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Stürmische Eroberung

Stürmische Eroberung

Titel: Stürmische Eroberung
Autoren: H Dickson
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merkte, wie ihm geschah. Er revanchierte sich damit, dass er ihr den blühenden Weißdornzweig aus dem Haar zog, den sie hinters Ohr gesteckt hatte. Dann befestigte er das Zweiglein mit einer diamantund perlenbesetzten Nadel am Wams. Belustigt funkelten seine Augen auf, als er sich herunterbeugte und Prudence leicht über die Wange strich.
    Prudence unterdrückte ihren Zorn, wandte sich um und schritt hinüber zu Adam. Wenn er sie doch zu sich aufs Pferd heben und küssen würde, wie Lord Fox es getan hatte! Aber sie wusste, dass dies nicht geschehen würde. So war Adam eben nicht, es sei denn, er hätte sich in all den Jahren auf dem Kontinent sehr verändert. Doch insgeheim hoffte sie, er möge noch genauso sein, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Allein der Gedanke war schier unerträglich, er könnte wahllos junge Mädchen küssen …
    Adam war ganz in Grün und Gold gekleidet, und sein goldblondes Haar quoll unter dem breitkrempigen Hut hervor. Voller Bewunderung sah Prudence zu ihm hinauf und reichte ihm die Stiefmütterchen. Schon seit drei Jahren dachte sie über die Worte nach, die sie ihm bei seiner Wiederkehr sagen wollte, und jetzt, da der Augenblick gekommen war, brachte sie nichts heraus außer: "Willkommen daheim, Adam. Ich habe dich vermisst … wir alle haben dich vermisst."
    Freundlich lächelte er ihr zu und kniff ihr wie einem Kleinkind sanft in die Wange, als er sich herunterbeugte, um die Blumen in Empfang zu nehmen. "Hab Dank, Prudence. Ich freue mich schon darauf, dich und deine Familie später zu begrüßen."
    Die Prozession zog weiter an Maitland House vorbei, und immer mehr Menschen drängten sich nach vorn an die Straße, so dass Prudence sich gezwungen sah, den Rückzug anzutreten. Thomas lenkte sein Pferd zu ihr.
    "Ich weiß nicht, was du dir dabei gedacht hast, Prudence." Der Ton des Bruders ließ keinen Zweifel daran, welch großes Missfallen ihr Auftritt bei ihm erregt hatte. Ein Blick auf den Ausschnitt von Prudence' Kleid und die sich abzeichnenden Brüste verriet ihm, dass die Schwester nicht mehr das kleine Mädchen war, an das er sich erinnerte. "Aber das ist auch ganz gleich, denn derlei wird nie wieder vorkommen. Geh jetzt hinauf zu Arabella und Tante Julia. Du kannst der Prozession vom Balkon aus weiter zuschauen. Ich komme später zu euch." Er entließ sie mit einem kurzen Nicken.
    Prudence wagte es nicht, hinauf zum Balkon zu schauen, denn das, was eben auf der Straße passiert war, schien ihr zu demütigend und peinlich. Sie würde für diese Dummheit bestimmt bestraft werden. Glücklicherweise war ihr entgangen, wie Arabellas Lachen erstarb, als sie die Schwester unten in der Menge bei Lord Fox entdeckte. Und als Prudence den kleinen Strauß Adam überreichte, war alle Farbe aus Arabellas Gesicht gewichen.
    Betrübt senkte Arabella den Kopf. Himmel, sie hatte ja keine Ahnung gehabt von Prudence' heimlichen Gefühlen. Das erklärte natürlich die endlosen Tagträume der Schwester. Wie traurig! Nun musste sie Prudence sagen, dass Adam in aller Stille Lucy Ludlow geheiratet hatte – die Schwägerin ihres Bruders.
     
    Nicht nur Arabella war der Tag verdorben. Will Price ballte wütend die Hände zu Fäusten, während er beobachten musste, wie Lord Fox Prudence aufs Pferd hob und küsste, vor all den Leuten! Doch als sie den kleinen Strauß dann dem blonden Cavalier übergab, fühlte Will brennende Eifersucht. Nie zuvor hatte er solche Bitterkeit empfunden.
    Er war besessen von Prudence Fairworthy. Obwohl Will die Zwanzig kaum überschritten hatte, zeigte sein Gesicht doch schon deutliche Zeichen aller nur vorstellbaren Ausschweifungen. Seine dunklen Begierden stillte er sonst bei Huren. Doch bei Prudence lag der Fall anders. Sie war die Schwester eines Gentleman. Unmöglich konnte er sie einfach verführen wie ein gewöhnliches Flittchen. Er kannte sie nun ein volles Jahr und dachte seitdem ständig an die sinnlichen Freuden, die ihr wohl gerundeter Körper ihm versprach – und daran, wie lange er wohl brauchen würde, bis er sie ganz besaß. Einem dummen Hündchen gleich folgte er ihr auf Schritt und Tritt, doch sie ließ ihn nicht an sich heran, die kleine Prüde. Und heute warf sie sich schamlos den Cavaliers an den Hals!
    "Miststück! Gemeine Dirne", murmelte er leise. Das Feuer der Eifersucht wich kalter Verachtung. Er bedeutete ihr nichts, weil er so weit unter ihr stand, das war nur zu offensichtlich. Bisher hatte er Rücksicht auf ihre gesellschaftliche Stellung
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