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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz
Autoren: Elizabeth Lowell
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meines Ex-Mannes denken. Schreckliche Person.«
    »JoLynn«, sagte Shelley.
    Sie streckte die Hand aus und schüttelte JoLynns kleine, aber überraschend starke Rechte.
    Aber das war auch die einzige Überraschung, die JoLynn zu bieten hatte. Sie entsprach haargenau dem, was man von einem Menschen erwartete, der eine solche Einrichtung für sein gemietetes Haus auswählte.
    JoLynns äußere Erscheinung war ebenso seelenlos und ebenso teuer wie ihr Geschmack. Ihr modisches Haar, die modische Kleidung, das modische Make-up, die modischen Nägel, Strümpfe und Schuhe waren aus einem Guss. Unglücklicherweise würden sie aus der Mode sein, sobald die neueste Modezeitschrift auf ihrer Türschwelle landete.
    Trotz alledem war sie jedoch verblüffend schön. Sie besaß rotblondes Haar, eine cremeweiße Haut, jadegrüne Augen und eine Figur, die jedes Showgirl vor Neid erblassen ließ.
    »Cain«, sagte JoLynn, sich abwendend, »das ist -«
    Einen ärgerlichen Laut ausstoßend, blickte sie sich um. Verspätet erkannte sie, dass außer Brian und Shelley niemand mit ihr im Raum war.
    »Wo ist dieser Mensch nun bloß wieder hin?«, murmelte sie. Dann, lauter: »Cain!«
    Shelley stand geduldig da und wartete auf eine Antwort aus einem anderen Teil des Hauses.
    Nichts.
    Auf einmal weiteten sich JoLynns Augen. Sie spähte über Shelleys Schulter.
    »Da bist du ja«, hauchte sie. »Also wirklich, Darling. Man weiß nie, wo du bist.«
    »Das höre ich nicht zum ersten Mal.«
    Die tiefe Stimme ertönte hinter Shelleys Rücken. Erschrocken fuhr sie herum.
    Obwohl der Fußboden Parkett war und kein dicker Teppich, hatte sie niemanden kommen hören. Was noch überraschender war: Der Mann trug keine weichen Tennis- oder Halbschuhe. Seine großen Füße steckten in bis zum Knie geschnürten Hiking Boots, wie man sie bei Expeditionen in unwegsamem Gelände benutzte.
    »Cain«, flötete JoLynn, »das ist Brians Partnerin, Shelley Wilde. Shelley, Cain Remington.«
    Shelley hielt dem Fremden höflich die Hand hin.
    Die große Pranke, die ihre zierliche Hand umschloss, war ebenso überraschend wie die geräuschlose Annäherung des Mannes. Eine starke, schwielige Hand mit zahlreichen Narben, die zu einem Mann gehörte, der das Gegenteil dessen war, was sie an der Seite der frisch geschiedenen JoLynn zu sehen erwartet hätte.
    Cain Remington war kein schöner Jüngling, der sich von einer reichen, älteren Dame aushalten ließ. Und er war auch kein übergewichtiger ältlicher Geschäftsmann, der eine weit jüngere Frau aushielt. Tatsächlich passte er in keine Kategorie, die ihr in den Sinn kam.
    Seine Kleidung war sportlich, aber alles andere als billig. Seine Stimme war so tief, dass sie beinahe heiser klang, doch sprach er weder mit einem ländlichen noch mit einem übertrieben kultivierten Dialekt. Er war offensichtlich in ausgezeichneter körperlicher Verfassung, was ihrem Gefühl nach jedoch weniger an regelmäßigen Besuchen im Fitnessstudio als an einem Beruf, der hohe körperliche Anforderungen stellte, zu liegen schien. Er wirkte attraktiv auf sie, das ließ sich nicht bestreiten. Aber bis auf seinen Mund waren seine Züge zu ausdrucksvoll und kantig, um wirklich gut aussehend genannt zu werden.
    Zusätzlich war er um einiges länger als ihre Einsvierundsiebzig.
    Kastanienbraunes Haar , arrogante graue Augen, schön geschwungene Lippen, ein bronzeschimmernder Schnauzer und ein Lächeln, das nicht weiter als bis zu den scharfen Kanten seiner weißen Zähne reicht, fasste sie sein Außeres im Stillen zusammen.
    Er betrachtet die Welt mit dem unpersönlichen Interesse einer satten Raubkatze.
    Diesem Gedanken folgte ein anderer, der sie sowohl faszinierte als auch warnte.
    Wenn er der Drache wäre, dann wäre der Heilige Georg jetzt Geschnetzeltes.
    Alles in allem wirkte Cain nicht oberflächlich genug, um mit JoLynns zwar klaren, aber ebenso limitierten Vorzügen zufrieden zu sein. Andererseits hatte Shelley von ihrem Ex-Mann gelernt, wie der Durchschnittsmann auf eine bombige Oberfläche und eine atemlose Kleinmädchenstimme reagierte.
    »Mrs. Wilde«, sagte Cain. »Ist mir ein Vergnügen.«
    Er hielt ihre Hand ein paar Sekunden länger als nötig, so als ob er die zynischen Gedanken, die sich hinter ihrem höflichen Lächeln verbargen, spüren würde.
    »Miss«, korrigierte sie ihn automatisch.
    »Nicht >Mrs.    »Wenn es einen Mann wirklich interessiert, dann scheue ich mich nicht, hervorzuheben, dass ich einer aussterbenden Rasse
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