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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)
Autoren: Lili St. Crow
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den Zimmerecken sammelte sich die Dunkelheit. Im Wind klapperte die verglaste Fliegentür, die zu der hinteren geschlossenen Veranda führte.
    Wenn wir in einer Wohnung lebten, lauschte ich auf die Geräusche der anderen, die nach Hause kamen, und erfand Geschichten über sie. Die wenigsten Mietshäuser sind leise, sobald man richtig hinhört. Nach einer Weile wird jedes Geräusch, jeder Laut vertraut, und man lernt die Lebensrhythmen der anderen kennen, bis sie schließlich zu einer bekannten Melodie werden. Das nennt sich wohl »Zuhause«. Einmal wohnten wir in einem Haus, wo der Typ nebenan jeden Abend nach dem Essen Cello spielte. Das war nett anzuhören, und deshalb war ich gern in dem Haus, obwohl der Kerl am anderen Ende der Etage jeden Monat seine Frau verprügelte, sowie die Miete fällig wurde.
    Häuser sind verschieden. Sie ächzen und murmeln vor sich hin, wenn es Nacht wird. Ein leeres Haus fängt schon in der Dämmerung zu reden an, egal, wie alt oder neu es ist. Früher stellte ich Musik an, um es zu übertönen, aber nach einer Weile fand ich den Gedanken noch viel unheimlicher, dass ich nicht hören würde, sollte sich etwas über den Flur anschleichen.
    Und wer Erscheinungen und Poltergeister live und in Farbe sehen kann, den machen solche Gedanken schon mal nervös.
    Daher verbrachte ich die Abende und Nächte, die Dad aus war, meistens mit Lauschen und Warten. Irgendwie sind Abende, an denen man auf jemanden wartet, immer komisch. Ich habe mir an solchen Abenden teils unglaublichen Schrott im Fernsehen angeguckt, wie man ihn nur sieht, wenn man allein ist und es keiner mitkriegt. Einmal fand Dad mich auf dem Fußboden in einem Mobile-Home, das wir in Byronville gemietet hatten, einen Baseballschläger umklammernd und im Tiefschlaf vor einer Wiederholung von Twilight Zone. Ich hatte vor dem Fernseher gegessen, und mein Haar klebte auf dem leeren Teller. Danach musste ich ihm versprechen, dass ich ab sofort immer ins Bett gehen und nicht aufbleiben würde, was allerdings nur bedeutete, dass ich im Bett sitzend einschlief, nachdem ich mich halbtot darüber gegrübelt hatte, was alles schiefgehen könnte.
    Und es konnten eine Menge Dinge verteufelt schiefgehen. Schon in der normalen Welt liefen dauernd Sachen schief, und in der Echtwelt hieß es eben, dass das Pech mit Zähnen und Klauen zuschlug, und das schneller als jeder Wald-und-Wiesen-Bär. August nannte es »die Situation«, Dad sprach von Sachen, »die den Bach runtergehen«, und Juan-Raoul de la Hoya-Smith umschrieb es mit » mala verfluchte suerte, chingada «.
    Ich hatte keine Ahnung, hinter wem oder was Dad dieses Mal her war. Auf dem Weg von Florida hierher hatte er nichts gesagt. Was untypisch war, denn sonst musste ich für ihn in den Kisten mit alten Büchern herumsuchen, die er hier und da gekauft hatte, und sie nach merkwürdigen Informationen durchblättern. Oder ich musste ihm helfen, Kugeln zu pressen und Messer zu wetzen, während er mich mit seinen wirren Ideen vollquatschte oder mich über Taktiken ausfragte. Ich dürfte die einzige Sechzehnjährige im Umkreis von dreihundert Meilen sein, die wusste, wie man einen Poltergeist von einem echten Geist unterschied (kleiner Tipp: wenn man ihn mit Salpetersäure erledigen kann oder er einen laufend mit neuem Mist bewirft, ist es ein Poltergeist) oder wie man erkennt, ob jemand ein Medium ist oder nur so tut (man piekst ihn mit einer Nadel aus reinem Edelstahl). Ich konnte die sechs Erkennungszeichen eines guten Ladens für Okkultes herunterbeten (Nummer eins: der Inhaber verriegelt die Tür, bevor er zum eigentlichen Geschäft kommt), und ich wusste, welche vier Dinge man nie tun durfte, wenn man sich in einer Bar mit Leuten aufhielt, die über die dunkle Seite der Welt Bescheid wussten (nicht schwach aussehen). Ich gelangte an Behördeninformationen und quasselte mich an Gerichtsdienern vorbei (ein Lächeln und die richtige Kleidung wirken Wunder), und ich konnte mich in Presseakten, Polizeiberichte und in einige Regierungsdatenbanken einhacken (oberste Regel: Lass dich nicht erwischen, logisch!).
    Ernsthaft: Selbst wenn man über ein hervorragendes Gespür verfügte, konnte man nicht einfach auf die Leute zumarschieren und sie nach dem örtlichen Exorzisten oder dem letzten ungeklärten Mordfall bei Neumond fragen! Noch viel weniger platzte man mit Fragen heraus wie der nach Häusern, in denen es spukte, weil sie als Nester dienten, oder nach dem Grillrestaurant, in dem die
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