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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang
Autoren: Martin Scott
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ein.
    Deeziz schnippt mit den Fingern. Der Ozeanische Orkan schlüpft aus den Falten von Harms Gewand und fliegt in ihre Hand. Sie betrachtet das Artefakt einige Sekunden und wendet sich dann an Zitzerius.
    »Es war vielleicht ein wenig überheblich von mir, Euch einen Narren zu schelten. Immerhin habt Ihr nur getan, was Ihr für das Beste hieltet. Ihr habt alle Truppen und Zauberer in den Süden der Stadt geschickt, damit sie die Seebastionen bewachen. Wie Ihr gleich sehen werdet, war das ein folgenschwerer Fehler.«
    »Was soll das heißen?«, will Zitzerius wissen.
    »Das soll heißen, dass Ihr genau das getan habt, was Ihr tun solltet. Ich habe Panik und Argwohn in Turai gesät. Ich habe das Gerede über eine orkische Invasion geschürt. Ich habe Phantom-Orks geschaffen, die im Hafen gesehen wurden. Ich habe Gerüchte in die Welt gesetzt, dass eine Flotte vor Eurer Küste kreuzt. Ich habe orkische Attentäter in Eure Stadt geschleust, damit sie Panik verbreiten. Ich habe Euch dazu gebracht, so viele Truppen zu den Befestigungen im Süden zu verlegen, dass Eure anderen Wälle jetzt ungesichert sind. Eure Zaubererinnung hat zu wenig magischen Schutz dort gelassen, um den Rest der Stadt zu bewachen.«
    Deeziz schaut wieder auf den Ozeanischen Orkan und fängt an zu singen. Es ist bizarr. Sie singt eine Strophe von »Liebe mich durch den Winter«, Moolifis beliebtestem Lied. Aber nicht leidenschaftlich, wie sie es auf der Bühne präsentiert hat, sondern leise. Alle sehen gebannt zu. Wenn die mächtigste orkische Hexerin mitten unter ihren Feinden erscheint, erwartet man nicht unbedingt, dass sie ein Liedchen trällert.
    Deeziz hört auf zu singen und schaut Lisutaris an. »Ich habe dieses Lied jeden Tag gesungen, seit ich in Turai eingetroffen bin. Es geht auf eine uralte, sehr mächtige Anrufung der Elfen zurück. Ich habe Zauber darin eingewoben, um meine Feinde zu verwirren und Euch zu zerstören. Und jetzt ist es vollbracht.«
    »Was ist vollbracht?«
    Deeziz schiebt den Ozeanischen Orkan in ihre elegante kleine Umhängetasche.
    »Ihr wisst, dass sich diese Taverne auf einem Drachenpfad befindet?«
    »Ja«, erklärt Lisutaris.
    »Er führt durch die ganze Stadt bis zum Nordtor, wo der Fluss nach Turai hineinfließt. Ich habe die Macht des Ozeanischen Orkans über diesen Drachenpfad geschickt. In etwa dreißig Sekunden wird eine Woge von unvorstellbarer Gewalt den Fluss hinabströmen, all eure Verteidigungsbollwerke einreißen und das Nordtor zertrümmern. Sobald das geschehen ist, wird Lord Rezaz mit seinem Heer in Turai einmarschieren.«
    »Rezaz befindet sich nicht einmal in der Nähe von Turai!«, schreit Chomeinus.
    In diesem Moment feuert Lisutaris noch einen Zauber gegen Deeziz. Die schüttelt ihn mit einer lässigen Handbewegung ab.
    »Eure Magie kann gegen mich nichts ausrichten, das sagte ich doch schon. Allerdings könnte sie Lord Rezaz’ Armeen Schaden zufügen. Also wäre es für Prinz Amrag vielleicht besser, wenn Ihr nicht in der Lage wärt, Eure Zauber zu wirken.«
    Nach diesen Worten hebt Deeziz die Schleierhafte beide Arme vor sich und singt ein paar Worte. Im nächsten Moment erschüttert eine gewaltige Explosion die Rächende Axt. Ich werde rücklings gegen eine Wand geschleudert und verliere das Bewusstsein.

23. KAPITEL
    Als ich aufwache, ist es dunkel, und ich bin orientierungslos. Es ist nicht die Art von Desorientierung, die von einem zu reichlichen Genuss von Ghurds köstlichem Bier stammt, bei dem ich auf dem Boden wieder zu mir komme und mich frage, welchen Tag wir haben. Es ist eher die Art von Orientierungslosigkeit, bei der ich mich frage, wer ich bin und wie ich heiße.
    Ich stehe auf und sehe mich benommen um. Ich befinde mich in einem großen Raum. Stühle und Tische stehen herum, darauf halb geleerte Bierkrüge, und auf einem liegen jede Menge Spielkarten. Ich bin die einzige Person in dem Raum. Das Feuer im Kamin ist heruntergebrannt. Es ist alles sehr verwirrend, und ich werde nicht schlau daraus. Mir fällt auf, dass mein Mund sehr trocken ist. Überall stehen Getränke herum, aber ich werde wie von Magie zu einer Flasche auf dem Tisch gezogen, auf dem die Karten liegen. Ich nehme sie in die Hand und werfe einen Blick auf das Etikett. Das Grandiose Abbot’s Starkbier. Merkwürdiger Name für ein Bier! Ich setze die Flasche an die Lippen und leere sie mit einem Zug.
    Schlagartig fällt mir alles wieder ein. Das Grandiose Abbot’s Starkbier gibt mir meine Erinnerung zurück.
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