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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz
Autoren: Elizabeth Lowell
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Bergstraße, die hinunter in die sichere Ebene führte. An einigen Orten flossen die Feuer schon zusammen, ein Vorbote der Hölle, die kommen würde. Wie erstarrt stand sie da und erwartete benommen den Feuersturm, sah zu, wie Flammenzungen über das Land leckten und ihr den Fluchtweg abschnitten.
    Ein hohes, lang gezogenes Kreischen wie zerreißender Baumwollstoff ertönte von unten, wo die Straße sich zu ihr hinaufschlängelte. Etwas Schwarzes blitzte auf, ein rasender Schatten zwischen den weiter unten züngelnden Flammen, ein schwarzes Motorrad, das sich eng in die Kurven legte, sein Fahrer halb aus dem Sitz gelehnt, um die Maschine im Gleichgewicht zu halten.
    Jäh fiel Shelleys Betäubung ab, und nacktes Entsetzen packte sie. Nicht um sich hatte sie Angst, sondern um den Mann, der durch die tosenden Flammen zu ihr zu gelangen versuchte.
    »Cain! Kehr um!«
    Der Schrei wurde ihr förmlich entrissen, das Brüllen des Feuers war viel lauter.
    »Nein! Zurück, Cain! Zurück, solang du noch kannst!«
    Ihr Schrei ging im tosenden Wind unter. Feuer übersprang die Straße hinter Cain, vor ihm, neben ihm, verschlang alles.
    Er verschwand in den Flammen.
    Die Zeit verlangsamte sich, dehnte sich und blieb schließlich ganz stehen. Das Einzige, was sich noch regte, waren die brüllenden, herannahenden Flammen.
    Shelley schrie, ein lauter, lang gezogener, qualvoller Schrei, der ihrer Seele entrissen wurde.

21
    Shelley stand da wie eine Salzsäule, erstarrt wie die Zeit selbst. Ihr Schrei hatte sich längst im Tosen des Windes verloren.
    Unvermittelt brach ein schwarzes Motorrad mit kreischendem Motor aus der Flammenhölle. Cain saß, tief über den Lenker geduckt, darauf und hielt das Motorrad mit Geschick und brutaler Kraft auf der Straße.
    Ein Adrenalinstoß durchfuhr sie und befreite sie aus ihrer Erstarrung. Sie stolperte hastig vom Dach und die Leiter herunter. Überall regnete es Glutbrocken, die Brandwunden auf ihrer Haut verursachten. Sie fühlte es kaum.
    Auf der anderen Straßenseite ergab sich ein Zederndach mit einem unheimlichen, schrillen Seufzen den Flammen. Winzige Feuer loderten auf dem Dach ihres Nachbarn. Glühende Ascheflocken fielen herunter und ließen Pflanzen vor ihren Augen verdorren.
    Sie rannte vors Haus, riss die Wagentür auf und zog eine zitternde Stups aus dem Käfig. Die Katze versuchte in Shelleys Bluse zu kriechen.
    »Ruhig, Schätzchen, ganz ruhig«, murmelte sie. »Jetzt bloß nicht ausflippen, sonst kann ich dich nicht mehr halten. Ich weiß, du magst kein Wasser, aber wir gehen jetzt trotzdem schwimmen.«
    Das grelle Kreischen des Motorrads kam näher und übertönte allmählich das Brausen des Feuers. Jetzt hörte es sich eher wie ein Jaulen von Reifen, weniger wie das eines Motors an.
    Die Maschine kam, hart auf der Seite liegend, angeschliddert, und Cain lenkte sie in einem weiten Schwung vor ihr Haus. Er sprang ab und rannte auch schon auf sie zu. Hinter ihm rutschte das Motorrad Funken sprühend noch ein Stück weiter.
    Etwa zwanzig Meter von ihr entfernt sank das Dach eines Nachbarhauses in sich zusammen.
    »Der Pool!«, brüllte sie.
    Cain hörte sie nicht. Er hatte den Helm auf, das schwarze Visier, dessen Plastikfläche Brandblasen aufwies, heruntergeklappt. Er packte Stups mit der einen Hand am Nacken, Shelleys Arm mit der anderen und rannte mit ihr auf das Haus zu.
    Auf einmal wurde die Luft brandheiß und dampfte vom Wasser der Sprenkler. Doch der Rücken von Shelleys Bluse war total trocken. Sie hörte den Feuersturm heranjagen, fühlte, wie er die roten Krallen nach ihr ausstreckte.
    Cain kickte das hölzerne Gartentor mit einem Fußtritt auf. Seite an Seite rannten sie die Steintreppe hinunter. Die Luft war angefüllt von Wasserdampf, Rauch und Asche und so dick und heiß, dass man kaum atmen konnte.
    Er wartete nicht bis zur letzten Stufe, die zum Pool führte, sondern stieß Shelley direkt von der Treppe ins tiefe Ende des Beckens, dort wo der Wasserfall toste. Einen Augenblick später warf auch er sich mit einem langen Kopfsprung in die Fluten, die sich heftig wehrende Katze in den Armen.
    Donnernd schlug das Wasser über ihnen zusammen und schützte sie vor dem ersten, tödlichen Rasen des Feuersturms, der nun über Shelleys Haus hinwegbrauste. Unter Wasser öffnete sie die Augen und erblickte eine orangerote Welt. Instinktiv blieb sie unter Wasser und schwamm hinein in die künstliche Grotte hinter dem Wasserfall. Cain schwamm trotz Motorradstiefeln, Helm,
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