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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz
Autoren: Elizabeth Lowell
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Windböe ergriff Shelley und peitschte ihr das Haar ins Gesicht, sodass ihre Augen brannten. Feiner Wasserdampf vom Wasserfall umsprühte sie. Sie wandte ihr Gesicht der feuchten Luft zu. Es war wie ein kühler Seufzer.
    »Ich wünschte, ich könnte feuchte Luft über all meine Hügeblasen«, sagte sie. »Wenn ich doch bloß einen Zauberstab hätte ...«
    Dann fiel ihr die kraftvolle Pumpe ein, die Wasser aus dem Pool saugte und in Form eines Wasserfalls wieder zuführte.
    »Ist zwar kein Zauberstab, aber auf jeden Fall besser als gar nichts.«
    Sie rannte die letzten Stufen bis zur Schwimmbeckenpumpe und dem Filterungssystem hinunter, die sich zwischen Felsen und grünem Buschwerk verbargen. Fahrig vor Nervosität fummelte sie an der Pumpe herum und verstellte sie auf volle Leistung. Sofort schwoll der Wasserfall zu einem Dreifachen seiner ursprünglichen Größe an und ergoss sich als dröhnender Schwall in den Pool, ein Drittel des Beckeninhalts verschlingend. Feine Wassernebel wurden vom Wind in die Luft getragen.
    »Jedes bisschen hilft«, sagte sie sich hoffnungsvoll.
    Sie nagte an ihrer Unterlippe und wandte den Blick nach Südwesten, dorthin, wo sie mit Cain in dichtem Chaparral gewandert war. Dort war der Himmel beinahe klar. Nur ein hauchdünner Rauchschleier vom Feuer hinter ihr hing in der Luft. Farbenprächtige Blumen blühten überall in ihrem Garten. Ihr Duft erfüllte nach wie vor den sonnigen Tag.
    Es war schwer zu glauben, dass überhaupt irgendwo ein Feuer wüten könnte.
    Doch wenn Shelley sich umwandte, griff Rauch wie eine Hand mit schwarzen Fingern und blutroten Fingernägeln nach ihrem Haus.
    Der Wind drehte sich erneut, laut stöhnend, und peitschte ihr das Haar aus dem Gesicht. Mit angehaltenem Atem wartete sie darauf, dass er die Richtung wieder änderte.
    Und wartete.
    Und wartete.
    Ascheflocken, so groß wie ihre Handfläche, die teilweise an den Rändern noch brannten, regneten auf sie herunter. Sie kühlten ab, bevor sie die Erde berührten. Hinter ihr donnerte der Wasserfall mit einer Lautstärke herunter, die dem Heulen des Windes Konkurrenz machte. Es dröhnte und toste, dass man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte.
    Aber nichts konnte sie darüber hinwegtäuschen, dass sich der Wind mal wieder gedreht hatte. Mit geballter Kraft blies er das Feuer direkt auf ihr Haus zu.
    Shelley kletterte wieder auf jedes Dach und verstellte die Sprenkler, um auch die restliche Dachfläche zu befeuchten. Die Zedernschindeln dort waren noch völlig trocken. Weitere Asche fiel auf sie herunter und verrußte ihre Arme. Die Asche war teilweise noch warm und zum Teil sogar heiß genug, um ihr die Haut zu verbrennen.
    »Nein«, fauchte sie. »Verdammt noch mal, nein!«
    Nur ein Drittel jedes Daches war von den Sprenklern benetzt worden. Es dauerte mindestens noch eine halbe Stunde, bis alles auch nur halbwegs feucht war.
    Doch die Dächer dampften geradezu unter der glühenden Sonne, und das Wasser verdunstete fast ebenso schnell, wie es die Schindeln benetzte. Es war zum Verzweifeln.
    Ein Streifenwagen kam langsam die Straße heraufgefahren. Eine ruhige, seltsam verzerrte Stimme dröhnte aus einem Lautsprecher. Der erste Teil der Botschaft ging im Heulen des Windes unter.
    Aber Shelley brauchte die Worte gar nicht zu hören. Sie wusste, dass der Polizeibeamte den Leuten befahl, in ihre Autos zu steigen und die Gegend zu verlassen.
    »Nein«, malmte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »So nah ist es noch nicht!«
    Der Streifenwagen fuhr an ihrem Haus vorbei. Wortfetzen drangen zu ihr herauf.
    »... Wind weiter aus dem Osten kommt, könnten die
    Brandschneisen übersprungen werden«, sagte eine gelassene Stimme. »Es besteht kein Grund zur Panik. Es bleibt noch genug Zeit für eine Evakuierung. Steigen Sie in aller Ruhe in Ihre Autos, und fahren Sie langsam und vorsichtig die Bergstraße hinunter.«
    Shelley, deren Gesicht schweißnass und rußverschmiert war, stand auf dem untersten Dach und lauschte dem Evakuierungsbefehl. Sie blickte sich um.
    Das Dach war erst teilweise feucht.
    Ich kann nicht gehen. Das Dach ist noch trocken. Außerdem ist das Feuer mindestens zwei Hügelketten entfernt. Der Wind dreht sich wieder, bevor es wirklich gefährlich wird. Santa-Ana-Winde drehen immer.
    Der Streifenwagen wendete am Ende der Sackgasse und fuhr ein zweites Mal an den Häusern vorbei. Der Evakuierungsbefehl hallte hohl zwischen den rauchigen, windumtosten Häusern. Autos sprangen an und
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