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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft
Autoren: Judith McNaught
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hatte sich in der Tat zum Narren gemacht, und im Umkreis von fünfzehn Meilen gab es kein anderes Gesprächsthema mehr.
    Anfangs hatte es ihn durchaus erheitert, das Objekt der bewundernden Blicke und des verlangenden Lächelns einer Fünfzehnjährigen zu sein, doch mittlerweile setzte ihm Whitney mit der Entschlossenheit und der taktischen Raffinesse eines weiblichen Napoleon nach.
    Ritt er beispielsweise über das Gelände seines Anwesens, konnte er sicher sein, ihr unterwegs zu begegnen. Es war fast so, als hätte sie irgendwo einen Ausguck, von dem aus sie jeden seiner Schritte verfolgte, und Paul fand ihre Vernarrtheit in ihn schon lange nicht mehr amüsant.
    Vor drei Wochen hatte sie ihn bis zu einem örtlichen Gasthaus verfolgt. Während er gerade darüber nachdachte, ob er der verstohlenen Einladung der Wirtstochter folgen sollte, sich später mit ihr auf dem Heuboden zu treffen, hatten ihn plötzlich zwei vertraute grüne Augen durchs Fenster angestarrt. Er hatte seinen Bierkrug auf den Tisch geknallt, war hinausmarschiert, hatte Whitney gepackt, sie kurzerhand auf ihr Pferd gesetzt und darauf hingewiesen, daß ihr Vater nach ihr suchen würde, wenn sie bei Einbruch der Dunkelheit nicht zu Hause wäre.
    Dann war er wieder hineingegangen und hatte einen neuen Krug Ale bestellt, aber als die Wirtstochter wie unabsichtlich mit ihren Brüsten seinen Arm streifte, sah Paul plötzlich vor seinem inneren Auge, daß ihn während des höchst reizvollen Liebesspiels mit dieser jungen Maid ein Paar grüne Augen durch ein anderes Fenster hindurch anstarrten. Er hatte genügend Münzen auf den Tisch geworfen, um die verletzte Eitelkeit der Wirtstochter zu besänftigen, und war gegangen - nur um Whitney Stone auf dem Heimweg erneut zu begegnen.
    Er begann sich langsam zu fühlen wie ein Verfolgter, der auf Schritt und Tritt überwacht wurde, und seine Geduld wurde bis zum Zerreißen strapaziert. Und doch, dachte Paul gereizt, verteidige ich Whitney hier gegen Kritik, die sie mehr als verdient hat.
    »Ich glaube, ich sollte nachschauen gehen, was Whitney eigentlich aufhält«, meinte ein Mädchen, das etliche Jahre jünger als die anderen war. Emily Williams eilte über den aprilgrünen Rasen zu den Ställen. Sie drückte die Tür auf und blickte den halbdunklen Gang entlang. »Wo ist Miss Whitney?« fragte sie den Stallburschen, der einen rotbraunen Wallach striegelte.
    »Da drinnen, Miss.« Sogar in dem schummrigen Licht entging Emily die glühende Röte nicht, die sein Gesicht überzog, als er auf eine Tür neben dem Futterraum deutete.
    Verdutzt klopfte Emily leicht an die Tür, trat ein und erstarrte angesichts des Anblicks, der sich ihr bot. Whitney Allison Stones lange Beine steckten in hautengen Breeches, die ihre schlanken Hüften betonten und in der zierlichen Taille von einem Stück Seil zusammengehalten wurden. Über den Reithosen trug sie ein dünnes Leibchen.
    »Du hast doch wohl nicht die Absicht, dich so in der Öffentlichkeit zu zeigen?« ächzte Emily.
    Whitney warf ihrer entsetzten Freundin einen amüsierten Blick über die Schulter zu. »Selbstverständlich nicht. Ich ziehe mir noch ein Hemd an.«
    »A . . . aber warum?« stammelte Emily.
    »Weil ich es nicht für besonders schicklich halte, nur mit einem Leibchen bekleidet hinauszugehen, Dummchen«, entgegnete Whitney munter, schnappte sich das saubere Hemd des Stallburschen vom Haken und zog es sich über den Kopf.
    »Schicklich? Schicklich?« empörte sich Emily. »Es ist absolut unschicklich für dich, Breeches zu tragen. Das weißt du genau!«
    »Stimmt. Aber mit Röcken kann ich kaum ohne Sattel reiten, ohne daß sie mir um die Ohren fliegen, oder?« argumentierte Whitney heiter, drehte ihre ungebärdigen langen Haare zu einem Knoten zusammen und steckte ihn im Nacken fest.
    »Ohne Sattel? Es kann doch nicht dein Ernst sein, im Herrensitz reiten zu wollen - dein Vater enterbt dich, wenn du das noch einmal wagst.«
    »Ich werde nicht im Herrensitz reiten«, beschied sie Whitney, »obwohl ich nie begreifen werde, warum Männer rittlings auf einem Pferd sitzen dürfen, während wir als das angeblich schwächere Geschlecht unsere Beine an einer Seite herunterhängen lassen und um unser Leben fürchten müssen.«
    Aber Emily ließ sich nicht ablenken. »Was hast du vor?«
    »Ich wußte ja noch gar nicht, wie inquisitorisch du sein kannst, Miss Williams«, neckte Whitney. »Aber um deine Frage zu beantworten: Ich werde im Stehen reiten. Das habe ich
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