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Stützpunkt Roter Stern

Stützpunkt Roter Stern

Titel: Stützpunkt Roter Stern
Autoren: Alfred Bekker
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Welten an sich zu reißen.
    Normalerweise war während eines Gefechtes strikte Funkstille zu halten – abgesehen von den codierten Transmissionen, die unmittelbar zu Führung und Koordinierung der Kampfhandlungen notwendig waren. Andere Nachrichten durften nicht abgesetzt werden, da selbst private Transmissionen dem Gegner möglicherweise Informationen über Zustand und Kampffähigkeit des Schiffes zu liefern in der Lage waren.
    Genauso wenig durften Nachrichtenströme empfangen werden, die nicht am Terminal des Funkoffiziers geprüft wurden. Schließlich war es durchaus möglich, sich Computerviren einzuhandeln, oder das Opfer von bewussten Fehlinformationen zu werden.
    Die Nachrichten aus dem Sol-System hatte Malmgren bisher so weit es ging unterdrückt. Viele der Besatzungsmitglieder stammten aus diesem für die Menschheit noch immer wichtigsten Sonnensystem oder hatten zumindest Verwandte und Bekannte dort. Malmgren hatte einfach vermeiden wollen, dass sich einzelne Besatzungsmitglieder nicht mehr auf ihre Jobs an Bord des Dreadnought konzentrieren konnten.
    In einer Situation, die einem praktisch permanenten Gefecht glich, das jeweils nur stundenweise unterbrochen wurde, war das seiner Meinung nach ein zu hohes Risiko.
    Außerdem konnte Malmgren nicht so recht abschätzen, wie hoch die Sympathien der Putschisten bei der Besatzung waren. Seine eigene Meinung war durchaus zwiespältig. Eine effektivere Gesamtregierung der Solaren Welten, als sie bisher durch den Hohen Rat und dessen Vorsitzenden Hans Benson ausgeübt worden war, war seiner Meinung nach durchaus sinnvoll. Aber als Malmgren davon erfahren hatte, dass Rendor Johnson offenbar der führende Kopf bei der Sache war, hatte sich bei ihm die Waage der Argumente auf der anderen Seite gesenkt.
    Er kannte Johnson durch die Zusammenarbeit in verschiedenen Stäben, und er hielt ihn einfach nicht für den Typ eines verantwortungsvollen Anführers.
    Fähnrich Sakuro war abkommandiert worden, um von einer Nebenfunkzentrale im Maschinentrakt aus die Newsdaten des System-Netzes von New Hope zu verfolgen. Technisch war dieser Arbeitsplatz vom diensthabenden Funkoffizier abgekoppelt und konnte von diesem auch nicht kontrolliert werden. Außerdem hatte Sakuro – der durchaus das Zeug zu einem guten Informatiker in der freien Wirtschaft gehabt hätte – das Datennetz so manipuliert, dass auch dann, wenn gerade kein Gefechtszustand war, Nachrichten über die Situation im Sol-System herausgefiltert und zu ihm umgeleitet wurden.
    »Der Putsch dürfte vorbei sein«, bestätigte Sakuro die Gedanken seines Kommandanten.
    »Beobachten Sie die Situation noch ein bisschen.«
    »Ja, Sir.«
    »Und sagen Sie zu keinem ein Wort.«
    »Nein, Sir.« Fähnrich Sakuro studierte genau das Gesicht seines Captains. Commodore Malmgren war für einige Augenblicke in Gedanken versunken.
    Auf der Mitte seiner hohen Stirn hatte sich eine tiefe Furche gebildet. Die Augenbrauen, die eigenartigerweise sehr viel dunkler als sein fast weißblondes Haar waren, zogen sich zu einer Schlangenlinie zusammen und berührten sich nun beinahe.
    Ein Ruck ging durch den Commodore.
    »Ist noch etwas, Fähnrich?«
    »Sir, ich bitte Ihnen eine Frage stellen zu dürfen.«
    »Sprechen Sie!«
    »Für welche Seite hätten Sie sich entschieden?«, fragte der Fähnrich.
    Malmgren lächelte verhalten. Seine Anspannung schien sich etwas zu lösen.
    »Wie gut, dass ich mir über diese Entscheidung wohl nicht mehr den Kopf zerbrechen muss, Fähnrich Sakuro.«
    »Das heißt, Sie wussten es noch nicht?«
    »Die Situation erfassen und improvisieren …«
    »Steht das nicht in der Lehrbuchdatei des Star Corps, Captain?«
    »Wie ich sehe, ist die Ausbildung auf Ganymed doch nicht spurlos an Ihnen vorüber gegangen, Fähnrich. Ja, Sie haben Recht. Das sollte die Maxime eines jeden Star Corps Angehörigen sein. Die Schwierigkeit liegt im ersten Teil.«
    »Die Situation erfassen …«
    »Ich glaube, niemand kann im Moment wirklich von sich behaupten, die Situation erfasst zu haben. Und aus dieser Entfernung ist das noch schwieriger, als wenn man jetzt in unmittelbarer Nähe des Sol-Systems wäre.«
    »Vielleicht haben Sie Recht, Sir.«
    Ein Signal ertönte.
    Der eigentliche Funkoffizier der TARRAGONA erschien auf einem Teil des Bildschirms, der bei Bedarf als Touchscreen die gesamte Tischfläche einnahm.
    »Sir, wir sind in wenigen Minuten in Gefechtsdistanz.«
    »Danke, Funk. Ich bin gleich auf der Brücke.«
     
     
    Die
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