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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle
Autoren: Candace Camp
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Unentschlossen kaute er auf der Unterlippe und fügte nach einer Weile hinzu: „Ich glaube, er hat den Unfall mit der Postkutsche absichtlich herbeigeführt. Ich ... es schien mir, als habe er seine Pferde direkt zu dem Ding hingelenkt. Aber dann dachte ich, dass er vielleicht nur ein ungeübter Wagenlenker wäre, und wagte natürlich nicht, ihn darauf anzusprechen."
    „Hmm, vor allem nicht eine so bedeutende Persönlichkeit", warf Richard spöttisch ein.
    Darius wurde rot. „Es war vielleicht etwas einfältig von mir. Aber ich hatte doch keine Ahnung. Wie sollte ich auch?"
    „Er suchte offensichtlich nach einem Weg, in mein Haus zu kommen, um in aller Ruhe nach dem Kasten suchen zu können", mutmaßte Richard. „Hat er Sie auch veranlasst, sich bei Miss Maitland wieder anzubiedern?"
    „Er ... hmm ..." Darius hustete und starrte dann auf seine Fußspitzen. „Nun ja, er hat mich gebeten herauszufinden, was der General Jessica für einen Kasten hinterlassen hat. Er sagte, er wisse das aus dessen Testament, und ich dachte natürlich, er habe offiziell von dem letzten Willen des alten Herrn erfahren! Er erklärte mir, General Streathern habe Jessica Geld und diesen Kasten vererbt, und die beiden wären ... hätten ... sollten angeblich ... "
    „Kein Wort weiter!" fuhr Richard ihn an.
    „Nein, nein, nein! Ich weiß ja jetzt, dass es nicht stimmt. Aber damals habe ich ihm noch vertraut und alles geglaubt, und deshalb habe ich ihm versprochen, dass ich versuchen werde, Jessica wegen des Kastens auszuhorchen."
    „Aber warum denn?" warf Rachel ein. „Was ist denn nur so Wichtiges in dem Kasten?"
    „Das ist es ja gerade!" rief Jessica. „Es ist nichts weiter drin als ein paar Andenken, gar nichts Wertvolles, nur einige Medaillen aus seiner Armeezeit und ein bisschen altmodischer Schmuck."
    „Anscheinend hatte Kestwick aber daran Interesse, und als es Talbot nicht gelang, sich bei Miss Maitland wieder einzuschmeicheln, hat Kestwick das Schmuckkästchen an sich genommen, weil er es für den fraglichen Kasten hielt."
    „Von dem Schmuckkästchen weiß ich überhaupt nichts", fuhr Darius auf. „Ich wusste bis heute Abend nicht einmal, dass Kestwick es gestohlen hatte."
    „Und warum hat er es auch noch zerschlagen?" fragte Rachel.
    „Ich nehme an, aus Wut und Enttäuschung", erwiderte Richard. „Was immer er auch gesucht hatte, es war nicht in dem Kästchen, denn es war nicht das richtige. Deshalb hat er es in einem Anfall von Raserei zertrümmert. Der Mann war offensichtlich nicht ganz bei Verstand."
    Nachdem noch einige Vermutungen ausgetauscht worden waren, löste sich die Versammlung auf. Die Gäste begaben sich auf ihre Zimmer, um sich für das Abendessen umzukleiden. Auch Jessica erhob sich, enttäuscht über das dürftige Ergebnis ihrer Beratung, und ging zur Tür. Aber auf halbem Wege stellte sich Richard ihr in den Weg.
    „Warten Sie bitte einen Augenblick, Miss Maitland", sagte er förmlich. „Ich würde gern noch mit Ihnen reden, wenn es Ihnen nichts ausmacht."
    „Nein, natürlich macht es mir nichts aus." Fragend blickte sie Richard an. Seine Miene war ernst, und ihre Zuversicht schwand dahin. Wollte er ihr vielleicht sagen, dass er bereute, was zwischen ihnen gewesen war? Dass er einen Skandal fürchtete? Oder dass die Erinnerung an Caroline stärker war als seine Zuneigung zu ihr?
    Wortlos ging sie zum Sofa und nahm wieder Platz. Als der letzte Gast gegangen war, schloss Richard die Tür und schob einen Stuhl so in Jessicas Nähe, dass er sie anschauen konnte. Eine ganze Weile, in der Jessica sich für alles Kommende wappnen konnte, herrschte Schweigen zwischen ihnen.
    Schließlich begann Richard: „Sie zweifeln doch sicher nicht daran, dass ich Sie sehr schätze, Miss Maitland."
    Erstaunt hob Jessica den Kopf. „Wie bitte? Warum redest du in dieser Weise mit mir?"
    „Nun, ich ... weil es eine förmliche Angelegenheit ist."
    „Also, worum geht es?" seufzte Jessica. „Bitte, Richard, sage es mir. Wenn du mich nicht mehr hier haben möchtest, werde ich Verständnis dafür haben. Aber mach nicht so viel Umstände damit."
    „Dich nicht mehr hier haben? Wie meinst du das?"
    Ungeduldig runzelte Jessica die Stirn. „Ich meine, wenn ich nicht mehr Gabrielas Gouvernante bleiben soll ... wenn ich Cleybourne Castle verlassen soll."
    Ein feines Lächeln spielte um Richards Lippen. „Das ist vollkommen richtig, Miss Maitland ... bis auf den Schluss. Ja, ich möchte, dass Sie Ihre Stellung als
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