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Stürmische Eroberung

Stürmische Eroberung

Titel: Stürmische Eroberung
Autoren: H Dickson
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ein sehr langer Zug sein, der nur langsam vorankommt. Wahrscheinlich wird es Abend werden, bevor wir sein Ende auch nur erkennen können. Thomas bekommen wir bestimmt erst spät zu Gesicht. Er wird sicher in der Nähe von Adam Lingart und Lord Fox reiten."
    Erstaunt sah Prudence die Tante an. "Lord Fox? Meinst du unseren Nachbarn, der daheim in Surrey neben uns wohnt?"
    "Eben den. Thomas erwähnte ihn recht oft in seinen Briefen, wenn du dich erinnerst."
    "Ich weiß kaum etwas über Lord Fox oder seine Familie, Tante Julia, nur, dass sein Onkel während seiner Abwesenheit in Marlden Green lebte. Ich war noch zu jung, als Thomas England verließ. Ich hatte so schreckliche Angst um ihn, weil ich dachte, man würde ihn bestimmt hängen, wenn er es nicht rechtzeitig nach Frankreich schafft. Er hat sich doch damals auf die Seite des Königs geschlagen."
    "Das stimmt, Prudence. Wir können nur dem Himmel danken, dass ihm die Flucht gelang. Bestimmt werden die drei Gentlemen jetzt nur zu gern nach Surrey zurückkehren und ihr altes Leben dort fortsetzen", sagte Julia. "Besonders Thomas, da er doch nun eine Gemahlin hat. Nun aber genug geplappert und auf den Balkon mit dir."
    Eilig stieg Prudence die Stufen hinauf und trat hinaus. Sie freute sich darauf, endlich wieder mit dem Bruder vereint zu sein. Während seiner Abwesenheit hatte sie seine Briefe kaum erwarten können. Er schrieb oft und berichtete ihnen vom Leben im Exil. Glücklicherweise war Thomas ein vernünftiger und kluger Mann, der im Exil keineswegs die Hände in den Schoß gelegt hatte, um ein eitles Leben voller Ausschweifungen zu führen – wie es so viele aus dem Gefolge des Königs in Paris taten. Der Bruder und Lord Fox hatten die französische Hauptstadt verlassen und waren in die Armee eingetreten. Dort dienten beide über mehrere Jahre.
    Ganz Europa war zu jener Zeit gefangen im undurchdringlichen Netz internationaler Politik. In Frankreich war es zu Unruhen gekommen, weil Ludwig XIV. sich in einem Machtkampf mit den Adligen des Landes befand. Dem bedrängten französischen König war an einem guten Verhältnis zur englischen Republik unter Oliver Cromwell gelegen. Charles II musste deshalb den Hof verlassen und war dort nicht länger willkommen. Dieser Schritt war für eine Allianz mit England unumgänglich gewesen. Am Ende fand Charles Aufnahme in den spanischen Niederlanden. Durch lange Verhandlungen, die scheinbar zum gewünschten Erfolg führten, war es ihm gelungen, einen Bund mit Spanien zu schmieden.
    In Brügge gründete er ein eigenes Garderegiment, dem Thomas beitrat und das unter dem Befehl des Earl of Rochester stand. So diente Thomas unter spanischer Flagge. Adam Lingart folgte ihm.
    Lord Fox hingegen hatte schon länger eigene Wege beschritten. Ein Geheimnis umrankte ihn. Wie Thomas schrieb, hatte Fox auf der Suche nach Reichtum und Abenteuern eine lange Reise in den Orient unternommen. Man hörte nichts mehr von ihm, bis König Charles sich auf seine Rückkehr nach England vorbereitete. Lord Fox stieß daraufhin wieder zu den Freunden in den spanischen Niederlanden – zusammen mit seinem persönlichen Diener, einem Mann vom dunklen Kontinent, den Fox von seinen Reisen mitgebracht hatte.
    Man erzählte sich, Fox habe ein ungeheures Vermögen angehäuft. Mochte dem sein, wie es wollte, sein englischer Besitz war während seiner Abwesenheit jedenfalls beschlagnahmt worden. Da er seine Rückkehr nach England aber offenbar kaum erwarten konnte, schien er sich sehr sicher zu sein, das Verlorene wiederzuerlangen – zu welchem Preis auch immer. Er hatte bei Worcester für den König gekämpft und besaß nun einen Anspruch auf die Dankbarkeit des Monarchen, der trotz der Wiederbesteigung des Throns kein reicher Mann war.
    Unten im Garten hatte Prudence ein blühendes Weißdornzweiglein gepflückt, das sie sich jetzt hinters Ohr steckte. In der Hand trug sie einen kleinen Strauß duftender Rosen. Sie wollte ihn Adam zuwerfen, sobald er vorbeiritt. Als sie oben auf dem Balkon ankam, stellte sie enttäuscht fest, dass der schon vollkommen überfüllt war und ihr kaum noch einen freien Blick auf die Straße bot. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte in Richtung Whitehall. Ganz London schien in freudiger Erwartung. Fahnen, Banner und Girlanden hingen aus den Fenstern und an den Balkonen. Ein Stück den Strand hinunter hatte jemand einen riesigen Maibaum aufgestellt. Solch heidnische Riten waren während der trüben Zeit des Protektorats
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