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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)
Autoren: Lili St. Crow
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Gleichschritt, Stiefel, die im Paradentakt auf den Boden trommelten, und die Wände bogen sich brennend von dem Geräusch weg.
    Auf beiden Seiten befanden sich Türen. Ich stolperte von einer zur anderen, rüttelte an den Knäufen, doch sie waren sämtlichst abgeschlossen. Meine Finger wurden versengt, und hinter den Türen schrien Jungen. Der Rauch brannte mir in den Augen und füllte meine Nase. Es war meine Schuld, dass sie dort waren, weil die, die hinter mir her waren, nicht interessierte, wen sie verwundeten.
    Alles war meine Schuld, genau wie das mit Dad. Er war tot, weil ich ihm nichts von Grans Eule erzählt hatte, und Gran war tot, weil ich nur ein Kind gewesen war und sie nicht hatte retten können, und Mom war tot, weil …
    »Dru!« Ein scharfes Flüstern.
    Alles wegen mir, alles, und das Knurren und Kreischen wurde lauter, während der Korridor sich unendlich hinzog und die Stiefelschritte näher kamen. Es gab keine Ecke, keine seitlichen Flure, und jeden Moment hätten sie mich sehen können. Die Flammen zischten und wisperten, keckerten mit schmutzigen zarten Stimmen, die geradewegs in meinen Kopf drangen und innen an meiner Schädeldecke kratzten.
    »Dru! Wach auf!« Jemand schüttelte mich.
    Ich schoss hoch, hieb panisch nach der Luft und schluckte einen Schrei hinunter. Graves hatte mich an der Schulter gepackt, bohrte seine Finger in meine Haut und wich meinen Fäusten aus. Die Matratze unter mir war dünn und kalt. Sie lag direkt auf dem Fußboden, es war aber immer noch besser als unten, denn hier gab es wenigstens Teppichboden.
    »Hey.« Graves’ Augen glühten. Die Jalousien vor dem Fenster waren nicht gekippt, so dass fahles Mondlicht und der matte Schein der Straßenlaterne hereinfielen. Es hatte aufgehört zu regnen. »Du hast geträumt.«
    Ich griff nach ihm, worauf er mich in seine Arme nahm und drückte. Mein Herz hämmerte so sehr, dass es mir aus dem Hals zu springen drohte. Graves hatte die beiden Schlafsäcke vollständig aufgezogen und ausgebreitet und uns mit seinem Mantel zugedeckt, was erstaunlich gemütlich gewesen war, bis, na ja, bis ich anfing, um mich zu schlagen und zu treten. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Schulterbeuge und inhalierte seinen Geruch. Zigarettenrauch, sein Deo und seine Loup-garou- Note.
    Er hielt mich fest, was überhaupt nicht komisch war, bis er mir linkisch auf den Rücken klopfte. »Dru.«
    »Was ist?« Mein Flüstern brach in der Mitte durch und fiel an seinem T-Shirt herunter. Ich atmete aus und wieder ein. Beweg dich nicht! Nur einen Moment lang, bitte, nicht bewegen! Lass mich so tun, als könnte ich auf jemanden zählen!
    Der Gedanke war genauso schnell wieder fort, wie er gekommen war. Hastig schob ich ihn weg. Was ich in letzter Zeit reichlich oft tat. Was für eine bescheuerte Taktik, um mit Dingen fertig zu werden!
    Er schlang seine Arme noch fester um mich. »Draußen ist irgendwas.«
    Ich neigte meinen Kopf ein bisschen und versuchte zu horchen. Leider machte mein Herz viel zu viel Krach, als dass ich richtig hätte hören können. Ich schluckte noch einmal und bemühte mich, ruhiger zu sein. »Wonach klingt es?«
    Ein scharfes Knacken an der Tür, als würde jemand, der sich dagegenlehnte, sein Gewicht verlagern. Christophe hatte keinen Pieps gesagt, als Graves mir nach oben gefolgt war.
    War wohl auch besser so.
    »Als wollte es leise sein. Aber ich kann es hören – atmen, irgendwie.« Graves bewegte sich, ein bisschen unbehaglich. Ich wollte ihn loslassen, doch er hielt mich weiter fest. Mein Herzschlag verlangsamte sich etwas. Ich schwitzte. Die dünnen blauen Schutzzauberlinien in den Wänden schimmerten sanft und beruhigend – kein Funkeln oder Zusammenstoßen in zuckenden Blitzen.
    Gran wäre stolz auf mich. Das sind jetzt schon einige Male, die ich es ohne ihren Zauberstab geschafft habe. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. Der Traum waberte noch in meinem Kopf, wo die Schreie und das Feuer ebenso real schienen wie Graves’ Arme um mich und das Geräusch meines schnellen rauhen Atems. »Schuhe.«
    »Was?« Er neigte seinen Kopf seitlich.
    »Zieh deine Schuhe an, und gib mir meine!« Ich entwand mich ihm und fand meine Stiefel genau dort, wo ich sie hingestellt hatte, gleich neben der Matratze. Mit einer raschen beidhändigen Bewegung hatte ich sie mir übergestreift, griff nach meiner Tasche und hängte sie mir über. Darin lag noch die Waffe. Es klickte sehr laut, als ich das Magazin prüfte, es wieder
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