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Striptease

Striptease

Titel: Striptease
Autoren: Lindsay Gordon
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während einer großen Möglichkeit abgehauen? Hatte ich eine schlechte Erfahrung gemacht? Hatte ich das falsche Opfer erwischt? Hatte mich eine Kamera gefilmt? War ich aus dem Zug geworfen worden und für immer vom Londoner Transportsystem verbannt worden? Nein.
    Ich bin nur gerade dabei, meine Taktik zu ändern. Seit drei Monaten bin ich liiert. Deshalb entschied ich, meine Öffentliche-Verkehrsmittel-Ungezogenheiten einzustellen – das Mindeste, was ich tun konnte. Aber was war das für ein Kampf.
    Dan und ich lernten uns während einer Verlagsfeier kennen. Er war von einer Zeitschrift zum besten Art Director gekürt worden. Ich gratulierte ihm, als wir später gemeinsam an der Bar standen. Wir kannten uns bis dahin flüchtig – derselbe Verlag, aber unterschiedliche Zeitschriften, gelegentliche Begrüßungen und das übliche Augenrollen bei langweiligen Meetings.
    Aber etwas musste an diesem Abend, den wir mit Kanapees und Erdbeer-Bellinis feierten, geschehen sein, denn als er einige Tage später in meinem Büro erschien, Kaffee und Muffins anbot und mich fragte, ob ich mir vorstellen könnte, gelegentlich mit ihm auszugehen, sagte ich ja. Ich denke, er überraschte mich unvorbereitet. Wie auch immer, das Dinner war ein Erfolg und die Nacht, die danach bei mir zuhause folgte, genauso.
    Ein paar Monate lang ging alles überraschend gut. Und das machte mich leicht nervös. Nicht, dass wir es ernst miteinander meinten. Es war nur alles einfach, lustig und unkompliziert. Und rein sexuell. Ich bin einfach gern Single. Ich ziehe es vor, mein eigenes Ding zu machen, meine eigenen Regeln aufzustellen und mich mit jemandem zu treffen, wann es mir passt. Und deswegen hätte ich wegen Brighton fast meine eigenen Regeln gebrochen.
    »Ich muss am nächsten Wochenende zu einer Konferenz«, sagte Dan zwischen zwei Bissen Linguine eines Abends.
    Ich zog ein Gesicht. »Du Glücklicher. Das Programm ist umwerfend.«
    »Du gehst nicht hin?«, fragte er überrascht.
    »Nein«, bedauerte ich lächelnd und füllte unsere Gläser mit Shiraz nach. »Budgetkürzung. Sie haben bereits die Teilnehmerzahl halbiert und Redaktionsleiter verprellt. Du Glücklicher, immerhin bist du am Meer.« Ich nahm noch einen Schluck Wein.
    »Dann begleite mich doch einfach«, meinte Dan.
    »Fragst du mich das nur, oder ist das ein Befehl?«, fragte ich amüsiert.
    Er strahlte mich an und erwiderte: »Ich frage dich. Selbstverständlich musst du ja sagen.«
    Ich wurde plötzlich ernsthaft: »Du hast vergessen, dass ich nicht eingeladen bin.«
    »Dann lade ich dich ein. Als Gast in meinem Hotelzimmer. Du kannst dich während des Tages mit Shopping vergnügen, und am Abend können wir gemeinsam etwas unternehmen. Wir könnten sogar ein Wochenende daraus machen.«
    »Ein Wochenende weg? Gemeinsam?«, fragte ich zögernd.
    »Herrgott noch mal, Kate. Stell dich nicht so an. Ich bitte dich doch nicht, mich zu heiraten. Ich möchte dich nur für ein paar Tage mit in dieses Hotel nehmen. Wir können Champagner trinken und bis zur Besinnungslosigkeit vögeln.«
    Nun gut, wenn er es so sah, tangierte das nicht meine Beziehungsphobie. Also, auf nach Brighton.
    Ich hatte das Büro endlich mit einer Stunde Verspätung erreicht und den Beginn eines Meetings verpasst. Nathalie, meine Assistentin, hob die Augenbrauen, als ich hereinrauschte.
    »Züge«, sagte ich einfach als Erklärung und hastete zum Konferenzraum. Entgegen allen guten Vorsätzen dachte ich nur an Q und an die Möglichkeiten, die sich vielleicht auf der Heimfahrt ergaben.
    Die Woche verging rasch. Es gab viel zu tun, und ich hatte das Gefühl, dass ich kaum jemanden gesehen oder gesprochen hatte. Donnerstagabend legte ich zuhause eine CD auf und sank in meinen Lieblingssessel; hundemüde nach einem weiteren hektischen Tag, bei dem ich nichts Wichtiges erledigt, nur Stunden damit verbracht hatte, unnötige und lästige E-Mails zu beantworten. Ich redete mir gerade ein, dass ich meinen Computer nie wieder anrühren würde, als die Hausklingel summte. Dan stand vor der Tür.
    »Brighton ist erst morgen«, sagte ich ungehalten.
    »Schon, aber es ist doch kein Verbrechen, sich auch an normalen Tagen zu sehen«, behauptete er.
    Ich war zwar anderer Meinung, ließ ihn aber trotzdem herein.
    Man kennt das doch. Es gibt Abende, an denen man nur faulenzen und niemanden sehen und hören möchte. Und bevor man sich versieht, kommt es völlig anders. Oder du freust dich auf einen ruhigen Abend, vielleicht ein Glas
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