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Streitbare Frauen

Streitbare Frauen

Titel: Streitbare Frauen
Autoren: Michaela Karl
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Brown sieht sich ähnlich wie Tubman als Werkzeug Gottes und will mit Gewalt der Sklaverei ein Ende bereiten. 1856 wird er für die Ermordung von fünf Siedlern in Kansas verantwortlich gemacht, die für die Sklaverei eingetreten waren. Bei den darauf hin ausbrechenden Unruhen werden mehr als 200 Menschen getötet, der Sachschaden wird auf nahezu 2 Millionen Dollar beziffert. Brown taucht unter, auf ihn wird ein Kopfgeld ausgesetzt. Sein Ruhm wächst, er wird bereits zu Lebzeiten zum Mythos.
    1857 entscheidet der US Supreme Court im Fall »Dred Scott gegen Sandford«, dass ein Sklave, der mit seinem Besitzer in einen Staat zieht, dessen Gesetze die Sklaverei verbieten, nicht frei ist, sondern Sklave bleibt. Alles andere käme einer Enteignung des Sklavenhalters gleich. Damit ist ein Sklave weder Bürger eines Bundesstaates, noch Bürger der USA und hat keinerlei Bürgerrechte. Eine Entscheidung, die bei den Gegnern der Sklaverei auf einhellige Empörung stößt und das Land dem Bürgerkrieg ein Stück näher bringt.
    1858 lernen sich John Brown und Harriet Tubman kennen. Brown ist entschlossen, durch einen bewaffneten Aufstand imSüden einen Sklavenaufstand zu initiieren. Harriet, die er »General Tubman« nennt, ist aufgrund ihrer hervorragenden Geländekenntnisse als Schaffnerin der Underground Railroad dabei von größter Wichtigkeit. Beeindruckt von Harriets Tapferkeit schreibt Brown im April 1858 an seinen Sohn John: »Harriet Tubman ist einer der besten Männer, die ich jemals getroffen habe.« 10 Während viele Abolitionisten John Browns Methoden ablehnen, unterstützt Harriet Tubman Brown uneingeschränkt. Noch nie zuvor hat sie einen Weißen getroffen, der so entschlossen ist, die Sklaverei zu beenden. Für sie ist er der bedeutendste Mann, dem sie jemals begegnet ist. Mit öffentlichen Reden und Geschichten über ihre Zeit auf der Underground Railroad gelingt es ihr, Geld für John Brown zu sammeln. Sie ist unmittelbar an den Vorbereitungen Browns zum Überfall auf das Waffenlager Harpers Ferry in West Virginia beteiligt, das zum Fanal für den Sklavenaufstand im Süden werden soll. Bei der eigentlichen Ausführung des Plans ist sie jedoch nicht dabei. Wo sie sich zu diesem Zeitpunkt auf hält und warum sie nicht am Überfall teilnimmt, ist bis heute unklar und unter Historikern umstritten. Es heißt, Kommunikationsprobleme oder auch eine Krankheit hätten ihre Anwesenheit am 16. Oktober 1859 verhindert. Es ist jedoch auch möglich, dass sie in Maryland weilte, um Sklaven zu befreien. Wo auch immer sie war, sie hat großes Glück. Der Überfall auf das Munitionsdepot in Harpers Ferry, mit dem Brown seine Truppen bewaffnen will, ehe er in den Süden zieht, scheitert kläglich. John Brown wird am 2. November 1859 von einem Gericht zum Tode verurteilt und einen Monat später gehängt. Seine letzte Botschaft an seine Landsleute ist prophetisch: »Ich, John Brown, bin mir nun ziemlich sicher, dass die Verbrechen dieses schuldigen Landes niemals getilgt werden können, außer durch Blut. Ich hatte, wie ich jetzt erkenne, vergebens gehofft, dass es ohne viel Blutvergießen ablaufen wird.« 11 Bei seiner Hinrichtung sichern mehr als 1000 Soldaten den Weg zum Galgen. Durch seinen Tod wird Brown endgültig zum Märtyrer. Harriet Tubman bewundert ihn bis an ihr Lebensende. Der Marsch »John Browns Body« wirdzum beliebtesten Lied der Unionstruppen und ist noch heute unter dem Namen »The Battle Hym of Republic« bekannt. Im selben Jahr veröffentlicht der schwarze Physiker und Publizist Martin R. Delany den Roman
Blake or the Huts of America
, den er als die schwarze Antwort auf
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verstanden haben will. Sein Protagonist Blake wehrt sich mit Gewalt gegen die Unterdrückung. Obwohl das Buch niemals die Verbreitung von
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erfährt, gilt der Roman als einer der ersten afroamerikanischen Romane überhaupt und wird einer der Grundsteine afroamerikanischer Literatur.
    Bereits im Januar 1859 hat Harriet Tubman ein Stück Land in Fleming, nahe Auburn im Staate New York, erworben. Hier leben besonders viele Sklavereigegner. Ihr Haus wird zu einer Station auf der Strecke der Underground Railroad. Im November 1860 reist sie zum letzten Mal in den Süden, um Sklaven in die Freiheit zu bringen. In Schnee und Eis kämpft sie sich gemeinsam mit einer fünfköpfigen Familie vorwärts. Die verheerenden Wetterverhältnisse setzen der Gruppe, die ohne zusätzliche Nahrung und Kleidung auskommen muss, enorm
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