbarste Errungenschaft von allen stellte der Prada-Rock dar, so behutsam wie ein Museumsexponat in Lagen von Seidenpapier eingeschlagen. Die Art von Rock, die man nicht in die Finger bekommt, wenn man einfach in einer Prada-Boutique aufkreuzt und auf das Beste hofft. Ausgeschlossen. Für dieses Meisterwerk – Plissee, Crinkle, im Dip-Dye-Look – hatte sie sieben Wochen lang auf der Warteliste gestanden und genau gewusst, dass es den Laden verlassen würde, ohne auch nur mit einem Kleiderbügel in Berührung gekommen zu sein.
    Alles, was sie gekauft hatte, leuchtete und war farbenfroh, weil sie wusste, dass das Fernsehen Farben aufsaugte, und sie vermutete, dass die Frauen, die sie transformieren sollte, die Graue-Maus-Farben der Unsicheren oder nicht Modebewussten tragen würden.
    Gekostet hatte der Shopping-Trip … tja … einschließlich der Jimmy-Choo-Stiefeletten … Oh – mein – Gott! Knapp über viertausend Pfund. Und dann das Botox bei der schicken Dr. Yaz, noch einmal sechshundert Pfund. Autsch!
    Ed hatte sie gewarnt. Er hatte sie ermahnt, sich nicht zu sehr in die Vorbereitungen für diese Fernsehmoderation zu verrennen, solange sie nicht
genau
wusste, wie viel Geld sie bekam und wie lange der Job dauerte. Doch es war schwer gewesen, sich nicht ganz furchtbar zu freuen. Channel Five! Und hatte der Produzent, Donnie (»Nenn mich Finn«) Finnigan, nicht immer wieder betont, wie viel »Potenzial« er in
Wonder Women
»erspürte«? Hatte er nicht mit Phrasen um sich geworfen wie »Besser als
Trinny and Susannah«
und »Nimm dich in Acht, Gok Wan«?
    Die Produktion sollte schon in ein paar Wochen anlaufen, also brauchte sie wirklich dringend etwas zum Anziehen! Finn wartete nur noch darauf, die »endgültigen Details« vom »Ausschuss« zu erfahren, und er hatte versprochen, sich an diesem Nachmittag bei Svetlana und Annie zu melden. Deshalb wollte Annie sich, sobald Dr. Yaz mit ihren Folterinstrumenten durch war, mit Svetlana treffen, um mit ihr zusammen zu sein, wenn Finn sie benachrichtigte.
    »Komm zu mir nach Hause«, hatte die volltönende melodische Stimme der ukrainischen Schönheit am Telefon gesagt, der man die Mayfair-Millionen wie einen Akzent anmerkte.
    »Zu dir nach Hause?«, wiederholte Annie überrascht. Obwohl Svetlana etwa sechs Jahre lang kaum jemals auch nur einen Gürtel ohne Annies Beratung gekauft hatte, war dies Annies erste Einladung in Svetlanas dreistöckige erstklassige Scheidungsabfindung in Belgravia.
    Doch sie würden jetzt zusammenarbeiten. Annie gehörte nicht mehr zu Svetlanas Dienstpersonal: Sie stand kurz davor, ihre Kollegin zu werden, ein bisschen mehr auf Augenhöhe mit ihr zu kommen – sogar ihre Freundin zu sein? Das bedeutete interessantes neues Territorium. Zumindest in ihren alten Rollen hatten sie genau gewusst, wo sie standen: Svetlana,
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