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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber
Autoren: Mary Jo Putney
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recht guten Ruheplatz für eine Katze. Sie streichelte Lionels seidigen Hals. »Ich werde auf eine große Reise gehen, und du kannst nicht mit mir kommen, liebster Kater.«
    Sie versuchte, ihn herunterzuheben. Er legte die Ohren an, und sein Schwanz peitschte hin und her. Als ihre Blicke sich trafen, vermittelte sie ihm das Bild einer sehr langen Reise, die an einem fremden Ort endete. Er schnaufte und senkte den Kopf, seine Nase vom eigenen Schwanz umspielt.
    Offensichtlich war der Wahrsagespiegel nicht das Einzige in Dunrath, das allein ihr gehörte. Mit einem feinen Lächeln angesichts dieser Absurdität setzte sie Sheba in Bewegung. Es war schön, auf ihrer Reise Gesellschaft zu haben.
    Sie schaute nur einmal zurück, als sie den Bergkamm erreichte, von dem aus man das ganze Tal überblicken konnte. Hier hatten Duncan und sie auf ihrer Hochzeitsreise angehalten. Damals war sie ein Mädchen gewesen, das seine Macht gerade erst entdeckt hatte und deshalb so aufgeregt gewesen war. Obwohl sie Zweifel gehegt hatte, ob sie Duncan würde ausgleichen können, war ihr undeutlich bewusst gewesen, wie glücklich sie sich schätzen konnte, dass das Schicksal ihr so einen Ehemann geschenkt hatte.
    In Dunrath, einem Ort, der unvergleichlich schön war, hatte sie ihre geistige Heimat gefunden. Dort hätte sie das Leben führen können, das sie sich unbewusst immer gewünscht hatte.
    Nun war sie eine Frau und eine mächtige Zauberin, die keine Angst vor irgendwelchen möglichen Gefahren hatte, denen sie auf der Straße begegnen mochte. Sie hatte ihren Wächterschwur erfüllt, soweit es ihr möglich war. Wie es das Konzil von ihr verlangt hatte.
    Mit zusammengekniffenem Mund setzte sie ihre Reise fort. Es gab ein Sprichwort in den Familien, dass Magie stets ihren Preis hatte. Aber sie hatte nie zu ermessen vermocht, wie hoch dieser Preis war.
    Duncan schlief rund um die Uhr und wachte erst am nächsten Morgen auf, vierundzwanzig Stunden nachdem die Regierungstruppen verschwunden waren. Mit steifen Gliedern stand er auf und wischte Strohhalme von seinem Kilt. Absichtlich dämpfte er seine Macht, da er nicht wissen wollte, was jenseits seiner anderen fünf Sinne passierte.
    Als er seine Zelle verließ, begrüßten ihn Stimmen: »Guten Morgen, Macrae!« und »Ist gut, wieder daheim zu sein!«, und andere fröhliche Begrüßungen schallten ihm entgegen.
    Er winkte den Männern zu und versuchte, ebenso fröhlich dreinzuschauen. »Ihr müsst alle noch ein paar Tage hier unten bleiben, damit eure Sicherheit gewährleistet ist. Aber ich werde dafür sorgen, dass man euch Frühstück nach unten bringt.«
    »Ich würde meine Seele für eine Schüssel mit heißem Porridge verkaufen«, sagte jemand wehmütig.
    »Schätze, niemand will so eine dreckige, alte Seele wie deine.« Die Neckereien waren gutmütig. Die Rebellen von Glen Rath waren in der ausgelassenen Stimmung, die aufkam, wenn man dem sicheren Tod entronnen war. Schon bald würden sie zu ihrem Leben im Glen zurückkehren, und dann wäre es, als wären sie nie fort gewesen. Duncan beneidete sie.
    In der Küche war man bereits damit beschäftigt, das Frühstück für die Rebellen zuzubereiten. Ein großer Kessel mit dampfendem Porridge hing über dem Feuer. Er stibitzte einen Kanten Brot und stieg die Treppe hinauf zu seinem eigenen Schlafzimmer. Dort wusch er sich mit kaltem Wasser und zog sich frische, englisch wirkende Kleidung an. Es war im Moment nicht die rechte Zeit, um die Kleidung der Highlander zu tragen. Er versuchte, nicht an seine geliebte Frau zu denken, die vermutlich noch den Schlaf der Tüchtigen schlief.
    Heute fühlte er sich rastlos und war nicht sicher, wie er mit Gwynne reden sollte. Würde sie widerstrebend gehen? Oder wäre sie angesichts der Aussicht, in ihr englisches Leben zurückzukehren, erleichtert? Da eine Scheidung eigentlich unmöglich war, vermutete er, sie würden einander diskrete Affären mit Partnern zugestehen, die unter anderen Umständen niemals als rechtmäßige Partner infrage gekommen wären, aber ihnen in Zukunft des Nachts die Betten wärmten. Bei dem Gedanken musste er gegen aufsteigende Übelkeit ankämpfen.
    Im Frühstücksraum fand er Tee und Toast vor. Und seine Schwester. Jean blickte auf, dann eilte sie ihm entgegen und warf sich in seine Arme. Er umarmte sie fest. »Ach, Jeannie, mein Mädchen, du hast in den letzten Monaten allzu viele Abenteuer erlebt.«
    »Genug Abenteuer für ein ganzes Leben.« Sie löste sich aus seiner
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