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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren
Autoren: L. E. Modesitt
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sein Sohn nur von einer jungen Dame spricht – und das bist du.«
    »Ciesrt?« Myryans Gesichtsausdruck lässt lediglich auf höfliches Interesse schließen.
    Lorns Augen wandern zwischen seinem Vater und Myryan hin und her, der Vater hingegen blickt nur auf Myryan und ihr welliges Haar.
    »Ciesrt’elth«, verbessert Kien’elth. »Kennst du ihn, Lorn?«
    »Er ist in meiner Klasse«, räumt Lorn ein.
    »Er lernt sehr viel«, fügt Vernt hinzu. »Lektor Hyrist’elth sagt, er wünschte, alle Schüler würden so viel lernen.«
    Gegenüber von Lorn verhärten sich Myryans Gesichtszüge.
    »Er ist ziemlich ernst«, fügt Lorn hinzu.
    »Dies sind auch ernste Zeiten«, meint Kien’elth und räuspert sich. Lorn kennt den Ton und weiß, dass nun ein langer Vortrag folgt.
    »Das scheint mir der rechte Augenblick für etwas Süßes zu sein.« Nyryah stellt den großen, weiß glasierten Teller in die Mitte des Tisches und setzt sich wieder. »Gebackene Birnapfeltörtchen mit Sahne.« Sie lächelt ihren Gemahl an. »Über die ernsten Zeiten kannst du nach dem Nachtisch auch noch reden, mein Lieber.«
    Kien’elth lacht. »Geschlagen am eigenen Tisch.«
    »Ein guter Nachtisch kann nicht warten«, erklärt Nyryah, »sonst wird man kein Törtchen mehr ergattern, bei dieser gierigen Meute hier.«
    Myryan und Vernt lachen. Lorn und Jerial nicken sich kurz zu und Lorns Mundwinkel wandern nach oben, als er das warme Lächeln bemerkt, das seine Mutter dem Vater schenkt.
    »Köstlich!« Kien’elth strahlt, als er das erste Törtchen nimmt. »Weder Barbaren noch ernsthafte Menschen können mit etwas Vergleichbarem aufwarten.«
    »Sie könnten schon.« Vernt runzelt nachdenklich die Stirn, dann fügt er hinzu: »Aber wahrscheinlich werden sie es nicht tun.«
    »Du musst immer mehrere Standpunkt vertreten, Vernt«, sagt Jerial nach dem ersten süßen Bissen. »Vielleicht solltest du Berater werden. Sie tun genau das – die Dinge immer von allen Seiten beleuchten.«
    »Oder den Posten der Hand des Kaisers einnehmen?«, fragt Myryan arglos.
    »Myryan«, mahnt Nyryah. »Man spricht nicht über die Hand.«
    »Besonders da niemand weiß, wer es ist«, fügt Jerial trocken hinzu. »Das war nicht klug.«
    Kien’elth, der den Mund gerade voller Sahne hat, schüttelt den Kopf und schluckt schließlich. »Streitlustige Berater werden als Gesandte zu den Barbaren geschickt. Außerdem sollte ein Magi’i niemals aufhören, auch ein Berater zu sein. Meist sind sie es, die zwischen den Händlern vermitteln.«
    Alle um den Tisch herum lächeln amüsiert, danach folgt Schweigen, denn alle verzehren ihre Törtchen mit Genuss.
    »Es sind noch ein paar übrig«, verkündet Nyryah, als alle fertig sind, und blickt dabei Lorn an, »und da du nicht so viel von dem Sonnennussbrot genommen hast …« Dann sieht sie Vernt an, auf dessen Stirn ein Runzeln erscheint, das aber schnell wieder verschwindet, »und da du ja ständig fast am Verhungern bist, Vernt …«
    Myryan zieht die Augenbrauen hoch.
    »… und du noch im Wachstum bist, meine jüngste Tochter«, Nyryah lächelt Myryan an und beendet ihren Satz, »gibt es für alle von euch noch ein zweites Törtchen.«
    »Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist ein zweites Törtchen«, bemerkt Jerial und blickt hinunter auf ihre Wespentaille. »Ich hätte das eine schon nicht essen sollen.«
    »Du könntest jeden Abend drei davon essen und man würde es kaum bemerken«, entgegnet ihre Mutter, »aber ich weiß, wie du dich fühlst …«
    Kien’elth wirft seiner Gemahlin einen Blick zu. Nyryah zieht die Augenbrauen hoch und schließt schnell den Mund.
    Anmutig verzehrt Lorn ein zweites Törtchen, seine Bewegungen sind weder hastig noch trödelig, auf Fingern oder Mund bleibt kein Krümel zurück. »Ausgezeichnet. Das musst du Elthya ausrichten.« Er lächelt seine Mutter an. »Wenn ich dir nicht zuvorkomme.«
    »Du wirst es ihr nicht nur sagen, Lorn, du wirst ihr mit deinem Charme auch noch ein drittes abluchsen«, behauptet Jerial.
    »Und ein viertes«, setzt Myryan noch eins drauf. »Ich wette einen Silberling, dass er heute Nachmittag schon eins gegessen hat, während sie beim Abkühlen standen.« Sie schenkt Lorn ein warmes Lächeln.
    Er zuckt die Schultern. »Das könnte sein.«
    Die Schwestern lachen. Sogar Vernt, der neben Myryan sitzt, kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Wie auch Nyryah; es ist ein wissendes Lächeln, das sich auf dem Gesicht der Frau mit den mahagonifarbenen Haaren zeigt.
    Als sich
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