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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel
Autoren: L. E. Modesitt
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schwer.«
    Mund und Kehle waren trocken und blieben trocken, obwohl er schluckte.
    Ayrlyn berührte seine Hand und er war überrascht, wie warm die Berührung war und wie belegt ihre Stimme klang. »Wir wissen es.«
    »Wir wissen es«, bekräftigte Istril.
    Später, als er sich langsam im Stuhl wiegte, durchbrachen Schritte die weiße Dunkelheit, die Nylan immer wieder einhüllte. Harte, feste Schritte, die Nylan erkannte. Ryba.
    Im Dunkeln, dachte er, war er vielleicht fähig, die Augen ein paar Augenblicke lang zu öffnen, bevor die Schmerzen zu groß wurden, und nach einer Weile würde er wohl die normale Sehkraft zurückgewinnen. Aber im Augenblick zog er es noch vor, die Augen geschlossen zu halten, wenn es nichts Wichtiges zu sehen gab, und er hatte nicht die geringste Lust, Ryba zu sehen.
    »Was macht dein Arm?«, fragte er.
    »Ayrlyn sagt, er wird gut verheilen, und Istril ist ihrer Meinung. Istril gibt das Schwert auf. Sie will Heilerin werden und höchstens noch in Notfällen kämpfen. Ihr blieb nichts anderes übrig. Ayrlyn ist ebenfalls für eine Weile ausgefallen.«
    »Ich habe befürchtet, dass es so kommen würde.« Er ließ die Augen geschlossen und massierte sich die Schläfen und den Nacken und hoffte, das könnte die Schmerzen lindern. »Was gibt es sonst noch Neues im unabhängigen Staat Westwind?«
    »Ich schicke Fürst Silleks Schwert und seinen Ring zurück. Er ist ringsherum leicht angeschmolzen. Mehr konnten wir in dem Durcheinander nicht finden. Begleitet werden die Sachen von vielen schönen Worten. Es ist ein Angebot, Frieden zu schließen. Als Gegenleistung bieten wir an, diesen Teil der Westhörner frei von Banditen zu halten.« Ryba räusperte sich und Nylan konnte spüren, dass sie sich gegen die Liege aus dem Landefahrzeug lehnte.
    »Wird es gelingen?«
    »Ja«, gab Ryba ruhig zurück. »Fürst Karthanos hat bereits einen Gesandten geschickt und versprochen, auf den Einsatz von Truppen zu verzichten. Als Entlohnung für unsere Bemühungen, die Westhörner, wie er sich ausdrückte, ›für Reisende und Kaufleute frei von allen Behinderungen zu halten‹, hat er eine kleine Kiste Goldstücke mitgeschickt.«
    »Wie praktisch, dass er dem toten Fürsten Sillek die Schuld in die Schuhe schieben kann. So übel war der vermutlich gar nicht«, meinte Nylan. »Wie es vielen Menschen eben geht, wurde er wahrscheinlich nur in eine ausweglose Lage gedrängt.«
    »Er war übel genug, eine Reihe Wächterinnen zu töten, und übel genug, ein ganzes Heer auf uns zu hetzen. Das reicht mir völlig aus, vielen Dank. Und jemand, der sich in so eine Situation drängen lässt, sollte kein Land regieren.«
    »Wir sind doch auch nicht viel besser. Acht von einunddreißig sind noch da, nicht wahr? Und wie viele von denen, die zu uns gekommen sind, sind tot?«
    »Das ist immer noch besser als die Alternative. Auf lange Sicht hätten wahrscheinlich nur du, Saryn und Ayrlyn im Tiefland überleben können. Die anderen waren alle Sybraner.«
    »Das ist wahr. Wir hatten nicht viele andere Möglichkeiten und die Einheimischen haben uns erst recht keine Wahl gelassen.« Nylan hatte keine große Lust, sich mit ihr zu streiten, wenn es zu nichts führte. Zumal er im Grunde wusste, dass Ryba Recht hatte.
    Sie mochte Recht haben, aber wieder einmal wurde ihm bewusst, dass er kein Anführer sein und erst recht nicht mit ihr tauschen mochte. Anscheinend war er so wenig wie der arme tote Fürst Sillek fähig, ein Land zu regieren oder ein Schiff zu steuern, wo die Männer und Frauen nur auf Gewalt reagierten und stets mehr haben wollten, als sie hatten.
    »Dein Freund Relyn ist direkt nach der Schlacht verschwunden. Aber er war rücksichtsvoll, denn er hat ein Pferd aus Lornth genommen und uns nichts gestohlen. Du hast ihn gewarnt, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wir werden es wohl nicht mehr erleben, dass sein neuer Glaube uns gefährlich wird«, sagte Ryba müde.
    »Das wird er nicht.« Nylan war sich seiner Sache sicher. Trotz seiner Drohungen Relyn gegenüber war er schon vor längerer Zeit zu dieser Überzeugung gekommen. Relyn brauchte den Glauben an die Ordnung, genau wie viele andere.
    »Ich hoffe, du bist als Prophet ebenso gut wie als Ingenieur.«
    Nylan hoffte es auch, aber statt seine Unsicherheit offen einzuräumen, stellte er die Frage, deren Antwort er eigentlich schon kannte. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich diese Seite des Turms als mein Quartier beanspruche?«
    »Nein. Ich habe sowieso erwartet, dass du
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