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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren
Autoren: L. E. Modesitt
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Holzschläger glänzen, während sie sich eine günstige Ausgangsposition auf dem roten Spielfeld zu verschaffen suchen. Alle tragen weiße Hosen und Untertuniken, Letztere jedoch sind mit grünen Kragen und ebensolchen Borten an den Ärmeln verziert.
    »Lorn!«, ruft ein Schüler, während das hölzerne Oval von seinem Schläger zu dem anderen Jungen rutscht.
    »Danke!« Mit dem dunkelbraunen Haar und der drahtigen Figur ist Lorn weder der Größte noch der Kleinste auf dem Spielfeld, aber er flitzt blitzschnell an einem Verteidiger vorbei, und sein Schläger trifft mit blinder Sicherheit das Oval, das nicht sehr rund rollt. Lorn schlüpft auf die eine Seite und das Oval entscheidet sich für die andere, aber beide, Lorn und das Oval, treffen sich mit hoher Geschwindigkeit hinter dem Verteidiger wieder. Dann läuft Lorn nach innen und auf den trapezförmigen Rahmen in der Mitte des runden Spielfelds zu. Seine Augen erfassen den letzten Verteidiger und den kleinen, rothaarigen Spieler, der auf das Tor zurennt. Lorn lacht und bewegt den Schläger locker aus dem Handgelenk: »Tyrsal, das ist deiner!«
    Lorns Schläger trifft das Oval und es schlittert über den gestampften Lehm zu Tyrsal.
    Der kleine, rothaarige Tyrsal saust um den größeren und muskulöseren jungen Verteidiger herum und schwingt den Schläger. Das Oval wird herumgewirbelt, es hebt sich vom Lehmboden ab und beschleunigt in Richtung des Trapeztors. Es trifft auf den Pfosten des Torrahmens, wird zur Seite abgelenkt und rollt schließlich doch noch ins Netz.
    »Tooor!« Der Rotschopf macht einen Freudensprung. »Ich hab’s geschafft, Dett!«
    »Das ist das letzte Mal, Tyrsal!« Der große, mit Muskeln bepackte blonde Schüler lässt seinen Schläger fallen und greift den Rotschopf an, dessen polierter Holzschläger über den roten Lehm schlittert, als beide Schüler zu Boden gehen.
    Obwohl sich Tyrsal tapfer wehrt, wirft Dett den Kleineren auf den Lehmboden und holt aus.
    »Auf ihn! Los!« Vier andere Schüler stürzen sich auf die zwei, die schon am Boden liegen.
    Der dunkelhaarige Lorn wirft sich als Nächster auf den Haufen, aber er ist der Erste, der dem größeren Dett Schulter und Ellbogen in die Seite rammt.
    »… uuuhhfff …«
    Dett nimmt die Hände von Tyrsal, der sich unter ihm windet, um den versteckten Angriff abzuwehren.
    Eine leise Stimme flüstert ins Ohr des starken Jungen: »Tu das nie wieder, Dett. Nie wieder.«
    »Wer sagt das?« Der Raufbold stemmt die Knie und eine Hand auf den Lehm und will sich mit den Ellbogen den Weg freikämpfen; er weiß nicht, wer die Worte gesprochen hat.
    Brüllend und mit wuchtigen Schlägen befreit er sich von den anderen Schülern, dann richtet er sich schwankend auf und hält eine verletzte Hand in die Höhe; zwei Finger sind bereits geschwollen. »Barbaren! Ihr Schafe bumsenden Säufer!« Dett wendet sich den Schülern zu, die sich auf ihn geworfen haben. »Feiglinge! Wartet nur … Ihr werdet schon noch sehen.«
    »Dett … die Hand verletzt.«
    »… hätte keinen Besseren treffen können …«
    »… hat uns schon genug schikaniert … hat es verdient …«
    »… vorsichtig … kriegt dich am Ende …«
    Noch bevor er aufsteht, nicht als Erster und auch nicht als Letzter, schiebt Lorn die zwei glatten Holzstöcke zurück in seinen Gürtel. Er hinkt leicht, als er zu seinem Schläger geht, bückt sich jedoch anmutig und hebt ihn mit der linken Hand auf.
    Tyrsal, der sich als Letzter aufrappelt, verbannt rasch das Grinsen von seinem Gesicht und vermeidet es tunlichst, den verletzten Dett anzublicken.
    »Das war’s! Schluss jetzt!«, befiehlt ein Schulhof-Aufseher, ein ziemlich großer Mann mit Spitzbart und welligem schwarzem Haar, das widerspenstig vom Kopf absteht. »Ihr alle kennt die Regeln. Prügeln ist verboten!«
    Die Schüler trotten langsam zu dem Aufseher, der vor den Säulen des niedrigen weißen Steingebäudes steht. Keiner macht Anstalten, sich die schmierigen roten Lehmflecken von der Schülerkleidung zu klopfen; dem schimmernden Weiß des Palastes, der weiter im Süden steht und den sanften Hang zum Hafen hinunter beherrscht, schenken sie keine Beachtung, auch nicht den weißen Bauten, die oberhalb der Schule aus dem Hang ragen: die Wohnungen der ranghohen Magi’i und der Kommandanten der Spiegellanzenkämpfer.
    »Stellt euch auf! Alle.«
    Lorn findet sich in der zweiten Reihe wieder, fast in der Mitte, und setzt eine ernsthafte Miene auf.
    »Was ist geschehen? Wie kam es dazu,
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