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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang
Autoren: Martin Scott
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werde ich es schon zeigen. Um drei Uhr morgens sitzen nur noch vier Spieler am Tisch. Prätor Raffius, Harm der Mörderische, Donax und ich. Die drei haben jeder mehrere tausend Gurans vor sich liegen, ich dagegen nur einhundertachtzig. Harm der Mörderische beschließt, mich aus dem Spiel zu drängen. Als ich vorsichtig zehn Gurans auf ein Blatt setze, zählt er gelassen die Gurans, die vor mir liegen, nimmt einhundertachtzig Münzen von seinem Haufen und schiebt sie in die Mitte des Tisches. Wenn ich mitgehe, kostet mich das alles, was ich habe, und sollte ich verlieren, bin ich erledigt.
    Ich drehe meinen Kopf ein wenig und sehe, wie Lisutaris unmerklich den Kopf schüttelt. Sie hat also immer noch keinen Gegenzauber gefunden, um Harm anzugreifen, und sie will nicht, dass ich das Risiko eingehe zu verlieren. Ich sehe auf meine Karten und schiebe mein ganzes Geld in die Mitte des Tisches.
    »Lasst sehen, was Ihr habt!«
    Harm deckt sein Blatt auf. Zwei Drachen und zwei Könige. Ich habe drei Achten. Damit habe ich gewonnen. Ich raffe das Geld zusammen und habe jetzt dreihundertsechzig Gurans vor mir liegen.
    Zitzerius taucht wieder auf und erklärt, es wäre Zeit für eine Pause. Die Spieler beschweren sich. Prätor Raffius hat in der letzten Stunde ziemlich viel verloren, und wie jeder Kartenspieler, der gerade eine Pechsträhne hat, will er seinen Verlust so schnell wie möglich ausgleichen. Harm zuckt mit den Schultern. Ihm ist es egal, ob wir eine Pause machen oder nicht. Ich würde auch lieber weiterspielen, weil ich den Verdacht habe, dass Zitzerius das Spiel nur deshalb unterbricht, um mir wieder eine Strafpredigt zu halten. Aber wir stehen trotzdem auf. Ich strebe zum Tresen, aber ich komme nicht weit, bevor mich der aufgebrachte Mob gestellt hat.
    »Das war ziemlich leichtsinnig«, erklärt Lisutaris. »Ich habe dir doch gesagt, dass du nichts riskieren sollst, bevor ich fertig bin.«
    »Ich wusste genau, was ich tat.«
    »Ich wünschte, ich wüsste, was Ihr getan habt!«, zischt Zitzerius. »Seid Ihr wirklich in die Kirche von Sankt Völlinius eingebrochen und habt ein Grab geplündert?«
    »Ja. Es gehörte zu einer laufenden Ermittlung.«
    »Euch ist klar, dass Ihr deswegen gehängt werden könnt?«
    »Weshalb? Weil ich die Stadt rette? Ich musste es tun. Erklärt dem Bischof, dass es eine lebensnotwendige Kriegshandlung war. Ihr solltet hinter mir stehen und mir meine Arbeit nicht noch erschweren. Wer schuftet sich hier die Finger wund? Wer lässt Harm am Kartentisch wie einen blutigen Anfänger aussehen, hm?«
    Lisutaris schürzt die Lippen. »Gute Frage. Er hat fünftausend Gurans, und Ihr habt dreihundertsechzig.«
    »Ich hatte einen schlechten Start. Und jetzt entschuldigt mich, da wartet ein Bier auf mich.«
    Ich reiße mich von ihnen los und gehe zum Tresen, wo Dandelion Harm gerade ein Glas Kleeh serviert.
    »Ich möchte Makri sehen«, verlangt Harm.
    »Das geht nicht«, erwidert Dandelion entschieden. »Sie ist krank und braucht Ruhe.«
    Harm zuckt mit den Schultern. »Diese schmutzige Stadt macht jeden krank. In meinem Bergkönigreich wird Makri gesund sein.«
    Marihana taucht lautlos neben uns auf. »Makri wird nicht mal in die Nähe Eures Bergkönigreiches kommen«, erklärt sie.
    »Ihr verlasst Euch darauf, dass Thraxas sie rettet?«, fragt Harm ungläubig.
    »Keinen Moment. Ich werde sie retten.«
    Harm lächelt sie gelassen an und geht an den Tisch zurück, ohne sie einer Antwort zu würdigen.
    »Vielen Dank für diesen Vertrauensbeweis«, sage ich zu Marihana.
    »Ich habe keinerlei Vertrauen in dich«, erwidert Marihana. »Und wenn du Makri an Harm verspielst, bringe ich dich auch ohne Vertrag um.«
    Donax tritt ebenfalls an den Tresen. Er wundert sich, was wohl mit Georgius Drachentöter passiert sein mag.
    »Wahrscheinlich versucht er immer noch, das Geld aufzutreiben, das er Euch schuldet«, erkläre ich. Donax’ Miene spricht Bände. Er wird so bald wie möglich ein Wörtchen mit Georgius reden. Das freut mich. Selbst für einen mächtigen Zauberer ist es gefährlich, sich mit der Bruderschaft anzulegen.
    Hauptmann Rallig sieht ziemlich müde aus. Zweifellos würde er lieber ins Bett gehen, aber solange Moolifi Karten gibt, muss er aushalten. Sie sitzt neben ihm, aber sie plaudert angeregt mit Tinitis Schlangenstricker, die auf ihrer anderen Seite sitzt. Die beiden unterhalten sich über die Garderobe.
    »Ich bewundere Euer Kleid«, sagt Tinitis. »Dieser neue Schnitt aus Samserika
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