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Stürmische Eroberung

Stürmische Eroberung

Titel: Stürmische Eroberung
Autoren: H Dickson
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"Hallo, Herzchen. Schön, dass du den Weg vom Balkon herunter gefunden hast. Hier unten bei all den Leuten ist es viel vergnüglicher. Ganz London ist heute auf den Beinen. Wartest du auf deinen Bruder?"
    "Ja", antwortete Prudence knapp, denn Molly wusste nichts von der Schwärmerei ihrer Freundin für Adam Lingart. "Er muss bald hier vorbeikommen."
    "Hast du je eine solche Pracht und so viele gut aussehende Männer auf einem Haufen erblickt? Diese Gentlemen wissen wirklich, wie man sich anzieht", erklärte Molly beinahe atemlos, während sie förmlich mit den Augen einen der Cavaliers verschlang, der gerade vorbeiritt. "Heute Nacht wird kein Mädchen sicher sein in London."
    Prudence lachte. Mit ihren vollen Lippen, den leuchtend grünen Augen und der kleinen Stupsnase sah Molly ausgesprochen niedlich aus. Sie war größer als Prudence und hatte eine ausgezeichnete Figur, die das gelb-weiß gestreifte Kleid mit dem eng anliegenden Mieder hervorragend zur Geltung brachte. Das Mädchen sprühte geradezu vor Selbstbewusstsein und guter Laune. Prudence konnte nicht anders, als die Freundin zu bewundern. In diesem Augenblick ritt ein Cavalier auf einem schwarzen Vollblüter heran, neben ihm sein dunkelhäutiger, orientalisch gekleideter Diener.
    Der Gentleman hielt alle Blicke gefangen. Er war in Schwarz gekleidet, mit einer scharlachroten Weste als einzigem spektakulären Farbtupfer, und die schwarzen Locken fielen ihm auf den breiten Kragen aus weißer Spitze. Ein federgeschmückter Hut krönte das Haupt. Er sah geradezu teuflisch gut aus. Die scharf geschnittenen Züge mit der geraden Nase, der breiten Stirn und den kühn geschwungenen Lippen verrieten den Abenteurer. Das ausgeprägte Kinn mit dem Grübchen unterstrich diesen Eindruck noch. Im Ganzen war der Mann jeder Zoll ein Aristokrat – und sich dessen offenbar wohl bewusst.
    "Wer ist das?" flüsterte Prudence verträumt.
    "Ja, weißt du das denn nicht?" rief Molly aufgeregt, die stets ausgezeichnet über jeden attraktiven Mann unterrichtet zu sein schien, ohne dass es ihr im Mindesten unangenehm war. "Das muss der berühmte Lord Fox sein. Gerade du solltest ihn doch wohl kennen! Immerhin seid ihr in Marlden Green doch Nachbarn. Sieht er nicht umwerfend aus?"
    "Oh ja, und das weiß er auch", bestätigte Prudence trocken. "Aber warum bist du so sicher, dass dieser Herr da Fox ist?"
    "Das kann nur er sein. Niemand sonst sieht so aus. Ich habe gehört, er soll groß und dunkelhaarig sein – sogar noch größer als König Charles selbst. Er war im Orient und in Afrika. Ein Geheimnis umgibt ihn, und er hat auf seinen Reisen alle möglichen sonderbaren Dinge gelernt. Man sagt, er wäre unglaublich reich." Bewundernd sah sie zu dem Gentleman empor. "Sieht er nicht aus wie ein junger Fürst?"
    Gespannt hörte Prudence weiter zu, während Molly alles berichtete, was sie über Lord Fox wusste. Dass er nicht nur äußerst attraktiv und vermögend war, sondern sich hinter der schönen Schale auch ein scharfer Verstand, Entschlossenheit und ungeheurer Mut verbargen – Gründe, aus denen seine Freunde ihn ebenso liebten wie seine Feinde ihn fürchteten. Manche Leute glaubten gar, er wäre mit dem Teufel im Bunde.
    Das alles klang so märchenhaft, dass Prudence der Freundin nicht recht glauben wollte. Molly war eben leicht zu beeindrucken und glaubte jede ausgeschmückte Lügengeschichte nur zu gern. Sie ließ den Blick zu den Herren schweifen, die hinter Fox ritten, und plötzlich schlug ihr Herz schneller. Sie erkannte ihren Bruder. Zwar war er älter und sein Gesicht schmaler geworden, aber dies war zweifellos Thomas. Neben ihm aber ritt niemand anderes als Adam. Ein kleiner Aufschrei entschlüpfte Prudence' Lippen.
    Ohne lange nachzudenken trat sie einen Schritt vor, um Adam ihren kleinen Strauß zuzuwerfen. Doch in diesem Augenblick stieß sie jemand von hinten an, und so landeten die Blumen auf dem Rücken von Lord Fox' Pferd – unmittelbar vor dem Sattel.

2. Kapitel
     
    Lord Fox musterte die Stiefmütterchen, und ein Lächeln umspielte seine Lippen. Dann streifte er einen Handschuh ab, ergriff das kleine Bouquet und sog den Duft der Blumen ein. Die Sonnenstrahlen glitzerten auf seinem rubinbesetzten Goldring. Er sah suchend in die Menge. So viele Gesichter! Endlich erblickte er Prudence. Ja, sie musste es gewesen sein. Da war er ganz sicher. Sie hatte ihm die Stiefmütterchen zugeworfen. Mit großer Geste zog er tief den Hut vor ihr und enthüllte seine schwarz
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