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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle
Autoren: Candace Camp
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ein. „Mach dir nur keine Vorwürfe, Michael", sagte Richard. „Du hast alles getan, was möglich war, um ihn zu retten. Er hat durch sein unsinniges Verhalten seinen Tod selbst herbeigeführt."
    Dann wandte er sich zu Darius Talbot um und musterte ihn kühl. „Ich nehme aber an, dass wir von Mr. Talbot etwas mehr über Kestwicks Absichten erfahren können." Darius, der die ganze Zeit starr und steif in seinem Stuhl gesessen hatte, rutschte unruhig hin und her. „Ich weiß gar nichts", sagte er mit heiserer Stimme, räusperte sich dann und wiederholte: „Ich weiß überhaupt nichts."
    „Haben Sie Ihrem Freund bei dem Einbruch in das Haus des Generals und hier in das Kinderzimmer geholfen?"
    „Nein!" Entsetzt hob Darius die Hände. „Ich sagte doch schon, ich weiß so gut wie gar nichts über ihn. Ich ... er ... ich habe ihn in London in meinem Club getroffen. Es war kurz nach dem Tod seiner Mutter, und ich sprach ihm mein Beileid aus. Er sagte, er habe die Absicht, nach Norfolk zu fahren und einem alten Freund seiner Mutter die Todesnachricht zu bringen."
    „Nach Norfolk?" rief Jessica. „Meinen Sie damit, er wollte General Streathern aufsuchen?"
    Darius nickte, „Ja. Ich ... ich hatte aber keine Ahnung, dass Sie auch dort waren." „Dann war es Kestwicks Mutter, deren Tod den General so aufgeregt hatte", sagte Jessica nachdenklich. „Er bekam den Schlaganfall, als er die Mitteilung von ihrem Tod erhalten hatte. Sie war ... er stand ihr wohl sehr nahe." Dass er sie ein Leben lang geliebt hatte, wollte sie all den fremden Menschen nicht verraten.
    „Ich habe keine Ahnung", entgegnete Darius schulterzuckend. „Kestwick hat nicht darüber gesprochen. Er fragte mich nur, ob ich ihn begleiten wollte. Und ich ...", verlegen hielt er inne. „Ich war natürlich sehr erfreut darüber", räumte er schließlich ein. „Er war ein Graf, und sein Vater hatte bis zu seinem Tod eine wichtige Position in der Regierung. Ich kannte Kestwick eigentlich nur flüchtig, von Unterhaltungen und vom Kartenspielen. Eng befreundet waren wir nicht. Deshalb war ich sehr geschmeichelt, als er mich aufforderte, ihm auf der Reise Gesellschaft zu leisten." „Weiter!" drängte Richard ungeduldig. „Was geschah dann?" „Wie fuhren zu einem kleinen Ort, Little Pilton."
    „Das ist ganz in der Nähe von General Streatherns Haus", warf Jessica ein. „Wann war das? Kestwick hat nämlich nie bei dem General vorgesprochen."
    „Doch, das hat er ganz bestimmt", erwiderte Darius überrascht. „Er hat den General am Abend vor seinem Tod aufgesucht. Wir erfuhren von seinem Ableben am nächsten Morgen, und Kestwick war sehr erstaunt. Er sagte, der General habe gestern einen durchaus gesunden Eindruck gemacht, als er ihm die Nachricht vom Tod seiner Mutter überbracht hatte. Offensichtlich habe er sich dann aber doch zu sehr darüber aufgeregt."
    „Der General wusste doch bereits, dass Kestwicks Mutter tot war!" rief Jessica aufgeregt. „Schon eine Woche zuvor hatte er die Mitteilung erhalten. Kestwick hat ihn getötet! Ich weiß zwar nicht, wie und warum, aber ich habe es seinen Augen angesehen, als er davon sprach. Er hat ihn getötet. Ich habe es ihm auf den Kopf zugesagt, und er hat nicht widersprochen."
    Darius schüttelte den Kopf. „Aber das ist doch Unsinn."
    „So, es ist also Unsinn?" versetzte Jessica ärgerlich. „Kestwick hat den General nie besucht - zumindest nicht offiziell. Niemand im Hause hat ihn gesehen. Er muss heimlich eingedrungen sein, um den alten Herrn aus der Welt zu schaffen." Sie atmete tief ein, bevor sie ratlos hinzufügte: „Aber warum?"
    „Nun, Sie haben doch gesagt, dass er den Kasten haben wollte, den der General Ihnen hinterlassen hat", bemerkte Rachel.
    „Ja, aber warum? Was ist so Wertvolles an diesem Kasten, dass man deshalb einen Menschen umbringt?"
    „Er interessierte sich tatsächlich für irgendeinen Kasten", bestätigte Darius. „Er ... ich glaube, wir haben deshalb diesen Weg auf unserer Rückreise nach London eingeschlagen. Etwa zwei Tage bevor der Schneefall einsetzte stiegen wir in einem Wirtshaus in der Nähe ab."
    „Das gab ihm die Möglichkeit, heimlich in Cleybourne Castle einzudringen und danach zu suchen."
    „Wahrscheinlich ... ja ..." Darius rutschte wieder unruhig hin und her. „Ich verstand nicht, warum wir in diesem langweiligen Nest blieben. Aber Kestwick war nicht der Mensch, den man mit Fragen behelligen konnte. Ich habe auch nicht gemerkt, dass er nachts wegging."
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