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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6
Autoren: Liza Marklund
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Wohnung. Nach kurzem Zögern besuchte sie ihre Mutter. Es wäre übertrieben, zu behaupten, dass ihre Mutter sich freute. »Komm rein«, sagte sie. »Ich habe gerade Kaffee gemacht.«
    Annika setzte sich, immer noch in einem Zustand von betäubter Scham, an den Küchentisch.
    »Ich habe ein Haus gefunden«, erzählte die Mutter und stellte eine zweite Tasse hin.
    Annika tat, als hätte sie es nicht gehört, und sah über das Blechdach der Fabrik hinweg.
    »Mit Carport und Pool«, fuhr die Mutter etwas lauter fort. »Mexikanischer Ziegel. Es ist groß, sieben Zimmer.
    Da ist auch Platz für dich und Sven.«
    »Ich will nicht in Eskilstuna wohnen«, sagte Annika, ohne den Blick vom Fenster zu wenden.
    »Es liegt in Svista, das ist draußen. Hugelstaborg. Eine feine Gegend. Gute Leute.«
    »Was willst du denn mit sieben Zimmern?«
    Die Mutter hörte auf zu hantieren, sie war verletzt.
    »Ich will einfach nur Platz für euch haben, für dich und Sven und Birgitta. Und für die Enkelkinder natürlich.«
    Annika stand auf, die Mutter zwinkerte ihr bedeutungsvoll zu.
    »Da wirst du dich voll und ganz auf Birgitta verlassen müssen«, meinte Annika. »Ich werde noch eine ganze Weile keine Kinder haben.«
    Sie ging zum Spültisch hinüber, nahm ein Glas aus dem Oberschrank und füllte es mit Wasser aus dem Hahn. Der leicht vorwurfsvolle Blick der Mutter folgte ihr.
    »Hat Sven da nicht ein Wörtchen mitzureden?«
    Annika fuhr herum.
    »Was meinst du damit?«
    Die Mutter warf den Kopf in den Nacken.
    »Es gibt Leute, die finden, dass du ihn zum Narren hältst. Einfach so nach Stockholm zu ziehen, ohne ihn zu fragen.«
    Annika Gesicht wurde bleich vor Zorn.
    »Was weißt du schon davon?«, fragte sie.
    Die Mutter fummelte mit ihrem Päckchen Zigaretten herum, das Plastik knisterte, und das Feuerzeug klickte ein paar Mal, ehe der Tabak zu glühen anfing. Sie nahm einen tiefen Zug und bekam einen Hustenanfall.
    »Du weißt überhaupt nichts über Sven und mich«, konstatierte Annika, während sich die andere freihustete.
    »Meinst du, dass ich nur seinetwegen diese Chance hätte ausschlagen sollen, oder was? Sollen meine Karriere und meine Existenz von seiner verdammten Zustimmung abhängig sein? Ist das wirklich deine Meinung? Was?«
    Die Mutter hatte Tränen in den Augen, als sie wieder Luft holen konnte.
    »Ojeoje, ich muss mit diesen Giftstängeln aufhören.«
    Sie versuchte zu lächeln, aber Annika erwiderte das Lächeln nicht. »Natürlich finde ich, dass du einen richtigen Job haben solltest. Du bist ja so begabt. Aber in Stockholm ist das hart, das wissen doch alle. Niemand macht dir einen Vorwurf, weil es schiefgegangen ist.«
    Annika drehte sich um und füllte das Wasserglas erneut.
    Die Mutter kam zu ihr und strich ihr unbeholfen über den Arm.
    »Annika«, bat sie, »sei mir nicht böse.«
    »Ich bin dir nicht böse«, sagte Annika gedämpft, ohne sich umzudrehen.
    Die Mutter zweifelte.
    »Manchmal kommt es mir aber so vor.«
    Annika drehte sich um, und ihre Augen waren müde, als sie ihre Mutter ansah.
    »Ich verstehe einfach nicht, warum du meinst, du müsstest in eine schicke Villa in Eskilstuna ziehen. Du hast doch gar nicht das Geld dafür! Und was willst du dann arbeiten? Willst du immer hierher pendeln, um weiterhin im Supermarkt zu sitzen?«
    Jetzt war es an ihrer Mutter, sich abzuwenden.
    »Es gibt jede Menge Jobs in Eskilstuna«, sagte sie stur.
    »Ehrliche und zuverlässige Kassiererinnen wachsen nicht auf den Bäumen.«
    »Aber warum fängst du nicht damit an? Such dir erst mal einen Job. Es ist einfach das falsche Ende, mit einem teuren Haus anzufangen, das ist doch wohl klar.«
    Die Frau nahm einen langen Zug von ihrer Zigarette.
    »Du hast keinen Respekt vor mir«, sagte sie.
    »Doch, das habe ich!«, beteuerte Annika und warf die Arme in die Luft. »Mein Gott, schließlich bist du meine Mutter! Ich finde einfach, dass du mal wieder auf den Teppich kommen solltest. Wenn du nun unbedingt in einer Villa wohnen willst, warum kaufst du dir dann keine in Hälleforsnäs? Die kosten so gut wie nichts. Oben am Flensvägen habe ich ein Verkaufsschild gesehen. Hast du gefragt, was sie dafür haben wollen?«
    »Finnen«, spuckte die Mutter verächtlich aus.
    »Nun bist du aber dumm«, gab Annika zurück.
    »Du musst gerade reden«, sagte ihre Mutter. »Du willst ja auch nicht hier wohnen, du willst nur nach Stockholm.«
    »Ja, aber nicht, weil mit Hälleforsnäs irgendetwas verkehrt ist! Ich liebe die Gegend hier.
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