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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich Todesangst wider. Matt vermeinte fast, die hilflosen verzweifelten Schreie aus ihrem halbgeöffneten Mund hören zu können.
    „Verfluchte Scheiße!“, stammelte er und unterdrückte den Würgereiz, bis ihm die Tränen in die Augen schossen. Eiskalte Finger schienen sich um sein Herz zu pressen, als er den Jungen sah.
    In dessen Kehle klaffte ein riesiges Loch, aus dem nur noch langsam Blut herausquoll. Auch seine Brust war brutal aufgerissen worden, so als hätte jemand durch den T-Shirt-Stoff nach seinem Herzen gegriffen und es entnommen.
    Matts Knie wurden weich, Schweiß bedeckte sein Gesicht und rann ihm den Rücken hinab. Mit ausgetrockneter Kehle schluckte er hart. Der Anblick des malträtierten Jungen schockte ihn, er sank zu Boden, und das Adrenalin, das ihn die ganze Zeit durchflutet hatte, verlor seine Wirkung. Tief atmend versuchte er sich zu beruhigen, seinen Kopf wieder klar zu bekommen. Das zu tun, was von ihm erwartet wurde. Seine Gefühle hielten ihn jedoch noch weitere Minuten auf dem Teppich, er war nicht fähig aufzustehen. Betroffen kniff er die Augen zu und atmete gleichmäßig ein und aus, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte.
    In dem Moment sprang etwas auf ihn zu und hämmerte mit kleinen Fäusten auf ihn ein. Sein Herz hatte einen Moment ausgesetzt, er urinierte in die Uniformhose.
    „Verdammt!“, rief er und bekam eine Faust zu fassen. Panisch versuchte sich das Wesen aus seinem Griff zu befreien und schrie und spuckte. Biss ihn sogar in den Arm. Matt erblickte ein kindliches Gesicht und er ließ die Faust los.
    „Medina?“, flüsterte er. „Ganz ruhig, jetzt wird alles gut. Alles wird gut …“, murmelte er und zog den kleinen Körper an sich, um ihn zu wiegen und zu beruhigen. Langsam wurde das Kind ruhiger, um schließlich den Kopf an seine Schulter zu lehnen.
    „Robin, fordere den Coroner und einen Krankenwagen an. Ich komme jetzt mit einer Überlebenden raus“, erklärte er mit gebrochener Stimme eilig durchs Funkgerät. „Und sag den Detectives Bescheid“, fügte er hinzu.
    Kapitel 1
    Er lag auf einem Messingbett. Die Arme waren an der abschließenden Querstange des Betthauptes über seinem Kopf angekettet, die Fußgelenke links und rechts am Lattenrost unter der Matratze.
    Er hatte die Augen aufgerissen. Darin der typische Ausdruck, der zeigte, dass er kurz vor einem Orgasmus stand.
    „Ja, oh ja. Bist du heiß, Babe“, stöhnte er und sein Körper wand sich unter ihr. Sein Kopf lehnte zwischen den Armen am Betthaupt, Schweißperlen liefen ihm von der Stirn in die Augen, dann über die Wangen. Einige sammelten sich auf der Nasenspitze, um in einem großen Tropfen auf seine Brust zu fallen. Mit kreisenden Bewegungen trieb sie ihn weiter an. Doch plötzlich stand sie auf und zog sich seelenruhig an. Bevor er richtig mitbekam, was sie vorhatte, schlüpfte sie in ihre Stiefel und verließ die Wohnung. Nicht ohne vorher das Geldbündel von der Kommode in ihre Hosentasche zu stopfen. Er schrie ihr irgendetwas nach, aber sie konnte die Worte nicht mehr hören, obgleich sie wusste, dass er wohl ziemlich sauer sein musste.
    ***
    Ihre verschmierten Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, als sie ihre Autotür fernöffnete, sich auf den glatten Ledersitz sinken ließ und den Motor startete. Schwungvoll fuhr sie aus der Parklücke und hob den Po an, um an ihre Zigaretten zu kommen. Mit der anderen Hand schaltete sie in den ersten Gang, klopfte sich eine aus der Packung und zündete sie an. Wen interessiert schon dieser Penner , ging es ihr durch den Kopf, als sie mit quietschenden Reifen losfuhr.
    Genüsslich rauchte sie ihre Zigarette, schnippte die Asche aus dem offenen Fenster und erreichte bald eine Landstraße, die selten befahren wurde. Der Wind spielte mit ihren langen Haaren, streichelte ihre nackten Arme und kühlte sie ab. Es war früh am Abend, noch nicht ganz dunkel und die schwüle Luft ließ alles an ihr kleben. Sie kramte das Geld aus ihrer Hosentasche heraus, das sie dem Typen von der Kommode geklaut hatte. Die Banknoten waren ineinander verknittert, so dass sie immer wieder nach unten auf ihren Schoß schauen musste.
    Plötzlich riss sie die Augen auf und stieg auf die Bremsen. Der Wagen drehte sich einmal um die eigene Achse und kam schließlich zum Stehen. Zitternd klammerte sie sich am Lenkrad fest und starrte durch die zerbrochene Windschutzscheibe ins Dunkel. Es bestand kein Zweifel, dass sie jemanden überfahren hatte. Angst kroch in ihre Glieder.
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