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Stützpunkt Roter Stern

Stützpunkt Roter Stern

Titel: Stützpunkt Roter Stern
Autoren: Alfred Bekker
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gab es auf der TARRAGONA einen leistungsfähigen Bordcomputer, der mehrere Punkte angab, die als Ziele taktisch interessant sein konnten. Commodore Malmgren musste die Vor- und Nachteile der verschiedenen Zielpunkte miteinander abwägen und traf eine vorläufige Entscheidung. So lange man noch relativ weit entfernt war, konnte man diese Entscheidung auch durch eine leichte Kursänderung wieder revidieren – selbst bei hoher Geschwindigkeit. Je weiter man sich jedoch näherte, desto schwieriger wurde dies.
    Die fünf unabhängigen Ionentriebwerke des riesigen Schlachtschiffs ließen den Boden auf der Brücke erzittern. In den Sektionen rund um den Maschinentrakt war es noch schlimmer. Dort befanden sich die Aufenthalts- und Freizeiträume und man war wohl davon ausgegangen, dass sich dort während eines Gefechts ohnehin niemand aufhielt. Daher hatte man an der Schallisolierung gespart. Dort herrschte ein unerträgliches Dröhnen und alle möglichen Teile in der Wandverkleidung vibrierten.
    Aber das war nicht einmal die schlimmste Kinderkrankheit, die so mancher vom Star Corps eingesetzte Schiffstyp aufwies, wie Commodore Ray Malmgren durchaus bekannt war. Es hatte wenig Sinn, sich darüber zu beschweren. Die Ohren derer, die das nötige Geld für Verbesserungen hätten freigeben müssen, waren traditionell schwerhörig und davon abgesehen dämmerte ohnehin erst seit dem Beginn des Kridan-Krieges einem größeren Teil der Öffentlichkeit auf den Solaren Welten, wie wichtig das Star Corps für das Überleben dieses noch auf sehr wackeligen Füßen stehenden Sternenreichs der Menschheit war.
    Stunden des Wartens folgten. Stunden, in denen keine der beiden Parteien ausreichend geringe Distanz zum Feuern auf den Gegner gehabt hätte. Stunden, in denen man aufeinander zuflog und Kurse leicht modifizierte, um sich entweder taktische Möglichkeiten zu eröffnen oder diese anzutäuschen, um auf der anderen Seite eine falsche Annahme zu provozieren.
    Ray Malmgren zog sich in dieser Zeit in den Raum des Captains zurück und übergab das Kommando dem Ersten Offizier. Viel verkehrt machen konnte der in dieser Phase des Gefechts nicht.
    Malmgren musste allein sein.
    Einen Augenblick die Gedanken ordnen, um wieder klar beieinander zu sein, wenn es darum ging, innerhalb von Augenblicken Entscheidungen zu treffen, die womöglich nicht nur entscheidend für den Sieg oder die Niederlage waren …
    Die auch nicht nur über das Schicksal der Besatzungen jener Schiffe entschieden, die zum Verband der TARRAGONA gehörten …
    Es ging um das ganze System.
    Und vielleicht war sogar das noch nicht einmal der richtige Maßstab, um diese Schlacht zu betrachten. Eigentlich ging es um die Solaren Welten insgesamt, denn wenn New Hope fiel – das war allen Beteiligten klar – dann würde es sehr schwer werden, die Kridan noch aufzuhalten. Eine solche industrielle Basis, auf einem aus Sicht der Kridan beinahe in Feindesland liegenden Brückenkopf, konnte man sich nur wünschen. Vielleicht gab es nach der Systemeroberung ein paar kampffreie Wochen oder gar Monatete, in denen die Kridan lediglich darangingen, die Industrieanlagen des Systems kompatibel zu machen.
    Malmgren genehmigte sich einen Syntho-Drink mit starkem Koffeinanteil. Das wirkte belebend. Wahrscheinlich hat es bei mir schon gar keine Wirkung mehr , dachte er. Der Koffein-Gehalt war dreimal so hoch wie bei dem antiken Getränk namens Kaffee, an dem sich die Menschheit bis ins einundzwanzigste Jahrhundert hinein berauscht hatte. Aber diese Zeiten waren vorbei. Kaffee wurde im Jahr 2236 nur noch von Nostalgikern getrunken.
     
     
    Die Schiebetür öffnete sich und Fähnrich Mikael Sakuro betrat den Raum des Captains.
    »Setzen Sie sich, Sakuro!«, sagte Malmgren.
    »Captain, ich habe so eben erfahren, dass die Machtübernahme durch eine Gruppe putschender Offiziere aus Star Corps und Geheimdienst gescheitert sein soll. Es gibt unklare Meldungen darüber. Aber die Anzeichen verdichten sich.«
    Malmgren atmete tief durch.
    Ob er über diese Nachricht erleichtert oder beunruhigt sein sollte, war ihm noch nicht ganz klar. Während das Star Corps bei New Hope ums Überleben kämpfte, hatte es zusätzlich eine Invasion der Msssarrr im Sol-System gegeben. Und genau diesen Moment hatte sich eine zu allem entschlossene Gruppe unter der Führung des Chefs der Galaktischen Abwehr Rendor Johnson zu Nutze gemacht, um etwas zu tun, was sie wohl seit langem plante: die Macht im Bund der Solaren
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