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Striptease

Striptease

Titel: Striptease
Autoren: Lindsay Gordon
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Wein und früh zu Bett. Dann lässt du aber doch die Sau raus, schreist und lachst bis in die frühen Morgenstunden und bist so überdreht, dass du glaubst, nie mehr schlafen zu können.
    Und so kam es, dass Dan und ich auf dem Boden meines Wohnzimmers saßen und eine alte Flasche Tequila vernichteten, die Dan in meiner Küche gefunden hatte. Bis vier Uhr morgens tauschten wir intime Gedanken und Anekdoten aus.
    Während dieses hochintellektuellen Besäufnisses hatte Dan alle möglichen persönlichen Details von sich offenbart, und ich war so fair, auch einige Enthüllungen über mich preiszugeben.
    Der Tequila, meine Müdigkeit, die Intimität und die verschiedenen sexuellen Geständnisse übten einen starken Einfluss auf mich aus. Bevor ich überhaupt wusste, was ich sagte, hörte ich mich kühn mein geheimstes Hobby verraten.
    »Alle diese Männer habe ich betatscht und auch ein paar Frauen. Ich berühre sie derart, dass sie die Kontrolle über sich verlieren und sich sehnlich einen Orgasmus wünschen. Leute, die sich normalerweise nie vorstellen könnten, sich so zu benehmen. Aber, sie tun es für mich, in Gegenwart anderer Leute. Weil sie plötzlich in Panik geraten, dass ich meine Hände wegnehmen könnte«, hörte ich mich prahlen.
    Ich hatte noch nie zuvor mein Hobby ausgeplaudert, und da ich einmal angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Ich quatschte immer weiter, erklärte, wie es sich anfühlte und dass ich nicht eher damit aufhörte, bis ich den absoluten Nervenkitzel erlebte. Erst nach einer Weile bemerkte ich, dass Dan schon seit einigen Minuten völlig ruhig war.
    »Das hätte ich niemals für möglich gehalten!«, sagte er. »Dabei siehst du so unschuldig aus.«
    »Jetzt bist du erschüttert, was?«, kicherte ich leicht angezählt und lehnte mich an ihn, um ihn zu küssen. Ich wollte ihn. Ich wollte tatsächlich mit ihm ins Bett.
    »Ein wenig schon«, sagte er ernst, als mein Mund einen Bruchteil von seinem entfernt war.
    Ich zögerte einen Augenblick, bevor ich mich wieder hinsetzte und die Stirn runzelte.
    »Ich weiß nicht, warum ich dir das erzählt habe«, versuchte ich, meine Beichte herunterzuspielen. »Es war wirklich nichts Besonderes, ich habe auch ein wenig übertrieben.«
    Aber das peinliche Schweigen zwischen uns sagte mir, dass ich ein Eigentor geschossen hatte.
    Dan stand langsam auf und räusperte sich. »Es ist besser, wenn ich gehe, sonst bin ich morgen nicht fit.«
    »Meinetwegen kannst du bleiben«, sagte ich beiläufig. »Es ist schon spät.«
    »Nein, heute Nacht muss ich nach Hause«, lehnte er kopfschüttelnd ab und küsste mich flüchtig auf die Haare. »Wir sehen uns dann morgen.«
    »Morgen Abend sechs Uhr Victoria Station?«
    Er sah mich einen Moment lang verständnislos an.
    »Brighton?«
    Er lächelte, nickte und war weg.
    Als ich am nächsten Abend am Kaffee-Ausschank auf dem Victoria-Bahnhof stand, wartete ich vergebens auf ein schnelles Wiedersehen mit Dan. Er war nirgendwo zu entdecken. Ich setzte eine gleichgültige Mine auf, während ich meinen Cappuccino schlürfte, um nicht den Eindruck zu erwecken, ich sei versetzt worden. Aber ich konnte das Gefühl nicht loswerden, dass er mich vermutlich wirklich versetzt hatte.
    Seit meinen Offenbarungen gestern Abend hatte ich nichts mehr von Dan gehört. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr ärgerte ich mich über meine Wichtigtuerei und desto mehr erinnerte ich mich an den ernsten Ausdruck auf seinem Gesicht. Ich beruhigte mich, dass es sein Problem war, wenn er mit so kleinen sexuellen Sünden nicht umgehen konnte, andererseits schämte ich mich wegen meines plumpen Geständnisses.
    Selbst auf die Gefahr hin, dass ich paranoid und Dan längst unterwegs war, spannte er mich ganz schön auf die Folter. Es waren nur noch fünf Minuten bis zur Abfahrt des Zuges.
    Mein Handy summte und signalisierte eine neue SMS. »Bin noch im Büro. Da du ohnehin deine Fahrkarte hast, können wir uns im Hotel treffen. Dan.«
    Ich las die Mitteilung ein zweites Mal. Das klang nicht gerade begeistert. War das für mich ein Wink, nach Hause zu gehen? Oder teilte er mir nur förmlich mit, dass ich mich nicht beunruhigen sollte? Oder missverstand ich seine Mitteilung völlig, weil ich verdammt nervös war?
    »Na und?«, murmelte ich, warf meinen leeren Kaffeebecher in den Abfalleimer und stiefelte durch die Bahnhofshalle zum Bahnsteig.
    Ich sah auf meine Fahrkarte. Typisch, mein Platz war in einem Abteil am Zugende. Ich
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