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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)
Autoren: Lili St. Crow
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Aber wäre ich imstande, die Art einzufangen, wie er mich anschaute, oder die Gedanken, die sich hinter dem kalten Blau seiner Augen bewegten?
    Mein Herz schlug immer noch zu schnell. Aber zum Glück wurde ich nicht rot. Dazu war ich viel zu verängstigt. Lediglich eine dünne Scheibe Autoglas hatte mich von einer flammenschleudernden Blutsaugerin getrennt. Oh Mann!
    »Er ist sediert«, sagte Dibs. »Ich kann ihm nicht mehr geben, doch was er bekommen hat, sollte ihn ruhig halten. Wieso verwandelt er sich nicht zurück?«
    »Er kann nicht. Das ist es ja, was die Gebrochenen ausmacht.« Shanks’ dunkle Augen tauchten im Rückspiegel auf. In dem ganzen Durcheinander der letzten Viertelstunde war der Spiegel zur Seite geschlagen worden, und Shanks richtete ihn wieder, während er Gas wegnahm, bis er auf der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von sechzig Meilen angekommen war statt über siebzig.
    »Ach du Schande, echt?« Dibs fuhr tatsächlich zusammen, als würde er damit rechnen, dass Ash aufwachte und uns Probleme bereitete. »Wieso, ich meine, ist das der? Der, von dem du geredet hast? Der letzte Silverhead?«
    »Ja.« Ich nickte, ohne den Blick von Christophes Gesicht abzuwenden. »Das ist Ash. Wir helfen ihm, so gut wir können. Wie weit ist es noch bis zur Schola?«
    Der Djamphir ließ mich los. Nachdem er mich noch eine Weile betrachtet hatte, rutschte er auf seinen Sitz zurück und kurbelte das Fenster hoch. Die plötzliche Stille war fast betäubend. »Nicht mehr weit. Wir bleiben Richtung Süden. In etwa einer Stunde sollten wir die Autobahn erreichen.«
    »Ich schätze, wir können nicht für einen Kaffee anhalten, was?« Shanks gähnte. Er blickte immer wieder in den Rückspiegel. Sah er zu mir? Oder zu Ash, der quer über unseren Schößen lag? Zu Graves, der kerzengerade dasaß und nach vorn starrte, wobei ein Muskel in seiner Wange zuckte? Oder zu dem beängstigend bleichen Dibs, der in seiner Sanitätertasche wühlte?
    Vielleicht guckte er auch bloß auf die Heckscheibe, wo der Abdruck der Vampirfaust deutlich in dem zersprungenen Glas über meinem Kopf zu erkennen war und ein paar der Splitter zusammengeschmolzen waren, als hätte jemand einen Flammenwerfer daraufgehalten. Was wäre passiert, hätte es die Faust ganz durch die Scheibe geschafft?
    Nein, das wollte ich mir lieber nicht vorstellen.
    »Ich weiß nicht, ob das geht, mit ihm im Wagen.« Christophe stieß ein frostiges Lachen aus. »Fahr einfach weiter, bis die Sonne aufgeht! Ein Problem nach dem anderen.«
    Was für ein guter Rat! Ich blickte nach unten. Ash hatte aufgehört zu bluten, und die Risse und Furchen begannen, sich zu schließen. Den Heilprozess eines Werwolfs zu beobachten, war unheimlich. Es kam einem vor, als würde die Haut, sollte man kurz wegsehen, zucken und die Wunden von ihr abpellen wie in einem schlechten Film.
    Stille und unbehagliches Zwielicht herrschten im Wagen. Langsam atmete ich durch den Mund aus. Meine Schultern schmerzten. Ich starrte auf Christophes Hinterkopf, während er sich mit den Fingern durch sein blondgesträhntes Haar fuhr, so dass es wieder perfekt saß. Wie stellte er es an, dass er jederzeit makellos aussah? Das war verdammt unnatürlich.
    Andererseits war ich ebenfalls unnatürlich, nicht?
    Ich nahm meine linke Hand aus Ashs blutverschmiertem Fell und streckte sie zur Seite. Graves ergriff sie und drückte sie. Tröstliche Wärme floss mir den Arm hinauf und explodierte in meiner Brust. »Wir sind fast da«, sagte ich zu dem schmalen Gesicht in meinem Schoß, zu der Stille, zu Graves und zu mir selbst, auf dass mein Herz endlich aufhörte, in meinem Brustkorb zu rasen wie ein Eichhörnchen auf Speed. »Alles wird gut.«
    Die anderen schwiegen. Vermutlich hätte ich dankbar sein sollen, aber stattdessen fühlte ich mich bloß zittrig und unsicher, als hätte ich jeden Moment losheulen können. Meine Toughes-Mädchen-Miene war wohl endgültig futsch.

    Die Stadt malte den Himmel über ihr orange, bevor er mit der aufgehenden Sonne rasch grau wurde. Christophe reichte zwei Becher Kaffee und einen mit Kräutertee nach hinten. Graves gab den Tee an Dibs weiter. Ich nahm meinen Styroporbecher und versuchte, Christophe nicht anzusehen. Mein Haar war ein krauser Wust, und ich fühlte mich überall schmierig. Außerdem war mein Rücken wenig froh darüber, dass ich mit einem schweren Werwolfskopf auf dem Schoß an die Tür gequetscht hockte. Wieder einmal tat mir alles weh.
    »Nicht mal mehr eine
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