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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern
Autoren: Scott Lynch
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verhindern, Stragos’ loyalste Offiziere ablenkten, während Sie zuließen, dass einige Ihrer Standesgenossen in dieser Affäre mitmischten wie Amateure bei einer Partie Rasen-Bowling.«
    »Ich aber nicht …«, protestierte Cordo.
    »Nein, Sie nicht. Sie haben gekämpft. Aber ich verberge meine Heuchelei hinter einem Lächeln, Lyonis. Und wagen Sie es nicht – hier in diesem privaten Kreis – zu behaupten, dass Ihre Verachtung für Leute wie mich Sie daran hindern würde, sich mit meinesgleichen abzugeben. Stellen Sie sich eine Stadt vor, in der die Kriminalität nicht von Personen meines Schlages reguliert würde! Und was die Allsehenden Augen betrifft, nun, ich verstehe mich nicht als Bittsteller, ich weise nur auf Tatsachen hin. Die wenigen Fanatiker, die Stragos nachtrauern, können von mir aus stolpern und auf einer Schwertspitze landen, ich habe nichts dagegen. Aber die anderen sind viel zu wertvoll, um verschwendet zu werden.«
    »Woher nehmen Sie sich das Recht«, warf Tiga ein, »uns belehren zu wollen …«
    »Das Recht nehme ich mir, weil sechs der sieben Leute, die hier sitzen, keinerlei Bedenken hatten, ihre Wertgegenstände und ihr Vermögen dem Tresor des Sündenturms anzuvertrauen. Und diese Dinge, lassen Sie es mich ganz unverblümt aussprechen, tauchen vielleicht nie wieder auf, wenn ich den Eindruck bekomme, dass unsere Beziehung sich verschlechtert.
    Ich habe in diese Stadt investiert, genau wie Sie. Ich will nicht, dass eine fremde Macht sich in meine Angelegenheiten einmischt. Und um Stragos Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, nun, ich kann mir nicht vorstellen, dass das Heer und die Marine unter Ihrer Führung unsere Feinde beeindrucken werden. Denken Sie nur daran, was passierte, als die Priori das letzte Mal in einen Krieg verwickelt wurden. Aus diesem Grund bin ich der Ansicht, dass wir sämtliche Trümpfe, die uns zur Verfügung stehen, mit größter Sorgfalt in der Hinterhand behalten sollten.«
    »Aber das können wir doch in den nächsten Tagen besprechen«, schlug Lyonis vor.
    »Das finde ich nicht. Störfaktoren wie unsere überlebenden Allsehenden Augen verschwinden meist von der Bildfläche, bevor es zu ernsthaften Diskussionen kommt.
    Die Zeiten sind turbulent. Botschaften könnten verloren gehen, man kann sie fälschen, und ich bin mir sicher, dass für alles, was passiert, eine völlig plausible Erklärung abgegeben würde.«
    »Und was genau wollen Sie?«, fragte Fioran.
    »Wenn Sie den Mon Magisteria als Verwaltungszentrum für Ihre brillante neue Regierung einrichten, hätte ich für den Anfang gern ein paar Büros. Ein paar schöne, imponierende Räume, ehe die besten unter der Hand verteilt werden. Außerdem erwarte ich am Ende der Woche den Grundstock eines Betriebsbudgets; die groben Eckdaten gebe ich Ihnen rechtzeitig bekannt. Gehälter für das nächste Jahr. Und wenn wir schon beim Thema sind, dann verlange ich mindestens drei bis vier Positionen innerhalb dieser neuen Organisation, die ich mit Leuten meiner Wahl besetzen werde.
    Als Gehalt stelle ich mir pro Kopf und per Annum zehn bis fünfzehn Solari vor.«
    »Damit Sie ein paar Ihrer Diebe, die sich bei Ihnen bewährt haben, mit fetten Pfründen belohnen können«, folgerte Lyonis. »Einträgliche Ruheposten, sozusagen.«
    »Damit ich ihnen helfen kann, ein Leben als seriöse Bürger und Verteidiger von Tal Verrar zu führen, jawohl«, bestätigte Requin.
    »Soll das heißen, dass auch Sie sich für das Leben als seriöser Bürger entscheiden?« fragte Tiga.
    »Ich dachte, ich sei bereits einer«, konterte Requin. »Götter, nein. Ich verspüre nicht den geringsten Wunsch, mich aus meinem derzeitigen Betätigungsfeld zurückzuziehen. Aber zufällig habe ich jemanden, der sich ideal dazu eignet, unserer neuen Organisation vorzustehen. Jemand, der meine Ansicht teilt, dass Stragos die Allsehenden Augen nicht in der optimalen Weise einsetzte, und auf dessen Urteil man umso mehr hören sollte, weil sie früher selbst ein Mitglied dieser Elitetruppe war.«
    Selendri musste unwillkürlich lächeln, als sich die Priori auf ihren Stühlen umdrehten und sie anstarrten.
    »Jetzt hören Sie aber auf, Requin …«, platzte Cordo heraus.
    »War um sollte ich?«, erwiderte Requin. »Ich denke nicht, dass Ihre sechs Standesgenossen mir diese winzige und sehr patriotische Bitte abschlagen werden, oder?«
    Cordo blickte sich um, und Selendri wusste, was er in den Mienen der anderen Priori lesen würde; wenn er tatsächlich
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