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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6
Autoren: Liza Marklund
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Katze der Welt, weißt du das?«, sagte Annika und kraulte ihn hinter den Ohren.
    Sie setzte sich auf den Steg und schaute auf den See hinaus. Der Wind, leicht und sanft, kräuselte die Oberfläche, das Wasser glitzerte. Annika kniff die Augen zu. Sie sah auf der anderen Seite die grauen Felsen sich aus dem Wasser erheben und in eine dunkelgrüne Wand aus Nadelbäumen übergehen. Etwas weiter entfernt, wo der See zu Ende war und der große Wald begann, wohnte der alte Gustav. Irgendwann in den nächsten Tagen würde sie bei ihm vorbeischauen, sie hatte ihn lange nicht gesehen.
    Die Zukunft lag wie ein ungemaltes Aquarell vor ihr. Sie selbst konnte es mit Motiven und Farben füllen, Stärke und Intensität wählen.
    Warm und voll, dachte sie, leicht und hell.
    Die Katze rollte sich auf ihrem Schoß zusammen und schlief ein. Sie schloss die Augen, und ihre Finger spielten mit dem weichen Fell des Tieres. Sie atmete tief ein, von einem großen Glücksgefühl erfüllt. So sollte sich das Leben anfühlen, dachte sie.
    Die Großmutter rief etwas vom Haus her, und Annika richtete sich auf und horchte. Whiskas zuckte zusammen und sprang auf den Steg. Die alte Frau formte die Hände zu einem Megafon.
    »Frühstück!«
    Annika lief zu dem kleinen Hof zurück, und die Katze dachte, sie würden um die Wette laufen, und raste wie verrückt. Oben auf der Treppe hatte sie sich dann auf die Lauer gelegt und überfiel Annikas Füße. Sie nahm das strampelnde Tier hoch, bohrte ihre Nase in sein Fell und pustete auf seinen Bauch.
    »Du bist so albern, Kater«, sagte sie.
    Die Großmutter hatte Sauermilch und Waldhimbeeren, Roggenbrot und Käse auf den Tisch gestellt. Der Geruch von gekochtem Kaffee hing in der Luft. Annika merkte, was für einen Bärenhunger sie hatte.
    »Nein, geh runter«, sagte sie zu der Katze, die versuchte, auf ihren Schoß zu hüpfen.
    »Er wird dich vermissen«, sagte die Großmutter.
    Annika sah sie betrübt an.
    »Ich werde ganz oft kommen«, versprach sie.
    Die Großmutter servierte den Kaffee in dünnwandigen Tassen.
    »Du sollst wissen, dass ich finde, du tust das Richtige«, erklärte sie. »Du solltest dich auf deine Arbeit konzentrieren. Wenn man die Verantwortung für seine eigene Versorgung übernimmt, erfüllt einen das mit Selbstvertrauen und Befriedigung, das habe ich immer so empfunden. Man sollte nicht mit einem Mann zusammen sein, der einen zurückhält.«
    Sie aßen schweigend. Die Sonne beschien den Küchentisch und ließ das Wachstuch weich und warm werden.
    »Gibt es viele Pfifferlinge?«
    Die Großmutter kicherte.
    »Ich habe mich gerade gefragt, wie lange es wohl dauern würde, bis du dich danach erkundigst. Es gibt unglaublich viele.«
    Annika sprang auf.
    »Ich gehe und pflücke uns welche zum Mittagessen.«
    Sie zog zwei Plastiktüten aus der untersten Küchenschublade und lief schnell in den Wald. Whiskas rannte hinter ihr her.
    Im Dunkel des Waldes musste sie erst eine Weile blinzeln, ehe sie das Muster auf dem Moos erkannte. Dann traute sie ihren Augen nicht. Der Boden war vollkommen von hellbraunen Pfifferlingen bedeckt, sie wuchsen in Gruppen um die hundert, vielleicht tausend, am Saum des Kahlschlags.
    Sie pflückte beide Tüten voll und brauchte nicht einmal eine Stunde dafür. Whiskas fing in der Zeit zwei Feldmäuse.
    »Und wer soll die alle putzen?«, fragte die Großmutter erschrocken.
    Annika lachte laut und leerte die erste Tüte auf den Tisch.
    »Jetzt komm schon«, sagte sie, und wie gewöhnlich dauerte es länger, die Pilze zu putzen, als sie zu sammeln.
    Sie aßen gebratenes Weißbrot und zwei Berge von Pfifferlingen zum Mittag.
    »Ich habe keine Milch, kein Brot und keine Butter mehr«, sagte die Großmutter, als sie gespült hatten.
    »Ich fahre mit dem Rad rein und gehe einkaufen«, erbot sich Annika.
    Die alte Frau lächelte.
    »Das ist lieb von dir.«
    Annika kämmte sich die Haare und holte ihre Tasche.
    »Du musst jetzt bei Großmutter bleiben«, ermahnte sie die Katze. Whiskas kümmerte sich nicht um das, was sie sagte, und lief einfach voraus in Richtung Schlagbaum.
    »Nein«, wiederholte Annika, hob die Katze hoch und trug sie zum Haus zurück. »Ich werde auf der Straße fahren, das ist zu gefährlich für dich. Bleib jetzt hier.«
    Die Katze strampelte sich los und lief in den Wald.
    »Schließ ihn ein, wenn er zurückkommt«, sagte sie zu ihrer Großmutter. »Ich will nicht, dass er in der Nähe der Straße ist.«
    Mit schwingenden Armen ging sie zu ihrem
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