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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz
Autoren: Elizabeth Lowell
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wäre es aus einem Katalog von Museumsausverkaufsstücken bestellt worden.
    Vielleicht im nächsten Zimmer, sagte sie sich. Vielleicht ist da die Louis-Quatorze-Fashionpolizei ja noch nicht eingetroffen.
    Oder vielleicht doch.
    Ein Zimmer nach dem anderen, eine Diele nach der anderen, nirgends war etwas zu finden, was nicht ins Dekor gepasst hätte. Selbst die Räume des Dienstmädchens strotzten vor Samt und Gold. Beim Anblick dieses angesammelten blauweiß-goldenen Zuckerzeugs wurde ihr allmählich fast übel.
    Es liegt ja gar nicht am Dekor oder der Einrichtung selbst, dachte sie sich. Nein, die Möbel sind sogar ausgesprochen exquisit, so wie alles, das Brian an unsere reiche Kundschaft vermietet.
    Aber bei dieser ganzen erstickenden Perfektion juckte es ihr geradezu in den Fingern, ein paar Akzente zu setzen, die einen daran erinnerten, dass dies eine Wohnung und keine Museumsreproduktion war.
    Gähnend dachte sie, dass Subtilität und JoLynn wohl zwei unvereinbare Begriffe waren. Es war offensichtlich, dass diese Klientin nicht genügend Vertrauen in ihren eigenen Geschmack besaß, um irgendwelche Risse in der perfekten Oberfläche, die Brian für sie geschaffen hatte, zuzulassen.
    Menschen wie sie sind die einfachste, aber auch die unbefriedigendste Klientel, dachte Shelley müßig. Richte ihr die Zimmer genauso ein wie nach dem letzten Museum, in dem sie war, und sie hält dich für brillant.
    Noch weniger Sinn für Individualität und Abenteuerlust als eine Auster.
    Ich hoffe bloß, dass ich lang genug wach bleiben kann, um meine Aufgaben erledigen zu können. Oder zumindest so auszusehen, als ob.
    Sie warf einen Blick über ihre Schulter, sah aber niemanden, der die langweilige Perfektion der Einrichtung ein wenig aufgelockerte hätte.
    Brian und JoLynn müssen noch draußen im Garten sein und über Gartenmöbel und Marmorstatuen diskutieren. Weiße natürlich.
    Oder gibt es diese vergoldeten Putten noch zu kaufen?, fragte sich Shelley mit einem Schaudern.
    Sie fürchtete beinahe, dass das der Fall war.
    Rasch ließ sie das große, makellos möblierte Wohnzimmer mit seinen dicken Samtvorhängen und Stores, die die atemberaubende Aussicht verwehrten, links liegen. Ohne große Hoffnungen machte sie sich in den letzten Flügel des Hauses auf.
    Die erste Tür am Ende der Diele war erst kürzlich weiß mit vergoldeten Rändern gestrichen worden. Mit einem Schulterzucken öffnete sie sie.
    Beim Anblick des vor ihr liegenden Zimmers schnappte sie überrascht nach Luft. Es gab doch jemanden im Haus, der einen energischen Kampf um Atemluft in all dem französischen Perfektionismus ausfocht.
    Sie lächelte und begann dann leise zu lachen. Na endlich!, dachte sie aufgeregt. Doch noch ein Anzeichen von intelligentem Leben!
    Die Louis-XIV.-Nachahmungen waren beinahe vergraben unter einem Haufen bunt zusammengewürfelter Klamotten, Spiele und sonstiger unidentifizierbarer Objekte. Poster von Barbaren in Kilts und mit Schwertern waren mit Reißzwecken an die eigelben Wände gepickt worden.
    Schief.
    Die Samtvorhänge waren rücksichtslos über die Gardinenstange gestopft worden, so dass die herrliche Natur nun ein lebendiger Teil des Zimmer geworden war und nicht mehr ein ausgesperrter, weil unerwünschter Gast.
    An einer mit kostbaren Inlays verzierten Kommode standen zwei Schubladen auf, und Socken und T-Shirts quollen heraus. Das Himmelbett war herrlich ungemacht. Die pastellblaue Samt-Tagesdecke war einfach auf den dicken weißen Teppich gekickt worden, wo sie in einem fetten Haufen dalag, gekrönt von einem Paar abgestoßener Turnschuhe mit Grasflecken.
    Eine suppentellergroße Schildkröte sonnte sich in einem schmutzigen Terrarium auf einem vergüldeten Tisch. Am Boden in einer dunklen Ecke hockte ein weiteres Terrarium, dessen Deckel ein wenig offen stand.
    Shelley, die Blut geleckt hatte, schaute sich aufgeregt um. Sie liebte Menschen, die sich kopfüber ins Leben stürzten, die nichts zurückhielten, die Konformität, Labels und Ausweichmanöver nicht nötig hatten.
    Hier war ein Zimmer und eine Persönlichkeit, mit der zu arbeiten ein reines Vergnügen sein würde.
    Es gibt so wenige Menschen dieser Art, dachte sie beinahe traurig, egal welchen Alters.
    Ich vermute, dass die Person, die dieses Trimmer »dekoriert« hat, so zwischen zwölf und achtzehn sein muss.
    Ihr gefiel die karge und dennoch funktionell elegante Form des Computers, unter dem sich das zierliche französische Schreibtischchen beinahe zu
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