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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang
Autoren: Martin Scott
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steht Euch ausgezeichnet. Und erst Eure Schuhe: Ich schwöre, dass meine da nicht mithalten können.«
    Sie strecken beide graziös einen Fuß aus, um ihre Schuhe zu vergleichen.
    »Was für ein wundervolles Rosa!«, haucht Tinitis.
    »Danke«, erwidert Moolifi geschmeichelt. »Leider sind sie nicht mehr makellos. Ich scheine ein paar Fäden von der Stickerei eingebüßt zu haben.«
    Mein Blick zuckt zu ihren Schuhen. Es fällt zwar kaum auf, aber es fehlen tatsächlich ein paar rosa Fäden. Und zwar genau solche rosa Fäden, wie ich sie in der Tasche habe. Die rosa Fäden, die ich an der Stelle aufgelesen habe, an der Makri gegen den orkischen Attentäter gekämpft hat. Ich weiß zwar nicht genau, was das bedeutet, aber mich beschleicht ein unbehagliches Gefühl, als wir uns wieder an den Tisch setzen und weiterspielen.

22. KAPITEL
    Raffius, Harm, Donax und ich kämpfen weiter. Die Luft ist geschwängert vom Thazisqualm, und im Kamin lodert ein helles Feuer, das die Zauberer gelegentlich mit einem Machtwort in Gang halten. Niemand, der Lisutaris, Chomeinus, Anemari und Tinitis beobachtet, würde vermuten, dass sie gerade eifrig an einem Zauber arbeiten, um Harm zu bezwingen. Ich dagegen weiß, dass sie es tun. Jedenfalls drei von ihnen. Tinitis dagegen überlegt vermutlich, wie ihr Abendkleid für den nächsten Empfang im Palast aussehen soll.
    Vizekonsul Zitzerius sitzt neben Sermonatius. Es überrascht mich ein wenig, dass Zitzerius den Philosophen offenbar respektiert. Lisutaris behandelt Sermonatius ebenfalls ehrerbietig. Ich hätte nicht gedacht, dass der eher pragmatisch ausgerichtete Zitzerius sich für Philosophie Zeit nimmt.
    Mit meinen dreihundertsechzig Gurans kann ich nach wie vor kein Risiko eingehen. Deshalb habe ich bis jetzt auch nur selten geblufft, obwohl ich das wirklich gut kann. Aber da Prätor Raffius fast schon obszön reich ist, gibt er gern ein bisschen an. Und fällt damit im großen Stil auf die Nase, als er versucht, Harm zu bluffen. Der Halb-Ork hält gelassen mit und hat am Ende das bessere Blatt auf der Hand. Danach hat der Prätor fast kein Geld mehr vor sich liegen und wirft seine Karten mit einer äußerst finsteren Miene Moolifi hin.
    »Ich steige aus«, knurrt er, steht auf, reckt sich und geht zum Tresen, um nachzusehen, ob es noch etwas Eintopf gibt. Der Prätor ist ein stattlicher Mann, ein guter Esser und weit Besseres gewohnt als den Eintopf der Rächenden Axt. Trotzdem ist diese Speise nicht schlecht für einen Mann, der gerade am frühen Morgen bei einem Kartenspiel vernichtend geschlagen wurde.
    Während Donax, Harm und ich weiterspielen, fühle ich die Blicke der Anwesenden auf mir ruhen. Ich habe mich mittlerweile auf vierhundert Gurans hochgearbeitet, und als Moolifi mir drei Könige gibt, setze ich hundert Gurans. Harm passt, aber Donax geht mit. Erneut bin ich gezwungen, alles zu setzen, was ich habe. Meine Nerven sind zum Zerrreißen gespannt, als Donax sein Blatt aufdeckt, aber ich gewinne diese Runde. Jetzt habe ich achthundert Gurans und bin wieder im Spiel. Donax ist erschüttert, und in der nächsten Runde hält er länger mit, als gut für ihn ist. Ich knöpfe ihm weitere dreihundert Gurans ab. Jetzt habe ich einen Lauf. Harm spielt ruhig und vorsichtig weiter, während ich systematisch ein Spiel nach dem anderen gegen Donax gewinne. Dieser Lauf wird zweifellos in die Geschichte eingehen. Nachdem ich den Unterhäuptling der Bruderschaft schließlich vom Tisch gefegt und ihn mit einer tödlichen Kombination aus Meisterschaft beim Setzen und Glück mit den Karten in Grund und Boden gestampft habe, steht er müde auf, legt sich den Umhang um und verschwindet, ohne sich mit einer Beleidigung von mir zu verabschieden. Sein Vollstrecker Conax wirft mir giftige Blicke zu, aber ich ignoriere ihn. Thraxas, die Nummer eins beim Raff. Das kann jetzt niemand mehr abstreiten.
    »Jetzt sind nur noch wir beide übrig, Harm«, knurre ich und verlange ein Bier.
    Harm nippt an seinem Kleeh und starrt mich eine Weile an. Ich kann seiner Miene nichts entnehmen. Er ist ein weit besserer Raffspieler, als ich erwartet habe.
    »Allerdings, Detektiv. Ihr und ich. Um den Ozeanischen Orkan oder um Makri.«
    »Ich persönlich denke da mehr ans Geld.«
    »Ist das Euer Ernst?«, erkundigt Harm sich verblüfft.
    »Frauen und magischen Tand gibt es wie Sand am Meer. Ich bevorzuge hartes Bargeld.«
    Harm zögert. Anscheinend habe ich ihn wieder etwas aus dem Konzept bringen
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