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Stürmische Eroberung

Stürmische Eroberung

Titel: Stürmische Eroberung
Autoren: H Dickson
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hatte Lingart besser ausgesehen als an jenem Tag vor drei Jahren, da er das kleine Dorf Marlden Green in Surrey verließ und dem Vater ins französische Exil auf den Kontinent folgte.
    "Arabella, muss ich denn unbedingt auf dem Balkon bleiben? Kann ich nicht zu Mary hinunter auf die Straße und von dort dem Zug zuschauen?" bettelte Prudence.
    "Nein", antwortete die Schwester bestimmt. "Wie oft muss ich dir denn noch sagen, dass du den Tross zusammen mit allen anderen vom Balkon aus zu verfolgen hast?"
    "Aber da ist man so weit weg", beschwerte sich Prudence.
    "Liebe Güte! Willst du wohl aufhören mit mir zu streiten? Du tust, was ich sage. Immerhin bist du eine Dame, trotz deines schlechten Benehmens. Daher ist es ganz unmöglich, dass du dich da unten unters gemeine Volk mischst. Die Leute strömen schon jetzt von nah und fern zusammen. Wenn der Zug des Königs erst hier ist, wird der Strand so überfüllt sein, dass du noch zu Tode getrampelt wirst", schimpfte Arabella, lächelte dann aber doch, als ob sie sich für ihre Übellaunigkeit schämte. "Verzeih mir, Prudence, aber ich bin schrecklich aufgeregt, weil unser Bruder heute nach so langer Zeit zurückkehrt – und es ist noch furchtbar viel zu tun. Zu allem Überfluss sind soeben auch noch Cousine Mary samt Gemahl und der unerzogenen Nachkommenschaft hier eingetroffen."
    Prudence verstand gut, wie Arabella sich fühlte. Die Schwester fürchtete sich schon seit Tagen vor Marys Besuch. "Kopf hoch, Arabella. Nun, da Thomas wieder zurück ist, wird alles besser werden, und du musst Marys Wutausbrüche bestimmt nicht mehr lange ertragen", versuchte sie die Ältere aufzuheitern.
    "Das hoffe ich, bei Gott", flüsterte Arabella und betrachtete die Schwester. Mit den kastanienbraunen Locken und der niedlichen Nase war Prudence wirklich nett anzusehen. Vom vielen Gärtnern in der Sonne war ihre Haut gebräunt, was die dunkelvioletten Augen strahlen ließ wie Amethyste. Klein und zart von Gestalt, wurde sie allgemein bewundert. Obwohl Eitelkeit ihrem warmherzigen Wesen vollkommen fremd war, fürchtete Arabella dennoch für die Zukunft der Schwester, die immer wieder die begehrlichen Blicke der Männer auf sich zog. Es wird wirklich Zeit, dass Thomas heimkehrt, dachte sie. Vielleicht würde er ja mit Prudence fertig.
    Und sie selbst hätte dann auch öfter Gelegenheit, Zeit mit ihrem Verlobten, Robert Armstrong, zu verbringen. Er konnte es genauso wenig abwarten wie sie selbst, dass die Hochzeit endlich stattfand, jetzt, da der König den Thron wieder bestiegen hatte. Nachdem Roberts Studium der Gesetze abgeschlossen war, hatte auch er das Land vor drei Jahren verlassen und war seinen Brüdern ins Exil gefolgt, weil er die unbarmherzige Strenge Oliver Cromwells nicht mehr ertragen konnte. Robert war allerdings schon einen Monat vor Charles und seinem Gefolge nach England zurückgekehrt, weil er so schnell wie möglich wieder mit Arabella vereint sein wollte. Heute weilte er allerdings in Dover, da er mit eigenen Augen sehen wollte, wie der König dort zum ersten Mal wieder Fuß auf englischen Boden setzte.
    "Mir tut Tante Julia Leid, Arabella. Sie muss sich ganz schrecklich fühlen. Onkel James kehrt ja nicht mit unserem Bruder aus Frankreich zurück. Denk nur daran, wie furchtbar sie gelitten hat, als Thomas ihr in seinem Brief schrieb, dass James an den Blattern gestorben ist. Und dennoch scheut sie keine Mühe, um unserem Bruder das schönste Willkommensfest auszurichten."
    Trauer umwölkte für einen Moment Arabellas Blick. "Das macht Tante Julia bestimmt nichts aus. Schließlich ist Thomas jetzt das Familienoberhaupt, nachdem Vater und Onkel James tot sind. Und sie hatte unseren Bruder immer besonders gern, vielleicht weil ihre beiden eigenen Söhne kurz nach der Geburt gestorben sind. Nicht einmal Cousine Mary konnte den Schmerz darüber lindern." Irgendwo im Haus waren jetzt Kinderlachen und Marys schneidende Stimme zu hören. "Am besten gehst du nun auf dein Schlafgemach und ziehst dich um, bevor unsere Cousine dich sieht, Prudence. Du weißt ja, sie ist strikt dagegen, dass du diese Abhandlungen übers Gärtnern liest und dich um deine Pflanzen kümmerst. Nun, sie ist eben der Ansicht, du tätest besser daran, die Fertigkeiten zu erlernen, die dir eines Tages einen reichen Gemahl einbringen."
    Bei dem Gedanken an die ständigen Ermahnungen der Cousine verdrehte Prudence die Augen. "Mary kann uns beide nicht leiden, Arabella. Ganz gleich, wie ich mich verhalte,
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