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Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)

Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)

Titel: Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)
Autoren: Sara Craven
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viele Freunde und Nachbarn heute Abend hier begrüßen zu können, denn dies ist der letzte Geburtstagsball, den wir je veranstalten werden.“
    Er wartete, bis das erstaunte Murmeln verklungen war. „Meine Erkrankung hat mir viel Gelegenheit zum Nachdenken gegeben – über die Vergangenheit, aber auch über die Zukunft“, fuhr er dann fort. „Mir wurde klar, dass meine Sicht auf die Fortsetzung der Familientradition für künftige Generationen hier vielleicht nicht ganz richtig war. Einerseits ist es wirtschaftlich betrachtet nicht leicht, ein Anwesen dieser Größe zu führen. Wichtiger jedoch war für mich die Erkenntnis, dass mein Sohn und Erbe sich an einem anderen Ort ein ganz anderes Leben aufgebaut und persönliche, wie geschäftliche Verpflichtungen in Europa und anderen Teilen der Welt hat. Ich kann nicht von ihm erwarten, dass er dies alles wegen etwas aufgibt, das er sich nie gewünscht hat.“ Nach kurzem Schweigen fuhr der alte Mann fort: „Deshalb habe ich mich entschlossen, Maynard Manor und den größten Teil des Grundstücks an eine Wellnesshotelkette zu verkaufen. Da sie ihre Mitarbeiter immer vor Ort suchen, werden dadurch neue Arbeitsplätze entstehen, und ich erhoffe mir davon einen neuen Anfang für Willowford.“
    Man konnte förmlich hören, wie den Gästen der Atem stockte.
    „Ich werde jedoch die Schonung bei Warne Cross erhalten und selbst im ehemaligen Cottage des Wildhüters wohnen, das für mich umgebaut und erweitert worden ist. Meine liebe Mrs Vernon wird sich um mich kümmern und Mrs Denver für mich kochen – ich werde es also sehr behaglich haben. Sicher werden auch Sie mich gelegentlich besuchen kommen“, sagte er. „Und natürlich freue ich mich auch auf die Enkel, mit denen mein Sohn und die Lady, die bald seine Frau wird, mich besuchen werden.“
    Sir Gregory ließ den Blick durch den Saal gleiten. „Mir bleibt nur noch, Ihnen alles Gute zu wünschen – und nun tanzen Sie bitte weiter!“
    „Mich laust der Affe“, sagte Onkel Hal, als aufgeregtes Stimmengewirr einsetzte. „Offenbar sind wir nicht die Einzigen, die sich verkleinern. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.“
    „Ich auch nicht.“ Nachdenklich betrachtete seine Frau das blasse Gesicht ihrer Nichte.
    Chloé war fassungslos. Die Maynards wollten nach über dreihundert Jahren das Familienanwesen verkaufen? Das konnte doch nicht wahr sein! Dann muss ich wenigstens nicht miterleben, wie Darius mit Penny an seiner Seite Hof hält, denn sein Leben mitsamt seiner Verpflichtungen findet anderswo statt, dachte sie. Hatte Sir Gregory vielleicht befürchtet, die Einheimischen würden bei aller Loyalität gegenüber den Maynards Penny nicht als Hausherrin akzeptieren?
    Als Chloé spürte, wie ihr ein Schluchzer in der Kehle aufstieg, hustete sie schnell. „Es ist ziemlich stickig hier im Saal“, stellte sie fest. „Ich werde mal draußen etwas Luft schnappen.“
    „Keine schlechte Idee“, sagte Tante Libby sanft. „Diese Neuigkeiten scheinen dich sehr getroffen zu haben. Hast du wirklich nichts davon geahnt?“
    Chloé schüttelte den Kopf. „Nein, nichts.“ Auch nicht, dass Darius Vater wird … Sie rang sich ein Lächeln ab. „Aber sicher ist es besser so.“ Denn nun kann ich sicher sein, dass ich Darius nie wiedersehe, wenn ich nachher den Ball verlasse. Ihn oder seine Frau oder das Kind, das sie erwarten.
    „Bestimmt, meine Liebe“, meldete sich nun Onkel Hal zu Wort. „Wir sind übrigens sehr stolz darauf, wie wacker du dich nach diesem Tag hältst, der dich ja ziemlich erschüttert hat. Und du siehst bildhübsch aus“, fügte er hinzu.
    Wieder lächelte Chloé, dann eilte sie zur Terrassentür. Auf dem Weg dorthin tat sie, als würde sie die Gäste nicht bemerken, die sie ansprachen und mit ihr reden wollten – und als würde sie nicht sehen, wie Darius lächelnd Penny von dem kleinen Podest half und sie zu einem der Stühle am Rand des Saals führte. Mit einem unglücklichen Seufzer trat Chloé hinaus in die Dunkelheit.

13. KAPITEL
    Eine Weile stand Chloé nur da und atmete tief die kühle, duftende Luft ein. Als sie sich ein wenig ruhiger fühlte, ging sie die Treppe hinunter, die zur Gartenanlage führte.
    Unterhalb der Terrasse befand sich eine Bank aus Stein, auf die sie sank, um der Musik aus dem Ballsaal zu lauschen und den sternenklaren Himmel zu bewundern. Von wo aus sie ihn wohl als Nächstes betrachten würde? Hoffentlich von einem sehr, sehr weit entfernten Ort aus.
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