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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller
Autoren: Adam-Troy Castro
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für ihre Modifikationen verantwortlich waren, hatten keine Skrupel gehabt, mir die genaue Position des Mädchens zu nennen oder den Namen, den sie nun als eine Pilgerin in dem Gewimmel Tausender anderer Pilger in Nurejew benutzte. Ich wusste, wie sie inzwischen aussah, was wenig mit dem Gesicht gemein hatte, das Fox mir gezeigt hatte; und ich wusste, wie sehr die Operationen sie verändert hatten. Das Ausmaß der Modifikationen war beträchtlich.
    Und es hatte sogar noch eine Art Bonus gegeben. Bei meinem einzigen Gespräch mit ihrem Vater hatte ich seine väterliche Voreingenommenheit gepflegt, indem ich vorausgesetzt hatte, dass sie hübsch sei. Das Gesicht auf dem Holo war nicht gerade hübsch gewesen, aber das Gesicht, das sie heute trug, war in der Tat anmutig. Auf den meisten von Menschen bewohnten Welten hätte sie viele Herzen brechen können ... allerdings nicht so, wie sie es gleich tun würde.
    Fox' Sehnsucht war so schwer auszumachen wie jede andere Leidenschaft, die sich unter dieser friedfertigen Maske verbarg. »Hat sie die Unruhen unbeschadet überstanden?«
    »Nach dem, was ich gehört habe, schon.«
    »Geht es ihr gut?«
    »Ich habe nicht persönlich mit ihr gesprochen, aber sie ist vermutlich durch die jüngsten Ereignisse ebenso traumatisiert wie alle anderen auch. Wenn Sie sie noch weiter traumatisieren wollen, indem Sie sie mit den Dingen konfrontieren, die Sie getan haben, dann steht Ihnen das frei.«
    Sie blinzelte einige Male, blickte zu Boden und dann zu mir: ein einfacher, leerer Blick, viel zu vernunftbetont, um beschwörend zu wirken. »Können Sie meine Festnahme zurückstellen, bis ich Sie gesehen habe?«
    »Das könnte ich tun.«
    »Dann tun Sie es.«
    »Es würde einige unerfreuliche Komplikationen mit sich bringen.«
    Sie wandte sich von der brodelnden, toten See ab und schaute zu mir auf, und in ihren affektionslosen Zügen leuchtete plötzlich etwas wie Interesse auf.
    »Zu jeder anderen Zeit«, sagte ich, »hätte ich einfach ein speziesübergreifendes Tribunal einberufen, die Konföderation überzeugt, alle Einwände zu verwerfen, die wir gegen Ihre Auslieferung auf Basis von Verbrechen gegen intelligentes Leben vorbringen könnten, und sie dem übrigen Haufen überlassen. Ich hätte sogar die Anklage vertreten und getan, was ich kann, um dafür zu sorgen, dass Sie für den Rest Ihres Lebens in einer Zelle verrotten. Aber wie sich herausgestellt hat, kann die Menschheit solch einen politischen Schlag zu diesem Zeitpunkt nicht vertragen. Wie sehr mir dabei auch die Haare zu Berge stehen, ich werde Ihr Geständnis wohl vergessen müssen.«
    »So? Haben Sie das gemeint, als Sie sagten, Sie könnten meine Freundin sein?«
    Ich strich mir eine lange Haarsträhne aus den Augen und fragte mich, ob ich je eine Zeit erleben würde, in der ich nicht durch die Trümmer menschlichen Lebens würde navigieren müssen. »Das ist gewiss eine Basis für ein gegenseitiges Verständnis. Wir haben beide Schreckliches getan, wir haben beide eine Last zu tragen, wir haben sogar beide unsere eigene Persönlichkeit auf furchtbare Weise deformiert, um mit der Schuld leben zu können. Ich weiß, ich kann Sie nicht ansehen, ohne daran zu denken, wie nahe ich daran war, den Rest meines Lebens so zu verbringen wie Sie, abgeschottet und allein.
    Aber da ist auch noch ihr anderes Verbrechen. Das, das ich die ganze Zeit untersucht habe.
    Der Mord an Ihrem Ehemann, Derek Schiff.«
 
    Als ich sie wieder ansah, hatten sich Fox' Mundwinkel nach oben geschoben, eine Mimik, die niemand als Lächeln hätte bezeichnen können, die aber Zeugnis von der Auflösung einer tiefen, inneren Spannung ablegte, welche sich bis zu diesem Zeitpunkt auf die entsprechende Muskulatur ausgewirkt hatte. »Wie lange wissen Sie das schon?«
    »Seit wir Sie nach dem Massaker bei ihm gefunden haben. Sie haben dieses abgebrochen Stück Rohr aus seinem Herzen gezogen, wissen Sie noch? Es war kurz vor Anbruch der Dämmerung, noch bevor die Sonne Zeit gehabt hatte, die Luft zu erwärmen. Seine Wunde war noch so frisch, dass Dampf von ihr aufgestiegen ist. Und die Blutlache an der Stelle, an der er gestorben ist, ein gutes Stück entfernt von den anderen Opfern, war so frisch, dass das Blut weder geronnen noch im Boden versickert war.
    Wahrscheinlich haben Sie gedacht, Sie könnten ihn als ein weiteres Opfer des Tobsuchtsanfalls der Vlhani verkaufen, aber ich musste mir die Sache nur einmal ansehen, und ich wusste, dass Sie ihn gerade
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