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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel
Autoren: L. E. Modesitt
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Sein ganzer Körper schien sich in den unsichtbaren Weißen Wogen zu schütteln, die über ihm zusammenbrachen. Hilflos zuckte er in der Gewalt von Chaos und Schrecken, die für alle anderen in seiner Nähe unsichtbar blieben.
    Auf der Westseite des Hügels stand ungefähr noch die Hälfte der Garde von Westwind, aber sonst war keine Bewegung zu sehen. Nur Ascheflocken regneten aufs Dach der Welt nieder und hier und dort züngelten kleine Flammen.
    Die Wolke, die pilzförmig über dem Schlachtfeld angewachsen war, wurde rasch dunkler und verdeckte die Sonne. Ein Licht wie von einer frühen Abenddämmerung legte sich über das Dach der Welt.
    Nylans Beine versagten und er brach neben dem Dreibein, auf dem der Laser stand, auf dem gestampften Lehm zusammen.
    Der einzige Lanzenreiter aus Lornth, der noch auf dem Pferd saß, trieb sein Pferd nach Norden zur Ostseite des Höhenzuges. Niemand verfolgte ihn, während unablässig Asche und Regen auf dem Dach der Welt niedergingen.
    Bald folgten Donner, noch mehr Regen und Hagel. Die Hagelkörner türmten sich zu kleinen Haufen, weiß wie gebleichte Knochen, kalt wie der Tod.

 
CXXVIII
     
    R yba aber war die Geringste unter den Engeln und wurde die letzte der Herrscherinnen. Und die Engel, die nach den großen Bränden von den Sternen gefallen waren, landeten auf dem Dach der Welt und stiegen herab auf den Winden von Himmel.
     
    Dort, im Schwarzen Turm, den der große Schmied Nylan auf Befehl Rybas erbaute, fanden sie Zuflucht und sammelten ihre Kräfte und warteten, dass der Winter ein Ende nähme.
     
    Doch bleibt auf dem Dach der Welt der Winter als Erinnerung an den Sturz der Engel.
     
    Als der erste große Winter vorbei war, baute Nylan der Schmied einen neuen Schmiedeofen, einen Schmiedeofen der Menschen und nicht des Himmels. Mit Hammer und Amboss schmiedete er die Schwarzen Klingen des Todes, die Doppelschwerter von Westwind, und dann schmiedete er die Bogen des Winters, klein genug, um auf dem Pferd getragen zu werden und stark genug, um eine Rüstung zu durchschlagen. Und Ryba dem Engel gefiel es wohl.
     
    Dann aber, wie von den Dämonen prophezeit, kamen Männer, die Nachkommen der alten Dämonen, und griffen mit ihrem Chaos-Feuer die Engel an. Denn die Nachkommen der Dämonen waren fest entschlossen, die Engel aus ihrer Welt zu vertreiben und dafür zu sorgen, dass keine Frau die Vorherrschaft haben und frei über sich selbst und andere Frauen entscheiden dürfe.
     
    Blitze wurden gegen den Schwarzen Turm geschleudert, aber der Turm hielt den Blitzen des Chaos stand und trotzte den Heerscharen von Bewaffneten, deren Zug breiter war als die breitesten Flüsse und die zahlreicher kamen als Heuschrecken.
     
    Als sie aber gewahrte, dass die Männer, die Westwind angriffen, die Abkömmlinge der Dämonen waren, nahm Ryba die Feuer des Winters und mit diesen Feuern und Nylans Schwarzen Klingen, die schwärzer waren als die Nacht, zerschmetterte sie mit ihren Engeln die Dämonen. Sie zerstörten alle bis auf einen und trieben diesen letzten der Dämonen nach Osten. Keiner von ihnen blieb auf dem Dach der Welt am Leben.
     
    Und in jener Zeit schickte Ryba ihr Volk in die Länder im Süden und nach Westen, mit der Mahnung: Erinnert euch stets daran, woher ihr kamt, und lasst es nicht zu, dass ein Mann euch führt, denn das ist der Grund für den Sturz der Engel …
     
    B UCH R YBA
    1. Gesang, 2. Abschnitt (Originaltext)

 
CXXIX
     
    A ls Nylan erwachte, konnte er sich nicht bewegen. Sein Gesicht brannte und die Augen stachen, dass er sie nicht öffnen konnte, selbst wenn er hätte sehen können. Er lauschte und jedes Wort, das er hörte, traf ihn wie ein Hammerschlag. Die meisten schienen von ihm abzuprallen, die Bedeutung ging in der Gewalt des Schlages verloren.
    »… keine äußerliche Verletzung zu sehen …«
    »Eher in ihm … wer sonst hätte … stark genug, tausend Tode zu ertragen …«
    »… alles in seinem Bewusstsein … Wächterinnen tot …«
    Rybas Worte – »Wächterinnen tot« – stachen ihm in den Ohren. Er hätte gern die Hände gehoben, um sich die Ohren zuzuhalten, aber er konnte weder Hände noch Kopf bewegen und versank wieder, nicht in Dunkelheit, sondern in einem Meer aus Weißem Chaos, das seinen Körper und seine Seele zu verbrennen schien. Er versank in einem Fluss aus Feuer, das in einem Himmel flackerte, den er nicht sehen konnte, und das seinen Körper verbrannte, als würde er wie ein Ochse langsam am Spieß über dem Feuer
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