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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft
Autoren: Judith McNaught
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einmal auf einem Jahrmarkt gesehen und seither unermüdlich geübt. Wenn Paul sieht, wie gut ich bin, wird er...«
    »Er wird denken, du hättest endgültig den Verstand verloren, Whitney! Er wird es für einen neuerlichen Versuch halten, unter allen Umständen seine Aufmerksamkeit zu erregen.« Als sie das entschlossene Kinn ihrer Freundin sah, änderte Emily ihre Taktik. »Whitney, bitte denk doch an deinen Vater. Was wird der sagen, wenn er davon erfährt?«
    Whitney holte tief Atem und sah durch das Fenster auf die Gruppe junger Leute, die auf dem Rasen wartete. »Vater wird das sagen, was er meistens von sich gibt. Daß ich ihn enttäuscht habe, daß ich ihm und dem Andenken meiner Mutter Schande mache, und daß er froh ist, daß sie nicht erleben muß, was aus mir geworden ist. Und dann wird er mir einen halbstündigen Vortrag darüber halten, was für eine vollkommene junge Lady Elizabeth Ashton ist, und daß ich mir an ihr ein Beispiel nehmen sollte.«
    »Nun, wenn du Paul wirklich beeindrucken willst, solltest du vielleicht.. .«
    Whitney ballte die Hände zu Fäusten. »Ich habe mich ja bemüht, so wie Elizabeth zu sein. Ich habe diese widerlichen Rüschenkleider angezogen, in denen ich mir vorkomme wie ein wandelnder Berg. Ich habe geübt, stundenlang kein Wort zu sagen und mit den Wimpern zu klimpern, bis mir die Lider wehtaten.«
    Emily biß sich auf die Lippe, um ein Lächeln über Whitneys Schilderung von Elizabeth Ashtons geziertem Gehabe zu verbergen, dann seufzte sie leicht auf. »Ich werde den anderen sagen, daß du gleich kommst.«
    Mit empörtem Schnaufen und höhnischem Lächeln begrüßten die Zuschauer Whitney, als sie mit dem Pferd am Zügel auf sie zukam. »Sie wird herunterstürzen«, prophezeite eines der Mädchen, »wenn sie der Herr nicht zuvor tot umfallen läßt, weil sie diese unmöglichen Hosen trägt.«
    Whitney widerstand tapfer der Versuchung, eine passende Antwort zu geben, reckte hochmütig den Kopf und warf Paul einen verstohlenen Blick zu. Sein gutaussehendes Gesicht zeigte tiefe Mißbilligung, während sein Blick von ihren nackten Füßen über die prallen Breeches zu ihrem Gesicht hinauf wanderte. Innerlich zuckte sie unter seinen Blicken zwar zusammen, schwang sich dann aber resolut auf den Rücken des wartenden Wallachs.
    Während das Pferd in den geprobten leichten Galopp fiel, arbeitete sich Whitney vorsichtig in eine stehende Position. Erst kniete sie sich auf den Pferderücken, dann streckte sie die Arme aus, um ihre Balance zu bewahren, bis sie schließlich stand. Runde um Runde drehte sie, und trotz ihrer ständigen Angst, hinunterzustürzen oder wie eine Närrin auszusehen, gelang es ihr doch, ebenso geschickt wie anmutig zu wirken.
    Als sie ihre vierte Runde anfing, überflogen ihre Augen die schockierten und verächtlichen Mienen links von ihr und suchten nach dem einzigen Gesicht, das für sie zählte. Paul stand halb im Schatten der Bäume, an seinem Arm hing Elizabeth Ashton, aber als sie an ihm vorbeiritt, sah sie, wie ein leises, zögerndes Lächeln um seine Lippen flog. Wilder Triumph stieg in ihr auf. Als sie das nächste Mal an ihm vorbeikam, lächelte ihr Paul uneingeschränkt zu, und all die Mühen der vergangenen Wochen waren plötzlich belanglos.
    Hinter einem Fenster im ersten Obergeschoß starrte Martin Stone auf den Rasen hinunter, auf dem seine Tochter ihre Kunststücke vollführte. Hinter ihm betrat der Butler den Salon und kündigte die Ankunft von Lord und Lady Gilbert an. Zu aufgebracht über seine Tochter, um auch nur ein Wort herausbringen zu können, begrüßte er seine Schwägerin und ihren Ehemann mit einem kurzen Nicken und zusammengebissenen Zähnen.
    »Wie schön, Sie nach all diesen Jahren endlich wiederzusehen, Martin«, log Lady Anne liebenswürdig. Und als er beharrlich schwieg, fügte sie hinzu: »Wo ist Whitney? Wir sind sehr gespannt auf sie.«
    Endlich fand Martin Stone seine Stimme wieder. »Sehen Sie sie nicht, Madam?« fauchte er. »Sie brauchen nur aus dem Fenster zu schauen.«
    Überrascht trat Anne ans Fenster und blickte hinaus. Auf dem Rasen balancierte ein schlanker junger Mann vor einer Reihe junger Leute ganz hervorragend auf einem Pferderücken. »Was für ein behender junger Mann«, meinte sie lächelnd.
    Ihre unschuldige Bemerkung schien Martin Stones zornige Starre in wilden Aktionismus zu verwandeln. Er machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zur Tür. »Wenn Sie Ihre Nichte begrüßen wollen, kommen Sie mit
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