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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd
Autoren: M Quandt
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Brusttasche seines Hemdes und förderte eine Schachtel Zigaretten zutage. »Auch eine?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Hab es mir abgewöhnt.« Seit heute Morgen , fügte sie in Gedanken hinzu. Toller Erfolg, das sind schon fast fünfzehn Stunden.
    »Wie geht es dir?«, wollte er unvermittelt wissen. »Kriegst du dein Leben allmählich wieder auf die Reihe?«
    Die Feindseligkeit war verflogen. An seiner Stimmlage erkannte sie, dass seine Frage keinesfalls nur eine hohle Floskel war, auch wenn er sie nicht eben taktvoll formuliert hatte. Aber blumige Worte waren noch nie sein Ding gewesen.
    »Was meinst du, meine Scheidung oder den Schlamassel mit dem Zuhälter, den ich auf dem Gewissen habe?«
    »Beides.«
    »Über Ersteres bin ich weg, Letzteres ist dafür verantwortlich, dass ich in den vergangenen Monaten keinen Tag länger als drei Stunden am Stück geschlafen habe.« Sie senkte den Blick und betrachtete ihre Stiefelspitzen. »Es wird langsam besser«, sagte sie ohne Überzeugungskraft.
    Nachdem sie einen Menschen getötet hatte, Notwehr hin, Ganove her, war sie in schwere Depressionen verfallen. Dieses Phänomen wurde in Polizeikreisen Post-Shooting-Trauma genannt, die Symptome waren von Fall zu Fall verschieden. Bei Mara hatte das fatale Ereignis zu Schuldgefühlen und Albträumen geführt. Sie mühte sich ein Lächeln ab, denn diesmal war sie peinlich berührt und wechselte das Thema. »Ich habe einen Mann kennengelernt. Er ist schwer hinter mir her. Schickt mir Rosen nach Hause.«
    »Wie heißt er? Wie alt ist er? Taugt er was?«
    Schweigend nahm sie ein kleines Foto aus ihrem Portemonnaie und reichte es ihm. Es zeigte einen gut aussehenden Mann Mitte vierzig, der schüchtern in die Kamera lächelte. Auf der Rückseite des Fotos hatte jemand – wahrscheinlich der Mann von der Vorderseite – eine Telefonnummer notiert, wahrscheinlich seine eigene.
    »Er heißt Tom«, murmelte sie nachdenklich.
    »Was ist denn das für ein bescheuerter Name?« Strasser riss ihr das Foto aus der Hand und betrachtete es abschätzig. »Tom der Kater. Von Tom und Jerry oder was?«
    Sie winkte verärgert ab. »Vergiss es, ich hätte dir nicht von ihm erzählen sollen. Besser, wenn du ab jetzt das Reden übernimmst. Wie gesagt, ich bin nicht zum Vergnügen hier, sondern dienstlich. Sag mir, was ich für dich tun kann, dann erzähl ich dir, welche Informationen ich brauche.«
    Er verschwendete keine Zeit. Beiläufig und deshalb unbemerkt steckte er Toms Foto in die Gesäßtasche. Gleichzeitig begann er zu sprechen. »Im Friesenviertel hat letzten Monat eine neue Bar aufgemacht, heißt Palm Beach , glaube ich. Der Schuppen scheint gut zu laufen, jedenfalls bleibt mir seitdem die Kundschaft weg. Ich habe gewaltige Umsatzeinbußen. Wie ich aus sicherer Quelle weiß, sind die meisten Frauen im Palm Beach Illegale. Also, wenn da in nächster Zeit die Jungs von der Trachtengruppe …«
    »Jo, ich habe es dir schon hundert Mal erklärt, ich bin nur Oberkommissarin, keine Dienststellenleiterin. Im Gegensatz zu dir bin ich in meinem Verein ein kleines Licht. Ich bin nicht befugt, Razzien zu veranlassen.« Sie legte eine kurze Denkpause ein. »Wie sicher ist das mit den Illegalen?«
    »Hundertpro.«
    Sie seufzte. »Ich werde mich bemühen«, versprach sie.
    Er lachte. »Wenn ihr genau heute in einer Woche zuschlagt, werdet ihr ganz nebenbei vier oder fünf gestohlene 911er Porsche finden, im Hinterhof des Palm Beach . Wie ich hörte, will man die Karren am frühen Donnerstagabend klauen und noch in der Nacht in Richtung Ukraine verfrachten. Professioneller Auftragsjob. Am besten schlagt ihr zwischen Mitternacht und zwei zu, nicht früher, nicht später.«
    Strassers Tipps waren immer zuverlässig, er kannte Gott und die Welt, wusste über alles Bescheid und war der perfekte Organisator. Trotzdem hatte Mara ein schlechtes Gewissen, mit ihm zusammenzuarbeiten, denn natürlich ging es ihm einzig und allein darum, sich die Konkurrenz vom Hals zu schaffen. Sie ließ sich ungern für die Zwecke eines Erzgauners vor den Karren spannen, auch wenn dessen Hinweise in der Vergangenheit schon zu zahlreichen Erfolgen geführt hatten.
    »Und was kann ich für dich tun?«, wollte er im Plauderton wissen.
    »Da ist eine große Sache im Gang«, erklärte sie, während sie dabei zusah, wie die Überreste von Serkans Widersacher aus dem Käfig getragen wurden. Das Gesicht des Mannes sah erbarmungswürdig aus. Sofort waren ein Arzt und zwei Sanitäter zur Stelle,
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