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Streitbare Frauen

Streitbare Frauen

Titel: Streitbare Frauen
Autoren: Michaela Karl
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zu. Als eine Patrouille von Sklavenfängern in der Nähe auftaucht, verabreicht Harriet dem Baby Opium, um es am Schreien zu hindern. Sie frieren und hungern, aber sie schaffen es alle gemeinsam unbeschadet in die Freiheit.
    Bei den Präsidentschaftswahlen 1860 wird die Frage der Sklaverei zu der entscheidenden Frage, über die sich die Demokratische Partei spaltet. Die Norddemokraten nominieren mit Stephen A. Douglas einen Sklavereigegner, die Süddemokraten mit John Cabell Breckinridge einen Befürworter der Sklaverei. Abraham Lincoln tritt für die Republikaner an. Sieger der Wahl wird Abraham Lincoln. Obwohl Lincoln stets betont hatte, dass er die Rechte der Einzelstaaten bezüglich der Sklaverei akzeptieren wird, verlassen im November 1860 sechs Staaten die Union. Am 4. Februar 1861 gründen sie die Konföderierten Staaten von Amerika. Mit dem Überfall auf das Unions-Fort Sumter in South Carolina am 12. April 1861 beginnt der amerikanische Bürgerkrieg.
    Harriet Tubman steht auf Seiten der Nordstaaten, von denen sie sich ein Ende der Sklaverei erhofft. Sie versorgt Flüchtlinge und arbeitet freiwillig und unentgeltlich in Port Royal/South Carolina als Krankenschwester. Vor allem kümmert sie sich um die Versorgung der schwarzen Soldaten, die auch bei den Truppen des Nordens schlechter versorgt werden als ihre weißen Kameraden. Dass sie sich dabei nicht mit den Pocken infiziert, wird später als Indiz dafür gewertet, dass sie unter dem besonderen Schutz Gottes steht. Zunächst ist sie keine Anhängerin Lincolns, kritisiert ihn offen dafür, dass er Krieg für die Erhaltung der Union führt und nicht zur Befreiung der Sklaven. »Gott wird Master Lincoln nicht über den Süden siegen lassen, bis er das Richtige tut. Master Lincoln ist ein bedeutender Mann und ich nur eine arme Schwarze; aber diese Schwarze kann Master Lincoln verraten, wie er Geld sparen und das Leben junger Männer retten kann. Er muss nur die Schwarzen befreien.« 12 Erst am 1. Januar 1863 erklärt Abraham Lincoln mit der Emanzipations-Proklamation die Sklaverei in den Staaten, die sich in Rebellion gegen die Vereinigten Staaten befinden, für beendet. Mit dieser Formulierung sollen die Sklavenhalterstaaten, die auf Seiten der Union stehen, bei der Stange gehalten werden. De facto aber ist von diesem Moment an die Abschaffung der Sklaverei erklärtes Kriegsziel.
    Jetzt entschließt sich Harriet Tubman die Truppen des Nordens aktiv zu unterstützen. Sie meldet sich als freiwillige Kundschafterin und erkundet ab März 1863 die von den Konföderierten Truppen besetzte Umgebung von Port Royal. Später ist sie als Spionin für Colonel James Montgomery tätig und liefert wertvolle Informationen für die Eroberung von Jacksonville in Florida. Bei der Befreiung von 738 Sklaven und der Zerstörung mehrerer Plantagen durch die Unionstruppen entlang des Combahee River in South Carolina im Juni 1863 spielt Harriet Tubman die entscheidende Rolle. Als erste Frau ist sie offiziell an der Planung und Durchführung einer militärischen Operation des Sezessionskrieges beteiligt. Sie ist es, die die drei Dampfschiffe mit Soldaten an Bord durch den verminten Flusslaufführt. Während die Soldaten die Plantagen stürmen, fliehen die dortigen Sklaven auf die Schiffe. Ihre Besitzer versuchen vergebens mit Waffengewalt die Flüchtenden aufzuhalten. Ehe die Truppen der Konföderierten eintreffen, sind die Schiffe mit den Flüchtlingen an Bord bereits auf dem Weg in die Freiheit. Die Zeitungen feiern Harriet Tubman frenetisch, sie erlangt nationale Berühmtheit. Doch sie ist auch in den schweren Stunden bei den Truppen. So erlebt sie die verlustreiche Schlacht um Fort Wagner am 18. Juli 1863 hautnah mit und muss dem Sterben von über 1500 Männern hilflos zusehen. Bis zum Ende des Bürgerkriegs bleibt sie als Freiwillige, ohne Bezahlung, bei den Truppen. Erst 1899 wird sie für ihre Verdienste während des Sezessionskriegs eine kleine Pension erhalten.
    Bei Ende des Bürgerkriegs kehrt sie nach Aubern zurück. Hier widmet sie sich in den nächsten Jahren vorwiegend der Wohltätigkeitsarbeit. Am 18. März 1869 heiratet sie den 22 Jahre jüngeren Bürgerkriegsveteran Nelson Davis. Zwei Jahre zuvor war ihr erster Mann in Maryland ums Leben gekommen. Fünf Jahre später adoptieren die beiden ein kleines Mädchen namens Gertie. Bereits im Jahr ihrer Eheschließung erscheint die erste Harriet-Tubman-Biografie Scenes in the
Life of Harriet Tubman
, verfasst von Sarah
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