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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)
Autoren: Lili St. Crow
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waren.
    Eigentlich wollten die Leute gar nichts über einen wissen. Sie wollten bloß erfahren, ob man in ihre kleinen Schubladen passte. In den ersten zwei Sekunden legten sie fest, was man war, und sie wurden nur nervös oder wütend, wenn man dem Bild nicht gerecht wurde, das sie sich in jenem ersten Moment gemacht hatten. In diesem Punkt ist die normale Welt genauso wie die Echtwelt: Alles steht und fällt damit, was Leute glauben, das man ist. Finde es heraus, halte dich an ihre Erwartungen, und alles geht glatt.
    »Ja, du klangst gleich ein bisschen nach Südstaaten. Muss eine ziemliche Veränderung für dich sein, hmm? Wir kriegen bald Schnee.« Das sagte er, als müsste ich dankbar sein, dass er es mir verriet. Der Gurt meiner Tasche schnitt mir in die Schulter.
    Ich verkniff mir eine wütende Bemerkung. Ich klinge nicht nach Südstaaten! Ich klinge ein kleines bisschen wie Gran, mehr aber auch nicht. »Danke für die Warnung.« Meinen Sarkasmus durfte er ruhig hören.
    »Hey, schon okay! Das erste Mal ist gratis.«
    Als ich ihn ansah, lächelte er unter seinem Haar. Es drohte fast seine Nase zu verschlingen, dieses Haar. Die stolze, knochige Nase hielt sich allerdings tapfer, und er sah furchtbar verfroren aus. Er hatte nicht einmal Handschuhe an.
    Eine Sekunde lang spielte ich mit dem Gedanken, ihm etwas zu erzählen. Hi, ich bin Dru Anderson. Mein Vater ist total ausgeflippt, nachdem meine Mom starb, und jetzt reist er durch die Gegend und jagt Sachen, die nächtens verrückt spielen, bringt Dinge um, die du nur aus Märchen und Gespenstergeschichten kennst. Ich helfe ihm, wenn ich kann, aber meistens bin ich für ihn ein Klotz am Bein, obwohl ich dir erzählen kann, wo in dieser Stadt am ehesten was Unmenschliches herumhängt. Ich lasse die Schule ausfallen, weil ich in drei Monaten sowieso nicht mehr hier bin. Also ist doch alles völlig egal.
    Stattdessen ertappte ich mich dabei, wie ich beinahe sein Lächeln erwiderte. »Du solltest dir Handschuhe anziehen.«
    Erstmals schüttelte er sich das Haar aus dem Gesicht, als er mich ansah. Wie sich herausstellte, durchbrachen braune und goldene Sprenkel seine grüne Augenfarbe, und er hatte sehr dichte Wimpern. Jungs bekommen immer die besten Wimpern ab; das ist wie ein kosmisches Gesetz. Und Menschen wie Graves kriegen obendrauf noch zusätzliche Hilfe von der Genetik. Sobald er in seine Nase hineingewachsen und sein Gesicht ein bisschen abgespeckt wäre, dürften ihn alle Mädchen gut finden. Wovon er womöglich blöd wurde.
    »Handschuhe ruinieren das Image«, entgegnete er. An seinem linken Ohr blinkte Silber von einem Ohrring, den ich nicht erkennen konnte.
    »Du könntest glatt erfrieren.« Wir hatten den Rand des Fußballplatzes erreicht. Von hier aus ging er vor und bog rechts auf einen Sandweg ein. Kahle Zweige verwoben sich über uns, und der trockene Duft von gefallenem Laub kitzelte staubig in meiner Nase. Bald wäre der Ziegelsteinklotz von Schule nicht mehr zu sehen, was das Erste an diesem Tag war, das mich richtig froh machte.
    Graves schnaubte, warf sein Haar nach hinten und nahm noch einen Zug. Für einen Moment hing der ausgeblasene Qualm wie eine fedrige Wolke in der Luft. Ich blinzelte ihn an. »Tja, wer schön sein will, muss leiden. Mädchen stehen nicht auf Jungs mit Handschuhen.«
    Ich wette, Mädchen stehen hier in der Walachei überhaupt nicht auf dich. »Woher willst du das wissen?« Als ich über eine Baumwurzel stieg, knallte mir meine Tasche an die Hüfte.
    »Ich weiß es eben.« Er sah mich über die Schulter an, so dass sein Haar das Grinsen fast vollständig verdeckte. »Du hast mir immer noch nicht verraten, ob du Pool spielst.«
    »Spiel ich nicht.« Wieder einmal bekam ich ein schlechtes Gewissen. Er versuchte, nett zu sein. Einen von dieser Sorte gab es auf jeder Schule: einen Jungen, der glaubte, seine Chancen wären bei dem neuen Mädchen besser. »Aber ich mach dich trotzdem platt, okay?«
    Ich beschloss, das Aufspüren der Paranormalen-Tummelplätze noch ein wenig aufzuschieben. Dad würde mir ja doch nur wieder eine Predigt halten, wenn ich allein auf die Suche ging. Einmal hatte er mich in Dallas erwischt, wie ich mir eine Cola mit einem spitzohrigen, glubschäugigen Gremlin teilte, und tobte richtig …
    »Nur zu!« Er hörte sich gar nicht beleidigt an. »Wenn du es schaffst, Dru. «
    Ich überlegte, ob ich ihm sagen sollte, dass Dad mir Poolbillard beigebracht hatte, als wir knapp bei Kasse waren, entschied mich
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