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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren
Autoren: L. E. Modesitt
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wir unsere Kriegsschiffe nach dem Vorbild der Hamoraner bauen. So wie Rynst es bereits plant.«
    »Kanonen nach alter Bauart wären denkbar«, fährt Kharl fort, »aber ohne das Drohmittel der Feuerkanonen könnten fremde Kriegsschiffe versuchen, unsere zu entern … und Ihr könnt Euch ausmalen, was das bedeutet.«
    »Ihr seid ein schlauer Magier …«
    »Und Ihr seid zuständig für die Spiegelinfanterie. Sie werden in der Nähe von Cyad ausgebildet, wenn ich mich recht erinnere. Die Truppen könnten auch in den leeren Baracken an der östlichen Seemauer stationiert werden. Wenn es notwendig werden sollte … nun ja … ich bin sicher, Ihr versteht mich.«
    Luss schürzt die Lippen. »Ich werde nachdenken über Eure … Denkgebilde.«
    »Natürlich, mein Freund. Natürlich.« Kharl presst die Hände aneinander. »Mehr verlange ich nicht von Euch.«
    »Was es auch genau ist, das wird noch nicht alles sein, was Ihr von mir wollt.« Luss schnaubt laut. »Niemals.«
    Kharl zuckt elegant die Schultern, so gelenkig, als wäre er noch immer zwanzig.

 
LV
     
    L orn sitzt in den blauen Kleidern eines Oberbuchhalters an einem Seitentisch im Silberkelch. Ein Glas mit saurem roten Tafelwein steht vor ihm und er beobachtet durch den Torbogen die aufgeblähte Gestalt, die Shevelt sein muss – er beobachtet und lauscht.
    Die Buchhalterstube des Silberkelchs ist leer bis auf ein Pärchen in der Ecke: ein blutjunger blonder Buchhalter, viel jünger als Lorn, und ein dunkelhaariges Mädchen, das aufreizend und viel zu oft kichert.
    »… Isyt … sag doch so was nicht …«
    »… du bist hübsch … sonst würde ich es doch nicht sagen …«
    »… das sagst du sicher zu allen Mädchen …«
    »… aber keine ist wie du.«
    Lorn starrt durch den Torbogen auf den mittleren Raum der Schenke, wo Shevelt steht.
    »Einen noch! Muss gehen und nett zu meinem lieben Bruder sein!«, bellt der große Händler. »Nur noch einen!«
    Lorn schüttelt den Kopf, dann steht er auf und legt drei Kupferlinge für die Schankmaid auf den Tisch. Er kann nur hoffen, dass Shevelt nicht allzu lange braucht, um diesen einen Letzten noch zu trinken.
    Ohne sich umzublicken, geht Lorn hinaus – ein Lanzenkämpfer verkleidet als Buchhalter – und nickt dem Türsteher im Vorraum im Vorbeigehen noch zu. Der Hüne schenkt Lorn keinerlei Beachtung, sondern blickt durch Lorn hindurch zu den lauten Händlern im Mittelraum.
    »Bei dir ist es immer der letzte, Shevelt. Immer.«
    »Du würdest dich sicher mehr beeilen, wenn die Gemahlin deines Bruders rote Haare hätte …«
    Tosendes Gelächter schallt durch den Raum.
    Lorn tritt hinaus in die Nacht vor dem Silberkelch und wendet sich nach Osten, da legt sich eine eisige Kälte um ihn. Er müsste eigentlich stehen bleiben, so sehr betäubt ihn das Gefühl, durch ein Chaos-Glas beobachtet zu werden. Aber statt anzuhalten oder sich erst einmal neben den zerzausten Baum zu stellen, der zweimal so hoch ist wie er und der ihm schon vorher aufgefallen war wegen seiner guten Eignung als Versteck, geht er weiter zu Ryalths Wohnung.
    »Chaos-Licht«, schimpft er leise.
    Jetzt ist es ihm endlich gelungen, gleichzeitig mit Shevelt im Silberkelch zu sein, und der Mann will auch noch früh gehen und sich nicht die ganze Nacht lang betrinken, und nun muss er die Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen. Und das nur, weil irgendso ein Magier vor Neugier platzt. Warum nur? Lorn hat schließlich nichts getan – noch nicht –, außer seine Pflicht als Lanzenkämpfer zu erfüllen und ein Auge auf eine äußerst attraktive Händlerin geworfen zu haben.
    Er schenkt der Nacht ein grimmiges Lächeln und wandert zielstrebig weiter.
    Ryalth wird sich zwar freuen, ihn früher als sonst zu Gesicht zu bekommen, doch Lorn findet, dass Shevelt ihn viel zu viel Zeit kostet. Schließlich kann er seinen Plan nicht ausführen, solange ihn ein unbekannter Magier durchs Chaos-Glas beobachtet. Wenn Jerial Recht hat, dann wissen alle wichtigen Magi’i, dass er sich als Händler herumtreibt … aber mehr sollen sie nicht erfahren.
    Er nähert sich dem Zweiten Hafenweg West und versucht, nicht zu humpeln oder sonst irgendwie den Säbel zu verraten, der in seinem Stiefel steckt.
    Wenigstens Ryalth wird sich freuen, ihn zu sehen. Lorn hofft nur, dass sich derselbe Magier nicht wieder genau dann dazu entschließt, ihn zu beobachten, wenn Lorn Shevelt erneut auf den Fersen ist.
    Die Kälte begleitet Lorn bis weit hinter den Vierten Hafenweg
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