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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller
Autoren: Adam-Troy Castro
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einer Weile stand ich auf und sammelte ihre Kleider als Beweis dafür ein, dass ich zu spät gekommen war, um ihren Selbstmord zu verhindern.
 
    Als ich zurück zur Tchi-Botschaft ging, wurde es noch kälter. Die Temperatur lag knapp unter dem Gefrierpunkt. Als der Wind zunahm, fühlten sich meine Ohren an wie Ballast, und ich fing an, mich für die Sturheit zu verfluchen, die mich dazu getrieben hatte, den Weg zu Fuß zurückzulegen.
    Ich vergaß alle Prinzipien, als ich den Gleiter sah, der von dem fernen, weißen Mast auf mich zukam.
    Er umkreiste mich einmal und landete dann vor mir. Die beiden Passagiere sahen zu, wie ich mich die letzten paar Schritte zu dem Gleiter schleppte und an Bord kletterte. Die Luft innerhalb seines ionischen Schilds war beinahe heiß, viel wärmer, als ich erwartet hatte. Meine Haut brannte, schmerzte unter tausend Einstichen rotglühender Nadeln.
    »Sie ist gegangen«, sagten sie.
    Ich nickte. »Ja.«
    »Freiwillig.«
    »Ich habe ihr die Möglichkeiten aufgezeigt. Sie hat verstanden. Und mir sogar gedankt.«
    »Ich wünschte, ich könnte das akzeptieren«, sagten die Porrinyards.
    Nach einer langen Diskussion hatten sie eingesehen, dass es keinen anderen Weg gab, mit Fox zu verfahren, aber sie hatten es auf die lange Liste der Dinge gesetzt, die sie mir verübelten.
    »Sie hat mich auch gebeten, nach ihrer Tochter zu sehen. Das muss ich noch erledigen, ehe wir abreisen können.«
    Sie nickten. »Das solltest du.«
    Sie hatten sich ein wenig beruhigt seit jenem furchtbaren Moment, als sie einfach davongegangen waren. Skye hatte sogar grinsend bemerkt: Weißt du, was du getan hast? Du hast gerade eine uralte, allwissende Intelligenz juristisch ausmanövriert! Aber die Kälte war zurückgekehrt, als ich mich darauf vorbereitet hatte, diesen letzten losen Faden zu verknüpfen; sie hatten, wenn auch grollend, eine beachtliche Zuneigung zu Fox entwickelt, eine, die den gleichen emotionalen Ursprung haben mochte wie die ebenfalls von Groll gezeichnete Zuneigung, die sie mir gegenüber empfanden.
    Oder empfunden hatten, denn eines hatten sie mir sehr klar zu verstehen gegeben: Sie konnten nicht mit einer Andrea Cort leben, die nicht imstande war, selbst mit dem zu leben, was sie getan hatte.
    Andrea Cort zu verlieren war nicht das Schlimmste, das passieren konnte. Verglichen mit dem endgültigen Schlag, den die Vlhani hatten hinnehmen müssen und der noch größeren Katastrophe, die auf die Menschheit zukam, war sie es kaum wert, betrauert zu werden. Aber ich konnte nicht anders, ich brütete darüber, als wir uns dem Turm näherten. Da war so viel, was ich vermissen würde: die Fremdartigkeit ihrer beiden Stimmen, wenn sie als eine Person sprachen; die Symphonie ihrer Körper, die sich im Einklang mit meinem bewegten, ihre atemberaubende Güte und die ebenso große Freude, die sie empfanden, wenn sie mich hinters Licht führen konnten.
    Ich bin in den drei Jahren, seit ich sie kennengelernt habe, zu einem anderen Menschen geworden, anders als der Mensch, der ich all die Jahre zuvor war. Diesen Menschen würde ich auch vermissen. Vielleicht hatte ich diese Person nicht viel lieber gemocht als das Monster, das sie gewesen war, bevor die Porrinyards in ihr Leben getreten waren, aber sie hatte immerhin bewiesen, dass sie mehr Tiefgang hatte, als ich je vermutet hätte. Ein Teil von mir wünschte, ich könnte das Unausweichliche einfach wegdrängen und den Rest meines Lebens damit verbringen, sie kennenzulernen, ihr vielleicht irgendwie beizubringen, dass sogar ihre Sünden vergeben werden konnten.
    Aber diese Andrea Cort war ein gebrochener Organismus, gebrochen von den Bocai und vom Dip Corps und von den KIquellen und jetzt auch von den Unsichtbaren Dämonen. Nach Vlhan war sie so sehr gebrochen, dass jeder weitere Schlag sie zur vollkommenen Nutzlosigkeit verdammen mochte.
    Es war Zeit, das Einzige zu tun, das noch einen Sinn hatte, und sie aus ihrem Elend herauszuzerren, die Scherben einzusammeln, ehe sie in alle Winde zerstreut waren. Es war Zeit, ihrem Leben ein Ende zu machen, wenn nicht auf die Weise, wie Fox das ihre beendet hatte, so doch auf eine andere, die nicht weniger endgültig war.
    Als wir auf dem Botschaftsgelände gelandet waren, schnappte ich mir Fox' Sachen und stand auf, um zu Rhaig zu gehen und offiziell Bericht zu erstatten.
    Skye überraschte mich damit, mein Handgelenk zu ergreifen.
    Beide Porrinyards musterten mich mit identischen kummervollen Mienen, eben den
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