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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang
Autoren: Martin Scott
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Armbrustbolzen im Flug erwischen, ja, man kann ihn nicht einmal sehen! Die Zuschauer schnappen erstaunt nach Luft. Ich sehe Moolifi an.
    »Ihr seid nicht zufällig eine verkleidete Hexerin?«
    »Doch, das bin ich.«
    »Ich nehme an, ich habe es mit Deeziz der Schleierhaften zu tun?«
    »Eure Annahme ist korrekt.«
    »Lächerlich!«, ruft Harm. »Deeziz ist keine Frau!«
    »Oh, ich versichere Euch, dass ich durchaus eine Frau bin. Und bisher gefiel es mir, mich hinter Schleiern und Magie zu verbergen.«
    Überall in der Taverne fallen Stühle um, als Lisutaris und ihre Innungskollegen aufspringen. Sie sind nicht die Einzigen. Hauptmann Rallig steht bereits stocksteif da. Er ist vollkommen sprachlos, als ihm dämmert, dass er eine heiße Affäre mit der berühmtesten Zauberin der orkischen Länder hatte.
    Ich sehe Lisutaris vorwurfsvoll an. »Seht Ihr? Ich habe Euch doch gesagt, dass Deeziz in der Stadt ist.«
    Aber die Herrin des Himmels hat im Moment kein Ohr für mich. Sie wirkt einen Zauber. Ich bringe mich rasch aus der Gefahrenzone, aber Deeziz bleibt ruhig und vollkommen furchtlos auf ihrem Stuhl sitzen. Sie hebt nur die Hand und bewegt sie ein paar Zentimeter. Die Luft vor ihr kräuselt sich, das ist alles.
    »Ihr könnt mir nichts anhaben«, behauptet Deeziz. »Ich habe Eure Magie negiert.«
    »Das werden wir gleich sehen«, knurrt Chomeinusder Fleischwolf und lässt einen mächtigen Blitzstrahl auf Deeziz los. Das heißt, er versucht es. Der blaue Blitz fliegt aus seiner Hand, aber er löst sich wenige Zentimeter dahinter in Wohlgefallen auf.
    »Ihr verschwendet Eure Zeit«, sagt Deeziz. »Ich bin mächtiger als jeder von euch.«
    »Das bezweifle ich«, erklärt Lisutaris.
    »Gern, aber das ändert nichts an den Tatsachen.« Deeziz steht graziös auf. »Ich habe zehn Jahre auf einem Berggipfel meditiert, während Ihr auf Partys und Bällen gefeiert habt, Herrin des Himmels. Ich habe meine Fähigkeiten zu ungeahnten Höhen vervollkommnet, während die Zauberer von Turai Horoskope für Prinzessin Du-Lackei erstellt haben. Ihr zweifelt meine Macht an? Meine Macht? Die Macht der Zauberin, die euch hat krank werden lassen und eure Kraft angezapft hat? «
    »Die Zauberin, die mich in dem Glauben gewiegt hat, sie wäre eine Sängerin aus Nioj!«, schäumt Hauptmann Rallig.
    Ich kann verstehen, warum er sich so aufregt. Es war wirklich nicht nett von Deeziz, ihn so hereinzulegen. Sollten wir das hier lebend überstehen, dürfte Ralligs Ruf als Schwerenöter in ZwölfSeen ziemlich ramponiert sein.
    »Ihr habt Euch zu einer wunderschönen Frau verhext, während Ihr in Wirklichkeit nur eine hässliche Ork seid!«, brüllt der Hauptmann.
    Deeziz zuckt zusammen. »Eure Behauptung ist vollkommen unbegründet, Hauptmann. Ich würde nicht sagen, dass ich hässlich bin.«
    Sie macht eine elegante Handbewegung, und ihre menschlichen Gesichtszüge verschwimmen. Ihre Haut wird dunkler, ihr Haar schwarz, und ihre Gesichtszüge werden etwas markanter. Dann sieht sie mich an.
    »Haltet Ihr mich für unattraktiv?«
    »Ich …« Ich sehe mich Hilfe suchend um.
    »Ich finde, Ihr seid ganz hübsch«, erklärt Dandelion.
    »Ihr habt ein sehr attraktives Gesicht«, setzt Tinitis hinzu.
    »Ich finde, Ihr seid wunderschön«, schwärmt der junge Ravenius hingerissen. Als alle ihn anstarren, läuft er puterrot an. »Für eine feindliche Zauberin, meine ich.«
    »Trotzdem«, erkläre ich Deeziz, »versteht Ihr sicher, warum der Hauptmann wütend ist. «
    »Hauptmann Rallig war ein höchst angenehmer Gefährte«, erklärt die orkische Hexerin. »Er hat mir den Aufenthalt in dieser Stadt versüßt, ein Aufenthalt, der sonst wahrscheinlich unerträglich gewesen wäre. Aber genug davon. Ihr habt mich enttäuscht, Lisutaris. Eure Magie ist weit schwächer, als man mich hat glauben machen. Vizekonsul Zitzerius, Ihr seid ein Narr. Und Ihr … « Sie wendet sich zu Harm dem Mörderischen um. »Euer Leben ist keinen Pfifferling mehr wert, sobald Prinz Amrag erfahren hat, dass Ihr bereit wart, den Ozeanischen Orkan für eine Frau aufs Spiel zu setzen.«
    Harm reagiert blitzschnell. Er feuert einen Zauber auf Deeziz ab, aber sie winkt nur einmal mit der Hand, und Harm kracht rücklings gegen eine Wand. Nichts könnte Deeziz’ Macht besser verdeutlichen als die Leichtigkeit, mit der sie Harm bezwungen hat. Ich kann nur hoffen, dass Lisutaris einen brillanten Plan hat, wie sie Deeziz die Schleierhafte überwinden will. Denn mir fällt absolut nichts
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