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Streitbare Frauen

Streitbare Frauen

Titel: Streitbare Frauen
Autoren: Michaela Karl
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Bradford. Die mit dem Verkauf erzielten Einnahmen lindern die finanzielle Not der Familie etwas. Der Vorschlag des Kongressabgeordneten Gerry W. Hazelton, Harriet Tubman für ihre Leistungen während des Sezessionskriegs eine einmalige Sonderzahlung von 2000 Dollar zukommen zulassen, scheitert am Unwillen der Abgeordneten.
    In ihren letzten Lebensjahren wendet sich Harriet Tubman der Frauenbewegung zu. Bereits während der Sklaverei hatte es enge Kontakte zwischen Frauenbewegung und Abolitionisten gegeben. Die Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Verweigerung elementarer Menschen- und Bürgerrechte waren unübersehbar gewesen. Und eine größere Diskriminierung, als zugleich schwarz und eine Frau zu sein, konnte es nicht geben. Tubman arbeitet eng mit Lucretia Mott und Susan B. Anthony, den führendenFrauenrechtlerinnen der USA, zusammen und spricht auf diversen Veranstaltungen der Bewegung. Indem sie ihre Aktivitäten während der Sklavenbefreiung und im Bürgerkrieg schildert, versucht sie die Menschen davon zu überzeugen, dass Frauen durchaus den Männern ebenbürtige Leistungen vollbringen können. Deshalb sei es richtig und wichtig, den Frauen endlich auch dieselben Rechte wie den Männern zu gewähren, allen voran sei die Einführung des Frauenstimmrechts nun oberstes Gebot. Am 18. Oktober 1888 stirbt ihr Mann mit nur 45 Jahren. 1896 wird die National Federation of Afro-American Women gegründet. Harriet Tubman ist die Hauptrednerin der ersten Versammlung. Sie ist nun eine landesweit berühmte Persönlichkeit, wird gefeiert und geehrt. Als die Zeitschrift
The Women’s Era
eine Artikelserie über einflussreiche Frauen veröffentlicht, gilt einer der ersten Artikel Harriet Tubman. Dass die so Hochgelobte allen Ehrungen zum Trotz am Hungertuch nagt, geht dabei völlig unter. Allein damit sie sich das Zugticket für eine Ehrung in Bosten leisten kann, muss sie ihre Kuh verkaufen.
    Ende des Jahrhunderts wird sie in Boston in einer Klinik am Kopf operiert. Aufgrund ihrer schweren Kopfverletzung leidet sie seit Jahren unter chronischen Schmerzen und Schlafmangel. Die Operation, bei der die Schädeldecke etwas angehoben wird, verschafft ihr vorübergehende Erleichterung. Es wird berichtet, sie habe eine Betäubung bei der Operation abgelehnt und es vorgezogen, lieber auf eine Gewehrkugel zu beißen, genau so wie die Soldaten im Bürgerkrieg.
    Mit Beginn des neuen Jahrhunderts tritt die Religion wieder stärker in den Fokus ihrer Aktivitäten. Sie engagiert sich für die African Methodist Episcopal Church in Aubern. 1903 schenkt sie dieser Kirche einen Teil ihres Grundstücks, mit der Bedingung, darauf ein Heim für alte und arme Afroamerikaner zu errichten. Gegen ihren ausdrücklichen Willen heben die kirchlichen Träger von den Bewohnern eine Aufnahmegebühr von 100 Dollar ein. Erst nach fünf Jahren ist das Heim, das den Namen »Harriet Tubman Home for Aged and Infirm Negroes«erhält, bezugsfertig. Da sie zu jenem Zeitpunkt selbst körperlich bereits sehr schwach ist, wird sie eine der ersten Bewohnerinnen ihres Heims. Am 10. März 1913 stirbt Harriet Tubman mit 91 Jahren an einer Lungenentzündung. Sie, die als Sklavin geboren wurde, stirbt als freie Frau im Kreise von Familie und Freunden.
    Harriet Tubman wird mit militärischen Ehren auf dem Fort Hill Cemetery in Aubern beigesetzt. In den Folgejahren werden im ganzen Land Dutzende von Schulen nach ihr benannt. 1944 wird ein Schiff der US-Marine auf ihren Namen getauft, und als die US-Post 1978 eine Briefmarkenserie mit afroamerikanischen Persönlichkeiten auflegt, schmückt Harriet Tubmans Konterfei die erste Marke der Reihe. Im Laufe der Jahre erscheinen mehrere Biografien, Dutzende von Kinderbüchern sowie eine zweiteilige Fernsehserie über ihr Leben. Die Episkopalkirche der USA verehrt die tiefreligiöse Frau heute als Heilige und am Gerichtsgebäude der Stadt Aubern ist eine Plakette angebracht, die an die große Streiterin für Menschen- und Frauenrechte erinnert:
    Zur Erinnerung an Harriet Tubman
    Geboren als Sklavin in Maryland um 1822
    Gestorben in Aubern, N.Y., am 10. März 1913
    Genannt der Moses ihres Volkes, während des Bürgerkriegs.
    Mit seltenem Mut führte sie über 300 Neger aus der Sklaverei in die Freiheit
    und leistete unschätzbare Dienste als Krankenschwester und Spionin.
    Mit unerschütterlichem Vertrauen auf Gott trotzte sie jeder Gefahr
    und überwand jedes Hindernis;
    sie besaß außergewöhnliche Weitsicht und Urteilsvermögen,
    sodass
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