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Strategien für entspanntes Fliegen

Strategien für entspanntes Fliegen

Titel: Strategien für entspanntes Fliegen
Autoren: Martin J. Andreas; Herrmann Mühlberger
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mögliche bedrohliche Reize wird wieder die Angst verstärkt.
    1.3.3  Die Verhaltenskomponente
    Der dritte wichtige Aspekt der Angst ist die Verhaltenskomponente. Mit Verhalten meinen wir hier alles, was wir tun und was für andere sichtbar ist. Ein wichtiger Aspekt des Verhaltens bei Angst ist die Vermeidung oder die Flucht aus angstauslösenden Situationen. Dies ist bei tatsächlichen Gefahren sinnvoll, bei unangemessener Angst aber falsch.
    Manche Menschen meiden so bestimmte, für sie angstauslösende Situationen fast vollständig. Andere versuchen eine passive Flucht, wenn sie sich der Situation aussetzen müssen. Sie nehmen Medikamente, trinken Alkohol oder versuchen, sich abzulenken. Eine andere mögliche Verhaltensweise ist, dass sich Menschen in Angst gegenüber ihren Mitmenschen aggressiv verhalten. Dieser Aspekt stellt sozusagen den „Kampfanteil“ dar.
    Die Verhaltenskomponente der Angst ist besonders für die Aufrechterhaltung der Angst verantwortlich. Da die angstauslösenden Situationen meist auf irgendeine Art (aktiv oder passiv) konsequent vermieden werden, ist kein „Verlernen“ der Angstreaktion möglich. Wieder ein Teufelskreis, wie in Abbildung 3 verdeutlicht.

    Abbildung 3: Durch Vermeidung angstauslösender Situationen kann die Angst nicht verlernt werden.
1.4    Das Zusammenwirken der drei Komponenten
    Alle drei Komponenten stehen in enger Wechselwirkung miteinander. So können bei erhöhter Erregung des Körpers (z. B. durch zu viel Stress oder durch Koffein), durch einen kleinen Außenreiz (z. B. unbekannte Geräusche) körperliche Veränderungen (z. B. Herzklopfen) auftreten. Diese werden wahrgenommen und bewertet. Werden diese Symptome als bedrohlich bewertet, erlebt man gleichzeitig Angst. Angst führt aber, wie oben beschrieben, zu einer Verstärkung der Angstreaktion, sodass es zu einer Verstärkung der körperlichen Symptome und folglich der Angst kommt. Da durch Angst auch die Aufmerksamkeit vermehrt auf mögliche Bedrohungen gerichtet wird, werden negative Reize bevorzugt wahrgenommen. Es kommt zu einem Teufelskreis sich wechselseitig verstärkender Symptome. Diesen Teufelskreis gilt es zu unterbrechen. Dies ist durch Veränderungen an jedem der drei Bestandteile der Angst möglich. Auf die therapeutischen Möglichkeiten, die sich aus diesem Modell ergeben, gehen wir in den nächsten Kapiteln ein. Zur Beeinflussung des Teufelskreises ist es notwendig, die ängstigenden Situationen nicht zu vermeiden, sondern direkt aufzusuchen, um so die Angst wieder verlernen zu können.

    Abbildung 4: Der Teufelskreis der Angst (nach Margraf & Schneider, 1990)
1.5    Die Entstehung der Angst
    1.5.1  Wie lernen wir Angst?
    Das Gefühl Angst scheint angeboren zu sein. Neugeborene Kinder reagieren auf manche Situationen (z. B. auf starken Lärm) mit Angst. Diese angeborenen Angstauslöser verlieren aber im Laufe der Entwicklung ihren Einfluss auf unser Leben und werden durch gelernte Reaktionen überlagert. Diesen lebenslangen Lernprozess kann man sich etwa wie folgt vorstellen. Durch Lebenserfahrungen lernen wir, uns vor gewissen Dingen zu fürchten. Ein Problem ist nun, dass es schwer ist, sich Dingen oder Situationen erneut auszusetzen, die in der Vergangenheit schmerzvoll, unangenehm oder angst-auslösend waren. Die Angst hält uns davon ab, uns diesen Situationen erneut zu stellen.
    Beispiel:
    Ein Kind hat z. B. zunächst keine Angst vor Hunden. Wird das Kind aber einmal durch einen bellenden Hund erschreckt, so wird es in Zukunft wahrscheinlich vorsichtiger gegenüber Hunden sein. Wie das Kind in Zukunft mit Hunden umgeht und wieviel Angst es vor Hunden haben wird, hängt davon ab, wie schlimm das Kind die Situation erlebt hat und weniger von der objektiven Bedrohung. So kann es dazu kommen, dass das Kind in Zukunft schon beim Anblick eines Hundes Angst erlebt und allen Hunden aus dem Weg geht. Dadurch wird es aber die Angst vor Hunden nie verlernen.
    Menschen lernen nicht nur durch direkte Erfahrungen, sondern auch über Beobachtung anderer Menschen. Im Beispiel des Kindes könnte es sein, dass es selbst nie schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht hat, die Eltern aber Angst vor Hunden haben. Durch Beobachtung des Verhaltens der Eltern wird auch das Kind ängstlich gegenüber Hunden. Es ist sehr sinnvoll, nicht alle Situationen selbst ausprobieren
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