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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6
Autoren: Liza Marklund
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roten Streifen Blut, die Gedärme plumpsten aus dem Körper, ringelten sich wie ein Seil unter dem Bauch.
    »Du Schwein!«
    Sie spürte die Kraft wie Feuer und Eisen, wie die Masse, die ihre Vorväter in diesem verdammten Gebäude geschmolzen und gegossen hatten. Sie war voll glühender Wut und nicht aufzuhalten, ihr Gesichtsfeld färbte sich rot, die Eindrücke stürzten auf sie ein. Sie bückte sich, streckte sich nach einem Rohr, rostig und schwarz, das tief, tief unten auf dem Boden lag, in nicht messbarer Entfernung, und griff es mit beiden Händen, die stark waren wie Eisen, schwang es mit einer Kraft, die es eigentlich nicht gab.
    Das Rohr traf ihn genau an der Schläfe. Wie in Zeitlupe sah sie, wie es seinen Schädelknochen eindrückte und er wie eine Eierschale zerbrach, seine Augen rollten herum, und man sah das Weiße, etwas spritzte aus dem Loch an der Seite, die Arme schlugen hoch, das Messer flog wie eine Sternschnuppe durch den Raum, der Körper wurde nach links geworfen, taumelte, die Füße verloren den Boden, tanzten, brachen ein.
    Der nächste Schlag traf seinen Körper, sie hörte Rippen brechen. Der ganze Männerkörper wurde von der Kraft hochgehoben, wurde von Eisen und Feuer mitgerissen und fiel langsam über die Kante in den Schacht zum Ofen hinab.
    »Da hast du es, du Schwein«, sagte Annika.
    Mit einem letzten Stoß schickte sie ihn in den Hochofen hinunter. Das Letzte, was sie sah, waren die Füße, die dem Rest des Körpers über die Kante folgten.
    Sie ließ das Rohr auf den Zementboden fallen, das in der plötzlichen Stille laut klirrte.
    »Whiskas«, sagte sie leise.
    Er lag hinter dem Einlass, das Brustbein aufgerissen.
    Eine blasige Masse davor, immer noch kleine, stille Atemzüge. Seine Hinterbeine zuckten, seine Augen sahen in ihre, er versuchte zu jaulen. Sie zögerte, bevor sie ihn aufnahm, wollte ihn nicht noch mehr verletzen. Vorsichtig hob sie etwas Gedärm in seinen Bauch zurück, setzte sich hin und nahm ihn in den Arm. Sie wiegte ihn sanft, während seine Lungen langsam zur Ruhe kamen. Seine Augen ließen ihre los, wurden leer und starr.
    Annika weinte, wiegte den zerrissenen kleinen Tierkörper in ihren Armen. Die Laute, die sie ausstieß, waren klagend und lang, eintönig jammernd. So saß sie lange, bis die Tränen versiegten und die Sonne hinter der Fabrik zu sinken begann.
    Der Zementfußboden war hart und kalt. Sie zitterte vor Kälte. Ihre Kleider waren fast getrocknet, die Beine eingeschlafen, sie erhob sich schwerfällig mit der Katze im Arm. Langsam folgte sie der Blutspur durch den Staub.
    Sie bückte sich und nahm die Reste seiner Gedärme auf, versuchte sie ein wenig abzubürsten, legte sie in seinen schlaffen Körper.
    Langsam ging sie zur Treppe, Staub tanzte in der Luft.
    Es war weit nach unten, sie tastete sich zum Licht vor, zu dem leuchtenden Viereck. Der Tag draußen war ebenso klar wie zuvor, etwas kühler, die Schatten länger. Eine Weile stand sie zögernd da, dann lenkte sie ihre Schritte zum Fabrikgelände und dem Eingang.
    Die acht Menschen, die noch in der Fabrik arbeiteten, machten sich gerade auf den Heimweg. Zwei von ihnen saßen bereits in ihren Autos. Die anderen standen beisammen und diskutierten etwas, während der Vorarbeiter das Tor verschloss.
    Der Mann, der sie erblickte, schrie auf und zeigte auf sie.
    Sie war von der Stirn bis zur Hüfte blutig und hielt die tote Katze im Arm.
    »Was, um Himmels willen, ist passiert?«
    Der Vorarbeiter fasste sich als Erster und lief zu ihr.
    »Er liegt da hinten«, sagte Annika tonlos. »In einem Hochofen.«
    »Sind Sie verletzt? Brauchen Sie Hilfe?«
    Annika antwortete nicht, ging auf den Ausgang zu.
    »Kommen Sie, wir helfen Ihnen«, sagte der Vorarbeiter.
    Die Männer standen um sie herum, und die beiden, die schon ihre Autos angelassen hatten, machten sie wieder aus und stiegen heraus. Der Vorarbeiter schloss auf und geleitete Annika in sein Büro.
    »War das ein Unfall? Hier auf dem Fabrikgelände?«
    Annika antwortete nicht. Sie setzte sich auf einen Besucherstuhl, hielt die Katze krampfhaft im Arm.
    »Schaut mal im Fünfundvierzigtonner im alten Ofenhaus nach«, sagte der Vorarbeiter leise. Drei der Männer gingen.
    Der Vorarbeiter setzte sich neben sie und betrachtete vorsichtig die verwirrte Frau. Sie war blutig, schien aber nicht verletzt zu sein.
    »Was halten Sie denn da?«, fragte er.
    »Whiskas«, sagte Annika. »Das ist meine Katze.«
    Sie beugte sich hinab und strich mit der Wange
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