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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz
Autoren: Elizabeth Lowell
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Männchen.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Er hasst Nagellack und Haarspray.«
    Es kostete sie einige Willensanstrengung, ihre Augen davon abzuhalten, zur Mutter des Jungen zu wandern, deren feuerrote Nägel und perfekt gestylte Frisur unübersehbar waren. Sie unterdrückte ein Lachen und streichelte bewundernd über das rosefarbene Muster der Schlangenhaut, die in der tief stehenden Nachmittagssonne herrlich schimmerte.
    »Er hat wirklich ausgezeichnete Manieren«, sagte sie, das Geschlecht betonend. »Wie nennst du ihn?«
    »Squeeze, wie sonst?«
    Shelley feixte und platzte dann laut heraus. Ihr Lachen war wie ihr Lächeln - warm, offen und ehrlich.
    Cain trat unfreiwillig einen Schritt auf sie zu, wie ein Frierender, der an ein Feuer tritt. Die Mischung aus Intelligenz, Sympathie und Humor in ihrem Gesichtsausdruck zog ihn mehr in den Bann, als all die sorgfältig einstudierten und inszenierten Verführungskünste von JoLynn es vermocht hätten.
    »Squeeze«, wiederholte Shelley kichernd. »Ja, drücken tut er tatsächlich.«
    In diesem Moment wurde Billy die Merkwürdigkeit der Situation erst richtig klar. Er musterte Shelley sprachlos. Seine Augen waren auf gleicher Höhe mit den ihren, ein sonnengebräunter, kerngesunder Junge mit hellbraunen Augen, dunkelblondem Haar und einem für sein Alter viel zu ernsten Gesichtsausdruck.
    »Sie fürchten sich ja gar nicht«, sagte er fassungslos. »Nicht mal ein bisschen.«
    »Enttäuscht?«
    Seine braunen Augen weiteten sich. Dann grinste er.
    »Ich bin Billy«, sagte er und streckte ihr die Hand hin. »Wer sind Sie?«
    »Shelley.«
    Sie gab ihm ihre Linke, denn ihr rechter Arm war schließlich von einer zufriedenen Würgeschlange okkupiert.
    »Mannomann, Ihre Kinder haben aber Glück«, sagte er und pumpte begeistert ihre Hand. »Isses zu fassen? Eine Mutter, die keine Angst vor Schlangen hat!«
    Diese Vorstellung schien über seinen Verstand zu gehen, und er schüttelte ehrfürchtig den Kopf.
    »Cain«, krächzte JoLynn mit einer heiseren, zittrigen Stimme, »töte sie!«
    »Aach, Mutter«, sagte der Junge, sich zu ihr umwendend. »Das meinst du doch nicht im Ernst.«
    »Und ob ich das ernst meine.«
    Diese Worte ernüchterten Billy schlagartig. Er starrte zuerst seine Mutter an, dann Cain. Schließlich wandte sich der Junge beinahe hoffnungsvoll an Shelley.
    Sie zog eine Braue hoch und schaute Cain direkt in die Augen. Obwohl sie nichts sagte, verriet ihre ganze Haltung, dass er ihr die Schlange schon mit Gewalt wegnehmen musste, wenn er sie unbedingt haben wollte.
    »Is’ doch bloß für zwei Monate, Onkel Cain«, sagte der Junge.
    Seine Worte galten zwar Cain und JoLynn, aber seine Augen flehten Shelley an.
    »Ich konnte ihn nicht zu Hause lassen, weil Dad im Ausland ist«, erklärte Billy rasch, »und die Haushälterin duldet ihn nur, wenn ich auch da bin, aber ich bin nicht da, weil ich hier bin und deswegen nich’ da sein kann.«
    »In meinem Haus dulde ich diese Schlange auf gar keinen Fall«, sagte JoLynn barsch. »Was für teuflische Kreaturen.«
    Shelley runzelte die Stirn. Die Reaktion dieser Frau war nicht nur aufgesetzt, also womöglich Teil ihres Weibchen-Getues. JoLynn war kreidebleich, und der Schweiß stand ihr sichtlich auf der Stirn. Sie hatte wirklich eine Todesangst vor Schlangen.
    »Ich will, dass du sie erschlägst.« JoLynn erschauderte. »Schleimige Viecher! Wie können Sie sie bloß anfassen?«
    »Ihre Haut ist trockener als unsere«, erwiderte Shelley sanft.
    Ihr Ton verriet, dass sie sowohl den Umgang mit Schlangen als auch den mit Menschen, die sich vor ihnen fürchteten, gewöhnt war.
    JoLynns Lippen bewegten sich. Kein Ton kam heraus.
    »Ehrlich«, sagte Shelley. »Haben Sie je mal eine berührt?«
    Obwohl Shelley sich nicht rührte, stieß JoLynn einen erstickten Laut aus und wich entsetzt weiter zurück.
    Brian schlang den Arm tröstend um seine Klientin.
    »Töte sie, Cain«, befahl JoLynn. »Jetzt, sofortl«
    Billy sandte seinem Onkel einen beschwörenden Blick.
    »Shelley?«, fragte Cain.
    Damit wandte er sich um und musterte sie.
    Sie starrte einen Moment zu ihm hoch, lächelte dann ein wenig und nickte.
    »Dürfte ich Squeeze behalten, bis du wieder zu deinem Dad zurückgehst?«, fragte sie dann Billy.
    »Das würden Sie tun?«
    »Klaro.«
    »Äh, ja, also, er frisst nur lebendige Mäuse«, fühlte sich Billy trotz seiner Sorge um sein Haustier verpflichtet zu sagen.
    »Ich weiß.«
    Ihre Stimme war ebenso sanft wie die
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